The Zone of Interest (DVD)
Oscar 2024: Bester internationaler Film, Bester Ton
Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Glazer ließ sich für den Film von dem gleichnamigen Buch des verstorbenen Autoren Martin Amis inspirieren. Sein Film beleuchtet die Schrecken des Holocaust aus der Perspektive von Rudolf und Hedwig Höss,...
Erscheint am 14.06.2024
DVD
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Produktdetails
Produktinformationen zu „The Zone of Interest (DVD)“
Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Glazer ließ sich für den Film von dem gleichnamigen Buch des verstorbenen Autoren Martin Amis inspirieren. Sein Film beleuchtet die Schrecken des Holocaust aus der Perspektive von Rudolf und Hedwig Höss, dem Kommandanten von Auschwitz und seiner Familie, die in ihrem Bilderbuchheim Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager ein äußerst privilegiertes Leben führen.
Softbox
Mitwirkende zu „The Zone of Interest (DVD)“
Darsteller: | Sandra Hüller , Christian Friedel, Ralph Herforth |
Regisseur: | Jonathan Glazer |
Label: | Leonine |
Verlag: | LEONINE Distribution GmbH |
Verleih: | Leonine Studios |
Vertrieb: | Leonine Studios |
Land / Jahr: | Deutschland / 2024 |
Bibliographische Angaben
- Autor: Martin Amis
- DVD
- farbig
- Bild: Widescreen
- Sprache: Deutsch
- Studio: LEONINE Distribution GmbH
- EAN: 4061229388702
- Erscheinungsdatum: 14.06.2024
Rezension zu „The Zone of Interest (DVD)“
„The Zone of Interest“, die erste Regiearbeit von Jonathan Glazer seit „Under the Skin“ vor zehn Jahren und überhaupt erst der vierte Film des Briten in insgesamt 23 Jahren, ist genau die Art von Film, auf die man hofft in Cannes. Ein Film, der das gesamte Festival mit einem Schlag auf ein anderes Niveau hebt, bei dem man während des Sehens spürt und weiß, dass in Jahren noch über ihn gesprochen wird. Glazer ist ein Mann, der im Verborgenen arbeitet, eigentlich keine Interviews gibt und keinerlei Informationen über seine Arbeiten an die Außenwelt dringen lässt. Oft weiß man nicht, was er dreht, wenn er dreht. Es ist nicht bekannt, wer mit spielt und um was es genau geht. Man weiß nicht, wie weit er ist und wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist.Und selbst, wenn dann doch Informationen nach draußen dringen, sind sie mit Vorsicht zu genießen. Wenn Glazer einen Roman verfilmt, heißt das noch lange nicht, dass man die Vorlage im vorliegenden Film noch erkennt. Sagen wir es mal so: Romane werden von Glazer, nicht adaptiert, ein Aspekt oder der Kern von ihnen dienen als Inspiration für völlig eigenständige Kunstwerke. Von Michel Fabers „Under the Skin“, eine Art modernes Update von „Farm der Tiere“, blieb nur die Prämisse übrig: Ein Alien landet in Schottland. Und auch Martin Amis‘ Skandalroman „Interessengebiet“, die Geschichte einer Liebesaffäre zwischen einem SS-Offizier und der Frau des Kommandanten von Auschwitz, hat Glazer nichts übrig gelassen. Außer dass es um die Familie von Rudolf Höß geht, die vielleicht einzigen Menschen, die Auschwitz nicht verlassen wollen, weil sie ihr Traumleben führen. Hannah Arendts „Banalität des Bösen“, ein Begriff, der im Untertitel ihres 1963 veröffentlichten Buches „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ auftaucht, wird hier in 100 Minuten Film gegossen, so konzentriert, so konzis, so genau, so streng, so grausam und gewalttätig, obwohl nicht ein Gewaltakt zu sehen ist, dass man es schier nicht
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ertragen kann.
