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  • 3 Sterne

    7 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilli33, 21.05.2020

    Als Buch bewertet

    Anstrengend, aber nicht schlecht

    Puh, dieses Buch ist eine Herausforderung. Ich bin hier ganz unbedarft herangegangen, ohne mich vorher groß zu informieren. Entsprechend schwer fiel mir der Einstieg. Ich hatte zunächst kaum eine Ahnung, wovon die Autorin redet, was der Sinn dieses Romans ist, worum es eigentlich geht. Als ich ein wenig recherchiert hatte, gelang es mir besser, das erwähnte Gebiet diesseits und jenseits der Grenze, das Land jenseits der See und die verschiedenen Religionen und Paramilitärs einzuordnen und in die Handlung hineinzufinden. Aber was heißt hier Handlung? Handlung gibt es eher wenig - alles ist aus der Sicht der namenlosen Erzählerin geschildert und besteht zu einem Großteil aus deren Gedanken. Seitenlange Monologe erleichtern das Lesen nicht gerade. Es ist schwer, die Konzentration aufrechtzuerhalten, wenn einem zwischendurch kein Absatz zum Verschnaufen geboten wird.

    Dabei ist nicht nur die Protagonistin ohne Namen. Nein, alle Figuren werden nur mit ihrer Funktion bzw. einer Art Spitznamen benannt, z.B. Milchmann (der gar kein Milchmann ist), Vielleicht-Freund, Schwester Eins oder Schwager Drei. Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig.

    Die Autorin hat eindeutig etwas zu sagen. Ich frage mich nur, warum sagt sie es nicht einfach? Warum redet sie ellenlang um den heißen Brei herum und kommt nicht zu Potte? Warum packt sie ihre Aussage in dermaßen verschwurbelte Sätze? Warum macht sie es dem Leser künstlich so schwer?

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  • 1 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    m, 18.02.2020

    Als Buch bewertet

    Hat mich nicht beeindruckt
    Mir hat der "Milchmann" nicht gefallen, die Erwartungen durch Waschzettel und Leseprobe nach einem lesenswerten, interessanten Roman haben sich leider nicht erfüllt. Die Geschichte an sich ist meiner Meinung nach gar nicht richtig in Schwung gekommen, es wurde so viel "herumgeschwafelt", daß ich gar keine Lust hatte weiter zu lesen. Zudem fand ich es sehr die Geschichte störend, daß die Protagonistin und auch alle anderen Personen in der Geschichte keine Namen haben sonder mit Schwester 1, Schwager 3 oder ähnlichem bezeichnet wurden. So waar eine Identifizierung mit Personen der Geschichte nicht möglich. Außerdem habe ich die Kapitel als viel zu lang empfunden und irgendwie "ohne Punkt und Komma". Der Geschichte fehlen meiner Meinung nach die Höhen und Tiefen in der Handlung. Ganz klar, kein Buch für mich.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Zauberberggast, 16.02.2020

    Als Buch bewertet

    "Milchmann" objektiv zu bewerten, fällt mir wahnsinnig schwer. Ginge es nach der reinen Lektüreerfahrung, würde ich es schlecht bewerten, denn es ist es ein unendlich anstrengendes und zähflüssiges Buch. Ein Buch, das man mehrmals abbrechen möchte, es in die Ecke schleudern um es nie wieder zu öffnen. Und dann öffnet man es doch wieder und wird hineingezogen in eine Literatur voller Sprachgewalt und eine fiktionale Welt voller buchstäblicher Gewalt. "Milchmann" ist nämlich auch auf seine Art brilliant, gesellschaftskritisch, politisch, wagemutig, experimentell und unvergleichlich einzigartig. Ob es den renommierten Booker-Preis 2018 zurecht gewonnen hat? Ich kann es nicht beurteilen, da ich die Mitbewerber nicht gelesen habe. Die Auszeichnung hat aber sicher nicht nur politische Hintergründe.

    Die Erzählweise ist speziell. Stellenweise entfaltet sie eine gewisse Sogwirkung, meistens ist sie aber ermüdend, lamentierend, enervierend. Der retrospektive innere Monolog der Ich-Erzählerin, der vorwiegend aus Litanei-artigen, teilweise halbseitigen Mammutsätzen und einer sperrigen Syntax besteht, verlangt dem Leser einiges ab, vor allem aber ein hohes Maß an Konzentration. Der Roman ist per se eine einzige Digression. Vom eigentlichen Thema, nämlich dem Stalking der Ich-Erzählerin durch den Milchmann, wird ständig abgeschweift, obwohl es am Anfang vorwiegend um das Thema geht - was gleichermaßen verwirrend ist.

    Die Handlung ist denkbar dünn wie einfach: Eine 18-jährige Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, lebt in einer ungenannten Stadt (Belfast in den 1970er Jahren), in der Bespitzelung, Gewalt, ziviler Ungehorsam und Terror alltäglich sind. Sie ist das mittlere Kind und eine von sehr vielen Töchtern einer 11-köpfigen Familie , wobei ihr Vater - der an einer psychischen Krankheit litt - und einer ihrer Brüder bereits verstorben sind (Letzterer aufgrund eines Anschlags).
    Die Ich-Erzählerin macht sich verdächtig, weil sie scheinbar subversive Verhaltensweisen an den Tag legt, wie im Gehen zu lesen. Das ist ihre Art des Eskapismus, genau wie ihre Lektürewahl, die moderne Literatur ausklammert und die des 19. Jahrhunderts bevorzugt. Dieses unkonforme, unpolitische Verhalten ruft den ominösen Milchmann auf den Plan, der die sie bis zu seinem gewaltsamen Tod stalken wird. Die Bedrohung, die von Milchmann ausgeht, ist vage, subtiles Stalking, immer in der Schwebe und Psychoterror pur.
    Das Stalking wiederum führt zu einer verhängnisvollen Spirale der Verdächtigungen, zu einer Hexenjagd, in der die Ich-Erzählerin zur Zielscheibe wird. Anna Burns zeigt hier gewissermaßen eine verkehrte Welt auf: Ein Verhalten wie das der Ich-Erzählerin, obwohl harmlos, erregt unangenehme Aufmerksamkeit. Ein guter bzw. “normaler” und unpolitischer Mensch zu sein ist verdächtig und subversiv, Mord, Gewaltexzesse und Erfahrungen des sinnlosen Todes hingegen alltäglich und Teil des Straßenbildes.

