Wie ein Ruf in der Stille
Nie mehr wollte sie sich verlieben. Nie mehr wollte sie sich so verletzen lassen. Kein Mensch soll ihr nahe kommen, kein Mensch soll sie jemals wieder so verletzen! Doch das einsame Leben der begabten Taubstummenlehrerin Laurie Parrish ändert sich...
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Nie mehr wollte sie sich verlieben. Nie mehr wollte sie sich so verletzen lassen. Kein Mensch soll ihr nahe kommen, kein Mensch soll sie jemals wieder so verletzen! Doch das einsame Leben der begabten Taubstummenlehrerin Laurie Parrish ändert sich dramatisch, als sie zum ersten Mal dem Vater ihrer neuesten Schülerin begegnet. Drake Sloan ist ein bekannter Fernsehstar und ein Mann, der hinter der Fassade des Erfolgs seine verwundete Seele verbirgt. Langsam kommen sich Laurie und Drake näher, doch dann droht ein tragisches Missverständnis, ihre Liebe zu zerstören.
Kein Mensch soll ihr nahe kommen, kein Mensch soll sie jemals wieder so verletzen! Doch das einsame Leben der begabten Taubstummenlehrerin Laurie Parrish ändert sich dramatisch, als sie zum ersten Mal dem Vater ihrer neuesten Schülerin begegnet. Drake Sloan ist ein bekannter Fernsehstar und ein Mann, der hinter der Fassade des Erfolgs seine verwundete Seele verbirgt. Langsam kommen Laurie und Drake einander näher, doch eine richtige kleine Familie können sie erst werden, als ein tragisches Missverständnis sie zwingt, ihre Herzen einander endlich zu öffnen ...
Wie ein Ruf in der Stille von Sandra Brown
LESEPROBE
Meinst du,dein Mann weiß das mit uns, Liebling?« Er umarmte sieleidenschaftlich, streifte mit seinen Lippen zärtlich ihre Schläfen.
»Und wennschon? Ist mir doch egal«, erklärte sie. »Ich hab dieses Versteckspiel restlossatt. Ich möchte, dass alle es erfahren.«
»Oh, meinSchatz, mein süßer Schatz.« Der Mann neigte den Kopf. Dummerweise verpasste erihr dabei einen absolut unromantischen Nasenstüber.
»Schnitt!«, brüllte jemand über die Lautsprecher am Set.
LauriParrish fuhr erschrocken zusammen.
»Was zumTeufel ist denn mit euch los? Bekommt ihr heute gar nichts auf die Reihe? Wirhängen jetzt seit geschlagenen anderthalb Stunden an dieser blöden Szene fest.« Eine kurze Pause folgte, Schauspieler und Kamerateam blicktenbetreten in die Runde. »Ich komm runter.«
Lauribeobachtete fasziniert, wie die Schauspielerin zu ihrem Partner herumschnellteund ihn anfauchte: »Ich war zu nah an Kamera eins, Drake. Nicht du.«
»Rechnenwar noch nie deine große Stärke, Lois. Es war Kameradrei. Ach, übrigens, hast du eigentlich keine Bedenken, dass Kamera eins dieNarben von deinen diversen Faceliftings einfangen könnte?«
»Mistkerl«,zischte die Schauspielerin. Sie schob sich an dem feixenden Kameramann vorbeiund stakste über den kalten Betonboden des Fernsehstudios in Richtung derUmkleiden. Lauri Parrish, die eher zufällig bei den Aufnahmen zu der beliebtenDaily Soap Antwort des Herzens gelandet war,fand die Episode ungeheuer spannend. Wegen ihres Ganztagsjobs hatte sie zwarkeine Gelegenheit, sich das Nachmittagsprogramm anzuschauen, wusste aber wiedie meisten Amerikaner um dieses spezielle Serien-Highlight. Viele berufstätigeFrauen legten die Mittagspause mithin bewusst so, dass sie das Fernsehdrama umdie sexuellen Abenteuer und die persönlichen Krisen von Dr. Glen Hambrick nie verpassten.