„Wirklich schön habt ihr es hier“, sagt Hedwig Höß' Mutter bewundernd, als sie zu Besuch kommt und sich von ihrer Tochter durch das hübsche Haus mit dem riesigen Garten führen lässt. Dass da eine riesige Mauer steht, hinter der Wachtürme, Baracken und Schornsteine hervorragen, merkt sie ebenso wenig an wie den dröhnenden Lärm von den Zügen, Gaskammern und Krematorien, der niemals auch nur eine Sekunde aufhört, der Klang der industriellen Vernichtung, nur hin und wieder durchbrochen von Schüssen, gebellten Befehlen und Schmerzensschreien, ein unablässiges Crescendo der Verzweiflung. Ob denn womöglich die Frau, für die sie einst als Putzfrau arbeitete und deren Vorhänge sie nach ihrer Deportation in einer Versteigerung an eine andere Nachbarin verloren hat, auf der anderen Seite der Mauer lebe, fragt die Mutter immerhin einmal. Man weiß, was da passiert in Auschwitz. Wie auch nicht. Aber man akzeptiert es. Es ist eine Notwendigkeit.
Und hindert Hedwig Höß nicht daran, ausgerechnet hier ihr Traumleben zu führen. Während der Boden ihres Gartens mit der Asche der Ermordeten gedüngt wird, ihr ältester Sohn im Bett mit den Zähnen von vergasten Juden spielt, ihr Mann in Socken Großindustrielle empfängt, die ein noch besseres Hochleistungskrematorium entwickelt haben, während ein jüdischer KZ-Häftling die Reiterstiefel des Kommandanten blank wienert. Einmal wirft Hedwig Höß dem Personal - polnische Frauen aus dem Dorf - Unterwäsche auf den Esstisch: Jeder darf sich ein Teil nehmen. Sie selbst probiert einen wertvollen Pelzmantel an und stellt genervt fest, dass der Saum des Seidenfutters geöffnet ist. Die Risse in dem perfekten Leben der Familie Höß im Schatten des größten Vernichtungslagers der Nazis merkt man kaum. Die Eheleute schlafen getrennt, ganz spät äußert Höß bizarre Gewaltfantasien, eine Tochter schlafwandelt, der größere Bruder sperrt den jüngeren Bruder im Gewächshaus ein. Die Saat, die Michael Haneke in „Das weiße Band“ gesät hat, ist in „The Zone of Interest“ aufgegangen.
Der Film wirkt nicht inszeniert, die Schauspieler agieren naturalistisch, reden meistens banales Zeug. Zehn Kameras hat Jonathan Glazer seinen Kameramann Lukasz Zal an Fixpunkten im Haus und Garten aufstellen lassen, damit die Schauspieler arbeiten konnten, ohne mit der Crew konfrontiert zu werden. „The Zone of Interest“ dokumentiert Alltag, aber ist alles andere als unbeteiligt. Zu Beginn sieht man den Titel auf Schwarz und verfolgt mit, wie er nach und nach verbleicht, bis da nur noch eine schwarze Leinwand ist. Gleichzeitig klingt ein industrieller Lärm an. Der Akt des Nichtsehens ist die Ouvertüre. Danach kann man nicht mehr wegsehen. Immer wieder setzt Glazer Akzente der Verfremdung. Kurz taucht er die Leinwand in Rot. In Negativaufnahmen zeigt er ein Mädchen, das Äpfel im Schlamm des Lagers versteckt. Aus dem Off werden Briefe von und über Höß vorgelesen. Ein Gedicht eines KZ-Insassen wird nur mit Klaviernoten angestimmt, während man die Worte auf der Leinwand mitlesen kann. Weinen will man. Der Film ist eine Sinfonie des Schreckens. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Sandra Hüller und Christian Friedel sind die Hauptdarsteller. Wie sie es ertragen konnten, der Banalität des Bösen so furchtlos und entschlossen ins Auge zu blicken, weiß ich nicht. Ich verbeuge mich vor ihnen. „The Zone of Interest“ ist ein Film, der erschüttert und fassungslos macht. Er ist perfekt.
Thomas Schultze.