    Anna Burns legt den Nordirlandkonflikt unters Messer ihrer Protagonistin, die ihn mit schmerzhafter Klarheit und Detailliertheit seziert. Das Sujet ist sicher für jeden Außenstehenden gewöhnungsbedürftig. Die Tatsache, dass man in ständiger Bedrohung lebt, nur weil man der falschen Religion angehört - ob man sie jetzt praktiziert oder nicht - ist harte Realität. In dieser Gesellschaft, in diesem Land, in dieser Stadt, in der die Ich-Erzählerin vor sich hin existiert, möchte niemand leben. Ich habe noch nie so oft das Wort "Autobombe" in einem einzigen Text gelesen.

    Kann eine Geschichte funktionieren, in der niemand, der darin vorkommt, einen echten Namen hat? Ja, kann sie. Nach einer gewissen Lesezeit hat man sich daran gewöhnt und es fühlt sich völlig natürlich an. Namen werden zu Platzhaltern in einer Gesellschaft, in der in Schubladen gedacht wird: Irgendwer Mc Irgendwas, Vielleicht-Freund, Themenfrauen, Tablettenmädchen, Mittelschwester, Atomjunge, Milchmann. Dennoch: Als dann neben dem Milchmann auch noch der "Echte Milchmann" auftaucht, wird es langsam anstrengend, die Figuren voneinander zu unterscheiden. Die kleinen Schwestern der Ich-Erzählerin ("Mittelschwester"), drei an der Zahl und alle unter zehn Jahren alt, sind sowieso ein Kollektiv. Sie zeichnen sich alle durch Hochbegabung und nicht-altersentsprechende Intellektualität und Belesenheit aus.
    Der Tenor der ganzen Anonymität: Alle sind austauschbar und besondere Merkmale gehören nicht in diese Gesellschaft, die nichts mehr scheut als Individualität. Namen verleihen Identität und Einzigartigkeit - etwas das hier nicht erwünscht ist.

    Allerdings: Wo ist eigentlich der Humor? Ist es ein spezieller nordirischer Insider-Humor, den Außenstehende einfach nicht begreifen oder ein solcher, der in der Übersetzung verloren geht? Geschmunzelt habe ich vielleicht an einer oder zwei Stellen. Alles in allem aber ist das Buch ein zutiefst ernstes, wenig erfreuliches, oft deprimierendes.

    Der Roman ist auch ein feministisches Manifest. Es geht mitunter darum, wie Frauen sich - weitgehend alleine - ihre Welt erschaffen und wie Männer versuchen, sie wieder einzureißen bzw. in ihren Grundfesten zu erschüttern. Männer (symbolisch: der Milchmann) bedrohen mit ihren Gewaltfantasien, ihrer Doktrin, ihrem Stalking und ihrem Machtstreben die komplexe (der Himmel ist bunt), differenzierte, vielfarbige, literarisch-künstlerische Existenz des Weiblichen (symbolisch: die Ich-Erzählerin).

    "Milchmann" ist innovativ, ein literarisches Experiment, prädestiniert um zu polarisieren.
    Dieses Buch ist eine Challenge, eine literarische Tour-de-Force, eine Bergbesteigung, ähnlich wie "Ulysses" von James Joyce. Man hat nach der Lektüre das Gefühl, einen literarischen Berg bestiegen zu haben, zufrieden, dass man den Aufstieg geschafft hat, aber auch froh ihn wieder verlassen zu dürfen.

    “Milchmann” ist keine leichte Lektüre, sondern eine, die dem Leser ein hohes Maß an Konzentration und Bereitschaft für sprachliche Komplexität abverlangt. Wenn man sich aber darauf einlassen möchte, eröffnet das Buch manchem Leser vielleicht eine neue Sicht auf die Dinge, das Schöne hinter dem Grausamen und die vielen bunten Farben des Himmels, der alles andere als nur blau ist.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Regina K., 02.03.2020

    Als Buch bewertet

    Es sind meist die hochgelobten Bücher, die mich anfangs etwas skeptisch werden lassen, dann aber die Neugier der eigenen Leseerfahrung überwiegt. Bereits die Leseprobe ließ erkennen, dass es ein etwas anders Buch ist. Anna Burns bedient sich einer außergewöhnlichen Stilart. Endlos erscheinende, verschachtelte Sätze fordern den Leser heraus. Ständig verändert sich der Blickwinkel, wird abgeschweift, neue Bilder machen sich breit. Auch gibt es keine greifbaren Personen, sondern werden durch Bezeichnungen wie „Vielleicht Freund“, „Schwager 1“, „Schwester 3“, um nur einige zu nennen, gezeichnet. Erzählt wird die Geschichte von der Ich-Erzählerin, die sich selbst als Mittelschwester bezeichnet. Eine kinderreiche irische Familie, wo bereits der Vater und einige Söhne verstorben sind.

    Der Leser wird von der Ich-Erzählerin in eine Welt gebracht, in der es schon ausreicht durch „Im-Gehen-Lesen“ Aufmerksamkeit zu erregen. Der Milchmann ihr begegnet, woraufhin sofort das Gerücht umgeht, dass sie mit dem 23 Jahre älteren Mann eine Affäre hat. Aufmerksamkeit erzeugt Aufregung, wie eine falsche Religion am falschen Ort, es Verweigerer und Befürworter gibt. In einem Land auf der anderen Seite vom See, oder der Grenze. Gedanken zu lesen wichtig ist, damit es nicht kompliziert wird.
    Die Ich-Erzählerin sich zu den Gerüchten nicht äußert, dadurch mehr ungewollte Aufmerksamkeit erfährt. Wem kann man trauen, in einer Welt wo sogar Namen verboten sind, die eine Zugehörigkeit verdeutlichen, die Gewalt heraufbeschwört.
    Die Handlung könnte überall auf der Welt spielen, in der Religion schon zu Ausgrenzung, Hass führt. Ein junger Mensch versucht seinen Platz zu finden, in einer Welt, die über Jahrzehnte von den Erwachsenen vergiftet wurde.Seinen eigenen Weg suchen und finden, darum geht es.

    So hat das Buch „Milchmann“ von Anna Burns sicher seine Berechtigung mit zahlreichen Preisen bedacht worden zu sein.
    Für mich war es aber eine sehr herausfordernde Leseerfahrung, die mich oft abbrechen ließ. Die Handlung in mehren Kapitel verteilt, hätte dem Leser mehr Ruhe, Zeit gegeben, diese unruhige Sprache zu begreifen. Aber vielleicht auch gewollt, weil die Dinge während der Unruhen in Irland oft aus dem Ruder liefen, wie diese Geschichte teilweise von mir empfunden wurde.
    Man sollte dem Buch eine Chance geben, jeder auf seine eigene Art.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leserattenmama, 19.04.2020

    Als Buch bewertet

    Wo bleibt das positive Pink des Himmels?

    Mich hat das Cover mit dem knalligen Sonnenuntergang, der vor allem pink wirkt, sehr angesprochen - das sieht so wunderbar positiv und nach guter Laune aus.
    Der Start in das Buch dann - der totale Gegensatz. Die 18-jährige Ich-Erzählerin bleibt ebenso namenslos wie so ziemlich alle Personen in diesem Buch - und das über die komplette Länge der 450 Seiten! Auch der konkrete Handlungsort wird nicht genannt - es muss in Nord-Irland sein und der Konflikt innerhalb der Bevölkerung ist im Text allgegenwärtig. Der Schreibstil zeichnet sich durch lange; oft sehr lange Sätze aus - man wird mitgenommen in das Gedankenkarussell der Erzählerin. Und diese Gedanken sind selten positiv... der Humor, der an einigen Stellen dennoch durchblitzt, ist sehr trocken bis schwarz...
    Von den Entwicklungen in der Geschichte will ich nichts vorwegnehmen - nur einige Themen verraten: Bespitzelung, Belästigung, physische und psychische Gewalt sowie die schwierige (vergebliche?) Suche nach der Partnerschaft für‘s Leben...
    empfehlen kann ich das Buch allen, die eine literarische Herausforderung gern annehmen wollen und ein ganz besonderes Leseerlebnis suchen. Wer sich allein vom Cover verleiten lässt oder normalerweise nur wenige Seiten am Stück liest bzw öfter tagelang pausiert, wird hiermit sicher ein Problem haben...

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bibliofreund, 12.04.2020

    Als Buch bewertet

    Ein schwer verständliches Buch mit einem ernsten Hintergrund, der am Anfang vielen Lesern sicherlich nicht klar sein wird, mich inbegriffen. Eine junge Frau lernt beim Lesen auf der Strasse einen Mann kennen, der versucht ihr seine Ansichten zu vermitteln. In der Nachbarschaft ist er als der Milchmann bekannt, doch in Wahrheit ist er ein Staatsverweigerer, ein Mann mit einer gewissen Macht in der Zeit des Nordirlandkonflikts. Obwohl sie ihn nicht sonderlich symphatisch findet, spricht sie mit ihm wenn immer sie ihn trifft, was aus unerklärlichen Gründen oft passiert. Es dauert nicht lange und die Gerüchteküche brodelt, die beiden seien ein Paar. Und obwohl die Frau dies abstreitet, wird sie in Kürze nicht erhörht.
    Der Roman ist eher schwere Kost, von Schreibstil her bis zu den wichtigen Themen die es analysiert, wie Krieg, Gemeinschaft, Macht usw. Ausserdem empfand ich immer eine gewisse Distanz zu der Geschichte, was auch an der Namenlosigkeit liegen kann, die ich überhaupt nicht mochte. Falls ich das von vornerein wusste, hätte ich mich nicht für diese Geschichte, entschieden. Zweifelsfrei für eine kleinere, sehr spezielle Lesergruppe geeignet.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 01.03.2020

    Als Buch bewertet

    Schwierige Zeiten
    In Anna Burns Roman “Milchmann“ steht eine namenlose 18jährige im Mittelpunkt, die in einem katholischen Viertel vermutlich von Belfast aufgewachsen ist. Die im Roman beschriebenen Ereignisse spielen sich Ende 1979 in einem Zeitraum von etwa zwei Monaten ab. In dieser Zeit gerät das Leben der Protagonistin völlig aus den Fugen. Eines Tages heftet sich Milchmann, ein 41jähriges hochrangiges Mitglied der IRA, an ihre Fersen, obwohl er verheiratet ist und sie ihm ausweicht. Doch der Stalker lässt nicht locker und droht ziemlich direkt, ihren Vielleicht-Freund, mit dem sie seit fast einem Jahr eine Art Beziehung hat, mit einer Autobombe zu töten. Tratsch und Klatsch gedeihen in dieser Gemeinschaft, zumal ihr eigener Schwager für die Verbreitung der Gerüchte sorgt. Man dichtet ihr schnell eine Affaire mit dem Milchmann an und beschimpft sie als Schlampe. Nicht einmal die eigene Mutter glaubt ihr. Im übrigen hat es ohnehin keinen Sinn, irgendwelche Erklärungen abzugeben, sich zu verteidigen, denn in diesen Zeiten gehört es zur Überlebensstrategie, nichts von sich preiszugeben, nicht aufzufallen und schon gar nicht, die Aufmerksamkeit der gewaltbereiten Extremisten auf beiden Seiten auf sich zu ziehen. Die junge Frau befindet sich in einer ausweglosen Situation, resigniert.
    Was macht diese Situation so brisant? Ebenso wenig, wie irgendjemand außer Milchmann einen Namen hat, werden die zeitgenössischen Fakten präzise benannt. Ende 1979 dauern die Troubles, die bürgerkriegsähnlichen blutigen Unruhen in Nordirland, bereits seit 11 Jahren an. Es ist ein gnadenloser Kampf zwischen der protestantischen Mehrheit, die den Verbleib im Vereinigten Königreich wünscht, und der katholischen Minderheit, die für die Vereinigung mit der irischen Republik kämpft. Auf beiden Seiten gibt es paramilitärische Einheiten, die immer wieder mit blutigem Terror Schlagzeilen machen. Die Zivilbevölkerung sympathisiert mit ihren eigenen Leuten, auch wenn sie selbst nicht militant ist. Und dann sind da noch die englischen Soldaten, die Polizei und jede andere als Obrigkeit betrachtete Organisation, die die katholischen Bürger fürchten müssen. Da ist keine Kooperation erlaubt. Andernfalls werden sie als Denunzianten verdächtigt und von den IRA-Mitgliedern – im Roman Verweigerer genannt - grausam bestraft. Beliebt war Verprügeln, das Zerschießen der Kniescheiben und natürlich Mord.
    Die Autorin zeichnet ein trostloses Bild dieser Epoche, die erst 1998 nach 30 Jahren mit dem Karfreitagsabkommen ein Ende fand. So interessant das Thema ist, gefällt mir nicht, dass man den Roman nur mit Hintergrundkenntnissen versteht, dass die Geschichte in einer derartigen epischen Breite und einer wahrscheinlich nicht nur in der Übersetzung furchtbaren Sprache abgehandelt wird. Endlose Schachtelsätze werden aneinandergereiht, seitenlang gibt es bei dem in nur sieben Kapitel unterteilten Buch keinen einzigen Absatz. Ein so sperriges Buch habe ich selten gelesen.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gerda, 03.03.2020