„Wirklich schön habt ihr es hier“, sagt Hedwig Höß' Mutter bewundernd, als sie zu Besuch kommt und sich von ihrer Tochter durch das hübsche Haus mit dem riesigen Garten führen lässt. Dass da eine riesige Mauer steht, hinter der Wachtürme, Baracken und Schornsteine hervorragen, merkt sie ebenso wenig an wie den dröhnenden Lärm von den Zügen, Gaskammern und Krematorien, der niemals auch nur eine Sekunde aufhört, der Klang der industriellen Vernichtung, nur hin und wieder durchbrochen von Schüssen, gebellten Befehlen und Schmerzensschreien, ein unablässiges Crescendo der Verzweiflung. Ob denn womöglich die Frau, für die sie einst als Putzfrau arbeitete und deren Vorhänge sie nach ihrer Deportation in einer Versteigerung an eine andere Nachbarin verloren hat, auf der anderen Seite der Mauer lebe, fragt die Mutter immerhin einmal. Man weiß, was da passiert in Auschwitz. Wie auch nicht. Aber man akzeptiert es. Es ist eine Notwendigkeit.
Und hindert Hedwig Höß nicht daran, ausgerechnet hier ihr Traumleben zu führen. Während der Boden ihres Gartens mit der Asche der Ermordeten gedüngt wird, ihr ältester Sohn im Bett mit den Zähnen von vergasten Juden spielt, ihr Mann in Socken Großindustrielle empfängt, die ein noch besseres Hochleistungskrematorium entwickelt haben, während ein jüdischer KZ-Häftling die Reiterstiefel des Kommandanten blank wienert. Einmal wirft Hedwig Höß dem Personal - polnische Frauen aus dem Dorf - Unterwäsche auf den Esstisch: Jeder darf sich ein Teil nehmen. Sie selbst probiert einen wertvollen Pelzmantel an und stellt genervt fest, dass der Saum des Seidenfutters geöffnet ist. Die Risse in dem perfekten Leben der Familie Höß im Schatten des größten Vernichtungslagers der Nazis merkt man kaum. Die Eheleute schlafen getrennt, ganz spät äußert Höß bizarre Gewaltfantasien, eine Tochter schlafwandelt, der größere Bruder sperrt den jüngeren Bruder im Gewächshaus ein. Die Saat, die Michael Haneke in „Das weiße Band“ gesät hat, ist in „The Zone of Interest“ aufgegangen.
Der Film wirkt nicht inszeniert, die Schauspieler agieren naturalistisch, reden meistens banales Zeug. Zehn Kameras hat Jonathan Glazer seinen Kameramann Lukasz Zal an Fixpunkten im Haus und Garten aufstellen lassen, damit die Schauspieler arbeiten konnten, ohne mit der Crew konfrontiert zu werden. „The Zone of Interest“ dokumentiert Alltag, aber ist alles andere als unbeteiligt. Zu Beginn sieht man den Titel auf Schwarz und verfolgt mit, wie er nach und nach verbleicht, bis da nur noch eine schwarze Leinwand ist. Gleichzeitig klingt ein industrieller Lärm an. Der Akt des Nichtsehens ist die Ouvertüre. Danach kann man nicht mehr wegsehen. Immer wieder setzt Glazer Akzente der Verfremdung. Kurz taucht er die Leinwand in Rot. In Negativaufnahmen zeigt er ein Mädchen, das Äpfel im Schlamm des Lagers versteckt. Aus dem Off werden Briefe von und über Höß vorgelesen. Ein Gedicht eines KZ-Insassen wird nur mit Klaviernoten angestimmt, während man die Worte auf der Leinwand mitlesen kann. Weinen will man. Der Film ist eine Sinfonie des Schreckens. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Sandra Hüller und Christian Friedel sind die Hauptdarsteller. Wie sie es ertragen konnten, der Banalität des Bösen so furchtlos und entschlossen ins Auge zu blicken, weiß ich nicht. Ich verbeuge mich vor ihnen. „The Zone of Interest“ ist ein Film, der erschüttert und fassungslos macht. Er ist perfekt.
Thomas Schultze.
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