    Als eBook bewertet

    Ein irritierendes Buch. Es fällt so aus dem Rahmen. Es gibt keine Namen, keine Hinweise wo dieser Roman spielt und in welcher Zeit. Und doch drängt sich der Nordirland Konflikt auf.

    Was für eine schreckliche Zeit. Die Einwohner müssen sich entscheiden auf welcher Seite sie stehen, bzw. die Religion gibt es vor. Jede Abweichung von der Normalität wird beobachtet und kommentiert. Es könnte auch der Tod für denjenigen bedeuten.

    Hier gehen wir ein Stück des Weges mit der mittleren Tochter. Sie zieht die Aufmerksamkeit des Milchmannes auf sich. Wodurch genau, wird nicht erklärt.

    Die junge Frau sträubt sich, sie weiß genau was hier passiert und fühlt sich von allen verlassen und unverstanden. Der Milchmann agiert geduldig und manipulativ.

    Ein Roman auf den man sich einlassen muss. Er ist nicht einfach zu lesen. Es werden so viele verstörende Themen angesprochen. Die Preise hat er zu Recht erhalten.

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  • 2 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 20.03.2020

    Als Buch bewertet

    Düster und experimentell

    Düster wie der zeitliche Hintergrund- Nordirlandkonflikt in den 70ern- so bleibt auch die Handlung des Romans, der uns mit einer jungen Frau bekannt macht-ohne Name- der Erzählerin, die von einem weitaus älteren Mann verfolgt wird. Zeit und Ort befeuern Gerüchte und schnell sind (Vor-)Urteile gefällt.
    Experimentell ist der Schreibstil, mit dem ich mich überhaupt nicht anfreunden konnte. Personen ohne Namen in einer Geschichte mit einem an sich wichtigen Thema- der Gleichberechtigung der Frau- sind gewöhnungsbedürftig.
    „Milchmann“ ist kein Buch für zwischendurch. Obwohl es auf dem englischsprachigen Buchmarkt hochgelobt und mit wichtigen Buchpreisen versehen wurde, konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.

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  • 1 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Klaraelisa, 07.03.2020

    Als Buch bewertet

    Wir gegen die anderen
    Die 18jährige im Mittelpunkt des Romans “Milchmann“ von Anna Burns hat keinen Namen wie die anderen Figuren dieses Romans auch – mit einer Ausnahme: Milchmann heißt wirklich so (S. 393-5). Die Protagonistin wächst als eines von zehn Geschwistern in einer katholischen Familie, wahrscheinlich in Belfast auf. Sie wird Mittelschwester genannt und trifft sich seit fast einem Jahr mit Vielleicht-Freund. Eines Tages wird Milchmann zu ihrem Stalker. Er weiß alles über sie, kennt ihren Tagesablauf und will sie für sich, obwohl er 41 Jahre alt und verheiratet ist. Mittelschwester wird nur zweimal mit dem Mann gesehen, und schon sagt man ihr eine Affäre nach und beschimpft sie als schamloses Flittchen. In dieser Gemeinschaft verbreitet sich Klatsch blitzschnell und wird sofort für die reine Wahrheit gehalten. Ohnehin ist es in diesen Zeiten gefährlich, aufzufallen. Die junge Frau war schon vorher ins Gerede gekommen, weil sie im Gehen Literatur des 19. Jahrhunderts las, ohne sich um die überall lauernde Gefahr zu kümmern. Mit ihrem zum Selbstschutz angenommenen abgestumpften Gesichtsausdruck wird sie für arrogant gehalten, zumal sie als angebliche Geliebte von Milchmann, einem IRA-Führer, sowieso eine Sonderstellung annimmt. Die IRA-Mitglieder werden im Roman Verweigerer genannt. Mit ihnen legt man sich besser nicht an. Schon der Verdacht, ein Denunziant zu sein, kann das Todesurteil bedeuten. Die Katholiken in diesem Viertel – aus der Sicht der Protagonistin „Wir“ - müssen jeden Anschein vermeiden, mit den „anderen“, den Protestanten, den englischen Soldaten und jeder Art von Obrigkeit Kontakt zu haben. Werden sie Opfer einer Straftat, gehen sie nicht zur Polizei, sind sie schwer verletzt oder todkrank, wagen sie es nicht, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. Die „anderen“ leben in ihrem eigenen Viertel, auf der anderen Seite der Straße oder auf der anderen Seite der See, d.h. in England.
    Was hat das alles zu bedeuten? In Nordirland herrscht seit Jahren eine Art Bürgerkrieg, der insgesamt 30 Jahre dauern und mehr als 3500 Opfer fordern wird. Im Roman hat fast jede Familie schon Opfer zu beklagen. Die Bombenanschläge der IRA und die Massaker der anderen paramilitärischen Gruppen sowie die Vergeltungsschläge der englischen Armee gehen durch die Weltpresse. In diesem Konflikt geht es nicht um Religion, sondern um politische Ziele. Am Beispiel von Mittelschwester lässt sich sehr gut erkennen, was es bedeutete, in solchen Zeiten an diesem Ort aufzuwachsen. Angst und Misstrauen bestimmen das Leben der Menschen. Leider ist das Buch nur verständlich, wenn man schon vorher über den Nordirlandkonflikt Bescheid weiß. Hinzukommt, dass der Roman auch sprachlich wegen des kreativen Umgangs der Übersetzerin mit der deutschen Sprache harte Kost ist. Bandwurmsätze, weitgehend fehlende Absätze und eine Gliederung in nur sieben Kapitel machen die Lektüre mühsam. Das Wenige, das passiert, wird in unerträglicher Breite erzählt. Mir hat dieser Roman nicht gefallen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 08.03.2020

    Als Buch bewertet

    Anspruchsvoller, themenreicher und sehr sprachmächtiger Roman

    Nordirland, Belfast, 1979 - einerseits – andererseits sicher auch eine Parabel für sämtliche Gesellschaften, insbesondere bürgerkriegsbetroffene, aber auch Gesellschaften mit patriarchalischen, religiösen oder totalitären Strukturen.

    Die eigenwillige und kluge Icherzählerin beschreibt, wie sie Stalkingopfer und infolge Opfer von Gerüchten und letztlich Opfer der Verhältnisse wird. Der Milchmann spürt ihr nach, obwohl verheiratet, möchte er sie zur Geliebten. Er ist ein hohes Tier unter den politischen Rebellen, den „Verweigerern“. Ihr wird schnell ein Verhältnis angedichtet. Weder ihr Vielleicht- Freund glaubt ihr, noch ihre Mutter. Viele Freunde hat sie nicht. Und eigentlich möchte sie sich nicht mit der grausigen Realität auseinandersetzen, stattdessen versinkt sie lieber in der Literatur des 19. Jhdts. Dennoch läuft sie durchaus mit wachen Augen durch die Gegend, erkennt vieles, nur was sie selbst betrifft, nimmt sie nicht wahr bzw. verdrängt sie.

    Ihre Lebensrealität ist allgemein sehr bedrohlich, was sehr eindrücklich geschildert wird. Sie lebt in einer „permanent alarmbereiten Gesellschaft“ mit Überwachung, hoher Gewaltbereitschaft und der ständigen Gefahr von (sexuellen) Übergriffen, Bomben und Busentführungen. Die Menschen sind daher paranoid, niemand sagt, was er wirklich denkt, niemand zeigt sich, wie er wirklich ist. Es besteht eine riesige Fassade, es heiratet sogar niemand den, den er wirklich liebt, weil es zu allem noch einengende Religionsvorschriften, starre Traditionen und Konventionen gibt. Die Menschen leben somit oft eine Doppelmoral, es wird wichtig, was die anderen über einen denken und Gerüchte erhalten eine große Macht.

    Es ist eine patriarchalische Gesellschaft in der diese junge Frau Opfer männlicher Gewalt wird. Dieser Prozess wird sehr gut und sehr berührend beschrieben. Die Ich Erzählerin zieht sich immer mehr in sich zurück, bis sie letztendlich kapituliert, was wirklich schmerzhaft anzusehen ist. Es fehlten ihr auch stets die richtigen Worte, um sich verständlich zu machen. Auch das ist immer wieder Thema des Romans - das Unaussprechliche. Immer wieder wird sichtbar gemacht, wie wichtig das Aussprechen, das Erfassen und damit einhergehende Verdinglichung der Wirklichkeit ist, um Selbstwirksamkeit und innere Ruhe, trotz relativer Machtlosigkeit, zu erlangen.

    Die Autorin lässt nah an den Gedanken der Ich-Erzählerin teilhaben. Diese schildert Wahrnehmungen, Empfindungen, reflektiert diese, setzt sie in Zusammenhänge und hinterfragt sie immer wieder. Sie verfügt über keine Sicherheiten, kein Vertrauen, daher ist sie stets voller Zweifel, was sich streckenweise recht anstrengend liest. Eine für mich besonders einprägsame Szene spielt während eines Französischkurses, in dem es, kurz gesagt, darum geht, dass die Wirklichkeit nicht Schwarz-Weiß zu sehen ist, sondern in den mannigfaltigsten Farben erscheint. Das fand ich literarisch so phantastisch gemacht, dass ich das bestimmt nie vergessen werde.

    Die Autorin ist ungemein sprachmächtig und zeigt eine große Lust am Formulieren und Wortschöpfungen. Der Schreibstil hat mir gut gefallen! Die Lektüre ist anspruchsvoll, ich benötigte volle Konzentration, fand aber auch viele interessante Gedanken und Beschreibungen. So inspirierte der Roman mich einerseits und brachte mich zum Nachdenken. Anderseits berührte er mich aber auch sehr, erweckte Mitgefühl, bedrückte und ließ mich traurig werden. Gleichzeitig amüsierte ich mich jedoch auch über diesen hintergründigen, etwas schwarzen und trockenen Humor.
    Etwas genervt war ich aufgrund einer Redundanz, man hätte großzügiger kürzen können, zudem auch die letzten 50 Seiten für mich eher unnötig waren.

    Der Roman ist sehr komplex. Politische, feministische, psychologische und soziologische Themen, aber auch Fragen über Wahrnehmung, Sprache und Erkenntnis werden hier dargestellt.
    Mir gefiel dieser etwas eigenwillige Roman sehr gut, er klingt immer noch nach und wird mich auch weiterhin beschäftigen.

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  • 2 Sterne

    17 von 31 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 23.02.2020

    Als Buch bewertet

    Mit ihrem Roman "Milchmann" hat die irische Autorin Anna Burns den Man Booker Prize 2018 gewonnen. Das Buch erscheint im Tropen Verlag.


    Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein. (Klappentext)

    Vor dem Hintergrund Nordirlands zeigen sich die Probleme und der gewalttätige Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Autobomben und Gewalt sind an der Tagesordnung. Auch die Erzählerin ist davon betroffen, dieser Konflikt bestimmt den Alltag der Menschen und beeinflusst sie in ihrem Tun. Die bedrohliche Situation, herrschende Moralvorstellungen und das Gerede der Mitmenschen betreffen auch die Erzählerin, ihr wird eine Beziehung zum Milchmann vorgeworfen, dabei verabscheut sie ihn aufs tiefste. Der feministische Ansatz ist hier noch der entscheidende Inhalt, der mir beim Lesen interessant vorgekommen ist.


    Die Erzählerin ist gerade mal 18 Jahre alt, hat ihren Vater und Brüder verloren und wenn es nach ihrer Mutter ginge, wäre sie bereits verheiratet. Ihr stellt ein älterer Mann nach, der Milchmann, dem sie lieber aus dem Weg geht. Sie fühlt sich aber auch vom allgemeinen Misstrauen und der täglichen Gewalt bedrängt. Gerne hätte ich mit der Erzählerin ihre Erlebnisse, Gefühle und Gedanken mehr geteilt. Doch sie springt von einem Thema zum nächsten, was konfus wirkt und sehr erschwerend zu lesen ist. Die Ablehnung gegen den Milchmann ist aber noch das offensichtlichste, was man mitbekommt. Sie versucht, ihr Leben selbst zu bestimmen und sich vor männlichen Andeutungen und Übergriffen zu schützen, das wird deutlich. Aber insgesamt ist der Inhalt zu wirr und konfus und lässt einfach zu wünschen übrig. Deshalb konnte mich die Geschichte mit ihren monoton und endlos aufgezählten Belanglosigkeiten über die volle Länge des Buches einfach nicht mitnehmen. Ich war mehr als einmal versucht, das Buch abzubrechen.


    Der besondere Schreibstil hat schon etwas, er ist mit den grübelnden Betrachtungen teilweise brillant, dann aber durch die langen und verschachtelten Sätze auch sehr schwer zu lesen. Oft fehlt einfach der Bezug zu den aktuellen Vorgängen, die Erzählerin schweift ab, hinterfragt die Rollen von Männern und Frauen und deutet immer wieder die Unterdrückung und das machohafte Verhalten von Männern an.


    Anfangs noch interessant, aber über die Länge des Buches hat mich die Betitelung der Charaktere immer mehr gestört. Sehr vage und distanziert nennt die junge Frau keine wirklichen Namen, nennt sie Tablettenmädchen, Schwester 1 oder Schwager 2, also unbestimmte Personen, die an mir vorbeischwimmen und mich nicht erreichen. Ich konnte mir von den Personen kein Bild machen, zu undeutlich verschwimmen die Figuren durch die Namenlosigkeit.


    Dieses ungewöhnliche Buch findet sicherlich Leserinnen, die es wertschätzen. Man muss lange Sätze mögen und sich ziemlich hindurchkämpfen, deshalb lässt es mich leider enttäuscht zurück.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 23.03.2020

    Als Buch bewertet

    Anstrengend und Eindruck hinterlassend

    Mit „Milchmann“ verlangt die Autorin Anna Burns ihren Lesern einiges ab. Zum Beispiel stilistisch: Die Namen ihrer Protagonisten werden nicht genannt, nur ihre Spitznamen oder auch Bezeichnungen, die ausschließlich die namenlose Hauptfigur verwendet. Da gibt es „Vielleicht-Freund“, „Tablettenmädchen“ „Irgendwer McIrgendwas“, „Kleine Schwestern“ und natürlich „Milchmann“, nach dem dieser Roman benannt ist. Auch die Ich-Erzählerin wird ihrer jeweiligen Rolle gemäß angesprochen, z.B. als „Vielleicht-Freundin“, „Älteste Freundin“, „Tochter“ und „Mittelschwester“. Welche Position „Milchmann“ ihr zugedacht hat, ist allerdings lange unklar. Sicher ist nur: Der wesentlich ältere Mann sucht die Nähe der 18-Jährigen. Und dadurch fällt sie plötzlich auf, obwohl sie niemals auffallen wollte, denn das kann in einer Gesellschaft, in der jeder jeden belauert und verdächtigt, nur gefährlich werden.
    Der Roman spielt in den 1970er Jahren in Nordirland, wobei letzteres zu keinem Zeitpunkt explizit genannt wird. Es gibt sehr viel „uns“ und „die anderen“, wobei letztere sich noch einmal in die „auf der anderen Seite der Hauptstraße“ und die „auf der anderen Seite der See“ aufspalten. Es herrschen jede Menge ungeschriebener Verhaltensregeln, z.B. Paramilitärs zu unterstützen, in keinem Fall ein Krankenhaus aufzusuchen und nicht im Gehen zu lesen.

    Apropos lesen: Wie liest sich das Ganze denn nun? Wie sich vielleicht schon erahnen lässt: verwirrend. Anstrengend. Dass das Buch in größten Teilen als ein langer, innerer Monolog der zunehmend verunsicherten und verängstigten Hauptfigur daherkommt, macht die Lektüre nicht einfacher. Über lange Strecken passiert wenig, stattdessen wird viel reflektiert, wobei manchmal auch schwarzer Humor aufblitzt und die Absurdität der ganzen Situation immer stärker herausgearbeitet wird. Dabei hatte ich oft das Gefühl, dass mir zwischen den Zeilen eine ganze Menge entgehen könnte, da ich einfach viel zu wenig über die nordirische Geschichte weiß.
    Unverwechselbar ist der Roman zweifellos, inhaltlich und stilistisch habe ich sicher noch nichts Derartiges gelesen. Die eindringlichen Beschreibungen des Lebens in einer toxischen, von Willkür und allgemeinem Misstrauen geprägten Atmosphäre werden mir sicherlich im Gedächtnis bleiben. Beeindruckt hat mich „Milchmann“; weiterverschenken würde ich dieses Buch jedoch nicht. Der Roman ist eher schwere Kost – ob man sich darauf einlassen will, muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 14.03.2020

    Als Buch bewertet

    Anspruchsvoll – anstrengend - lohnenswert

    „Milchmann“ ist der erste Roman der Autorin Anna Burns, der in Deutsch veröffentlicht wurde. Die verschiedenen Auszeichnungen, die der Roman erhielt, haben mich neugierig gemacht und ich war gespannt, ob der Roman meinen Erwartungen entsprechen würde.

    Anna Burns berichtet aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt. Sie wird von einem wesentlich älteren und einflussreichen Mann – dem Milchmann – gestalkt und zieht dadurch die Aufmerksamkeit der Leute auf sich, die ihr eine Affäre anhängen. Dies ist aber nur das Grundgerüst des Romans, in dem es vielmehr – um die politischen und religiösen Konflikte, die Menschen und das gesamte Zeitgeschehen der 1970er Jahre in Irland – geht.

    Die Ausdrucksweise der Autorin erfordert viel Aufmerksamkeit. Die Sätze sind lang und verschachtelt und der Schreibstil subtil, trocken und sarkastisch.

    Die Charaktere haben keine Namen, sondern werden durch ihren Bezug zu der Protagonistin oder andere Eigenarten benannt. Dadurch fand ich es schwierig eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und sie blieben mir eher fern. An einigen Stellen ging mir die Autorin ein wenig zu sehr ins Detail und ich hätte gerne auf die brutalen Einzelheiten und das daraus folgende Kopfkino verzichtet.

    In dem Buch steckte neben der Geschichte um die Protagonistin und den Milchmann so viel an historischen Hintergründen, Andeutungen, Fakten, die sich bis in die Gegenwart ziehen, dass es wahnsinnig aufwühlend ist und eine unglaubliche Brisanz enthält.

    Es ist kein Roman, der unterhält und mit dem man sich wohlfühlt, aber einer der aufrüttelt, erschreckt und den man lange im Gedächtnis behält.

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  • 1 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marie aus E., 15.05.2020

    Als Buch bewertet

    So viele Preise hat das Buch gewonnen und so viele begeisterte Pressestimmen erhalten.

    "Komisch", "Unterhaltsam" "Sätze so ungewöhnlich und rhythmisch" sind Schlagworte aus Kritiken.
    Ich habe wohl ein anderes Buch gelesen. Sätze, die ellenlang und verschachtelt waren, keine Spur von Unterhaltung geschweige denn Komik boten und bei denen ich mich stundenlang durch das Buch gequält habe.

    Skizziert wurde das Leben im Krieg, einem religiös begründeten Krieg (dass es sich um den Nordirland-Konflikt handelt, hat sich mir aus der Lektüre heraus nicht erschlossen, ich habe zuerst eine Handlung in der Zukunft vermutet, war dann aber durch die Erwähnung von Hits der 80er irritiert). Die ständige Existenz von Denunziation, Gewalt, Tod und insgesamt eine von Männern dominierten Gesellschaft mit entsprechenden Wertevorstellungen wurde zwar gut transportiert, allerdings konnte mich die Handlung überhaupt nicht mitnehmen. Sie war mir zu diffus, zu schwammig, für über 400 Seiten gab es viel zu viele Wiederholungen.


    Dazu noch die Sprache - die Autorin lässt ihre Charaktere namenlos, die ausschließliche Verwendung der Familienstellung (kleine Schwestern, Schwager 1, Schwager 3 usw.) war auf Dauer sehr anstrengend zu lesen.
    Auch zur Erzählerin konnte ich keinerlei Bezug aufbauen.

    Was bleibt, war das unbeschreibliche Gefühl der Erleichterung, als ich das Buch endlich "geschafft" hatte - und die Frage, warum ich nur nicht frühzeitig abgebrochen habe.

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  • 1 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemone, 11.02.2020

    Als Buch bewertet

    Was an diesem Buch ein Weltbestseller sein soll, ist mir rätselhaft. Das war mit Abstand das fürchterlichste Buch, welches ich in den letzten Jahren gelesen habe und ich ärgere mich sehr, über die vergeudete Lesezeit! Die Autorin hat eine kalte, distanzierte Schreibweise, die bei mir absolut nicht ankam. Das Buch ist in lediglich 7 Kapitel aufgeteilt und dadurch sind die Kapitel ellenlang. Dazu kommt noch, dass die Geschichte in einem fortlaufend monotonen Stil erzählt wird. Es gibt keine Namen, was die Distanz zu den Charakteren noch verstärkt. Die Protagonistin erzählt vom Vielleicht-Freund, die Schwager sind durchnummeriert, ebenso die Schwestern. Die Mutter ist ständig in Panik weil die 16-jährige Protagonistin noch nicht verheiratet ist. Gehts noch? Außerdem holt die Autorin mit sehr vielen Nebensächlichkeiten zu weit aus. Sie lässt die Protagonistin ein paar Sätze schildern, um dann seitenweise mit was ganz anderem zu kommen, um dann danach wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Ich fand das Buch einfach nur schrecklich und kann leider keine Leseempfehlung aussprechen!

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  • 2 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 24.02.2020

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Als junge Frau will man vieles, aber meistens nicht dass ein alter Mann Interesse für einen zeigt, auch wenn er mächtig ist. Als genau das aber passiert, versucht sie trotzdem alle darüber im Unklaren zu lassen, was wirklich dahinter steckt. Sie versucht ihren Weg zu gehen auch wenn die Gesellschaft, in der sie sich bewegt, Gerüchte erfindet und mögliche Fehltritt fatale Folgen haben könnten.
    Meine Meinung:
    So manche Bücher, die hoch gelobt werden, polarisieren. Dieses Buch ist so ein Buch. Wenn ich so manche Rezension lese, die total euphorisch daher kommt, bin ich eher auf der Seite, mich zu fragen, was die Leute in diesem Buch sehen. Mir sagt das Buch nichts, der Schreibstil ist irgendwie schwurbelig und liest sich auch nicht sonderlich gut. Die Geschichte ist für mich völlig uninteressant und nach meiner Meinung völlig überbewertet. Ich musste mich fast zusammen reißen, dass Buch überhaupt zu Ende zu lesen. bein, mein Buch ist das wahrlich nicht.
    Fazit:
    Nicht mein Buch

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  • 4 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 22.02.2020

    Als eBook bewertet

    Ungewöhnlicher Roman
    Die irländische Autorin Anna Burns schreibt mit „Milchmann“ einen ungewöhnlichen Roman. 2018 bekam sie für diesen Roman den Booker Prize.

    Dieses Buch ist ein einziges Vielleicht.
    Die Handlung findet während des Nordirlandkonflikts in den 70er und 80er Jahre statt. Es ist ein Roman ohne Namen und wird von einem Mädchen erzählt. Da gibt es den Milchmann. Den Chefkoch, vielleicht Freund , Tablettenmädchen, erste, zweite und dritte Schwester. Milchmann scheint ein gefährlicher Man zu sein.
    Die Protagonistin fantasiert vor sich her. Zwar zeigt sie uns auch die Turbulenzen der Zeit, aber so anonym ist es für mich etwas schwierig zu lesen. Ich konnte mich langsam in den Roman einlesen und war dann doch noch einigermaßen zufrieden.
    Über dieses Buch sollte sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 15.02.2020

    Als Buch bewertet

    Milchmann ist das Werk der irischen Autorin Anna Burns. Sie schreibt über die Zeit der großen Konflikte in ihrer Heimat, wo Mord und Totschlag an der Tagesordnung lagen. Die Rede ist oft von „Wir“ und „die da drüben“, wobei „drüben“ nur die andere Straßenseite war. „Unsere“ Religion und „deren“ Religion bietet ebenfalls immer wieder Stoff zu tödlichen Auseinandersetzungen.

    In dem Buch Milchmann beschreibt die Ich-Erzählerin ihr Leben in Irland. Sie berichtet von sexueller Nötigung durch ihren Schwager und der Gerüchteküche ihrer Nachbarschaft. In ihren Augen war es eine „Chefgerüchteküche“, die nicht nur ihr das Leben schwer machten. Die Menschen sind verstört, weil sie, geprägt von dauerhafter Gewalt und sozialen Konflikten, ihr Leben in Belfast fristen. Die Autorin verarbeitet hier eigene Traumen und Erlebnisse und das macht das Buch zu etwas Besonderem. Sie weiß, wovon sie schreibt. Nichts ist übertrieben und, obwohl zuweilen lustig, so blieb mir als Leser das Lachen im Halse stecken.

    Die Hauptperson des Buches ist 18 Jahre alt und leidet unter den Familienverhältnissen. Der Vater ist depressiv und muss immer wieder zur langwierigen Behandlung in eine psychiatrische Klinik. Wie es damals wohl noch extremer war als heute, wo wurde die Erkrankung gegenüber der Nachbarschaft geleugnet. Die Mutter verstand nicht, was den Vater belastete. „Man sah doch nichts.“ Die junge Frau ist ebenfalls Opfer von Verleumdung und übler Nachrede. Keiner der Denunzianten hinterfragt den Wahrheitsgehalt der Gerüchte, dabei hätte sie deren Hilfe so sehr gebraucht.

    Nein, es ist kein Buch, welches ich einfach mal so locker weg lesen konnte. Es gibt ungewöhnlich lange und verschachtelte Sätze sowie viele neue Wortschöpfungen. Oder haben Sie schon mal etwas von „Vielleicht-Freund“, „Zehnminutengegend“ oder „Bruder zwei“ gehört oder gelesen? Und gerade deshalb packte mich die Freude an außergewöhnlicher Literatur und ich ließ mich auf das besondere Buch ein. Es lohnte sich und ich lernte die Situation der Iren aus einer anderen Perspektive kennen. Nämlich der einer jungen Frau. Erschrecken war für mich, dass der Konflikt noch immer schwelt und der Roman in einer Zeit spielt, die noch gar nicht so lange zurück liegt. Wer sich auf ungewöhnliche Sprache einlässt, wird bei der Lektüre von Milchmann nicht enttäuscht.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stephanie P., 22.04.2020

    Als Buch bewertet

    Die Hauptprotagonistin ist eine junge Frau, welche hohen gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt ist. Als sie ungewollt die Aufmerksamkeit eines deutlich älteren Mannes auf sich zieht, erweckt sie auch das Interesse ihrer Mitbürger, was sie auf jeden Fall verhindern wollte.

    Anna Burns Roman verbindet eine starke junge Hauptprotagonistin mit historischen Hintergründen und Gesellschaftskritik. Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich und ich hatte über weite Strecken Schwierigkeiten mit Anna Burns Art zu schreiben zu Recht zu kommen, obwohl mich die inneren Kämpfe der namenslosen Hauptprotagonistin sehr fasziniert haben. Ich empfand den Schreibstil als anstrengend aber dennoch berührend und aufrüttelnd. Dieser Roman ist äußerst intelligent verfasst und behandelt dabei viele aktuelle Themen, welche oftmals gesellschaftskritisch verpackt sind.

    Die einzelnen Protagonisten, allen voran die Hauptprotagonistin, sind äußerst facettenreich und vielschichtig, wodurch sie unglaublich authentisch wirken. Vor allem die Gedankenwelt und Emotionen der Hauptprotagonistin werden unglaublich authentisch transportiert, wodurch einen die Handlung sowohl fesselt und aufwühlt als auch berührt und zum Nachdenken anregt. Mich konnte die Hauptprotagonistin restlos überzeugen. Es handelt sich um eine kritische, kluge und vor allem mutige junge Frau, welche durch zahlreiche Außenerwartungen nicht in der Lage ist ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der innere Monolog zeigt den gesellschaftlichen Druck und den Wunsch diesem nicht nachzugeben sehr deutlich und in seiner gesamten Ambivalenz auf.

    FAZIT:
    „Milchmann“ ist ein äußerst anstrengender Roman, der eine gewisse Zeit braucht, bis man ihn gelesen hat. Da er allerdings sehr emotional und aufrüttelnd ist sowie zum Nachdenken anregt, lohnt es sich dennoch das Buch zu lesen. Daher vergebe ich 4 Sterne!

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