Vor einpaar Tagen war Dr. Martha Norwood, Gründerin des Norwood-Instituts für Taubstumme und Hörgeschädigte, miteiner Bitte an sie herangetreten. Lauri war dort als Lehrerin beschäftigt.
»Es geht umJennifer Rivington, eine unserer Schülerinnen. IhrVater möchte sie von der Schule nehmen«, hatte ihre Chefin das Gesprächbegonnen.
»Ich kenneJennifer ganz gut«, antwortete Lauri. »Sie leidet unter einer starkenHörbehinderung, ist total unkommunikativ und unzugänglich.«
»Das ist esja, was ihrem Vater Sorgen macht.«
»Vater?Keine Mutter?«
Dr. Norwood überlegte kurz, bevor sie antwortete: »Nein, ihreMutter ist tot. Ihr Vater hat einen etwas ungewöhnlichen Job. Deshalb istJennifer schon sehr früh in unser Internat gekommen. Sie hat sich aber bei unsnie wohlgefühlt. Jetzt möchte er eine privateLehrkraft einstellen, die sie in seinem Haus betreut. Ich dachte, das könnteSie interessieren, Lauri.«
Die jungeFrau zog kaum merklich die schön geschwungenen dunklen Brauen hoch. »Ich weißnicht. Können Sie mir vielleicht ein bisschen mehr darüber erzählen?«
Diegrauhaarige Dame musterte ihre Lehrkraft aus scharfsichtigen blauen Augen. Siehielt große Stücke auf Lauri. »Viel mehr kann ich dazu im Moment auch nichtsagen. Mr. Rivington möchte wohl, dass die Lehrerinmit Jennifer nach New Mexico zieht. Er hat dort einHaus in einer kleinen Gemeinde in den Bergen.« Dr. Norwood lächelte milde. »Ich weiß doch, dass Sie lieberheute als morgen von New York fortwollen. Und Sie sind mit Sicherheitqualifiziert für eine solche Aufgabe.«
Laurilachte leise. »Wenn man wie ich in Nebraska aufgewachsen ist, findet man NewYork zwangsläufig zu laut und zu beengt. Ich bin seit acht Jahren hier, und ichvermisse die ländliche Umgebung, die unendlichen Weiten, die Berge.«
Sie schobsich eine vorwitzige brünette Locke aus der Stirn. »Scheint mir ganz so, alswollte Mr. Rivington die Verantwortung für seineTochter auf jemand anderen abschieben. Ist er der Typ Vater, der sein Kindablehnt, weil es behindert ist?«
Dr. Norwood blickte auf ihre sorgfältig manikürten Hände, diegefaltet auf der Schreibtischplatte ruhten. »Seien Sie nicht so vorschnell mitIhrer Beurteilung, Lauri«, krittelte sie sanft. Bisweilen war die junge,tüchtige Pädagogin ziemlich impulsiv. Das war ihr größtes Manko - sie neigte zuvoreiligen Schlüssen. »Wie schon erwähnt, die Umstände sind ziemlichungewöhnlich.«
DieInstitutsleiterin stand abrupt auf, die Besprechung war zu Ende. »Sie müssensich nicht schon heute entschei- den, Lauri. Ichmöchte, dass Sie sich Jennifer in den nächsten Tagen genauer anschauen. GehenSie ein bisschen auf sie zu. Und dann sollten Sie sich mit Mr. Rivington zusammensetzen und alles Weitere besprechen.«
»Natürlich,Doktor Norwood. Wenn ich Ihnen irgendwie behilflichsein kann, mach ich das gern.«
Auf dem Wegzu der Rauchglastür des Büros rief Dr. Norwood ihrnach: »Ach, Lauri, noch eins. Geld ist kein Thema. «
»Doktor Norwood, wenn ich einen Job als Privatlehrerin annehme,dann weil ich denke, dass es positiv für die Entwicklung des Kindes ist«,antwortete die junge Frau entwaffnend aufrichtig. »Und nicht wegen derBezahlung.«
»Das dachteich mir«, erwiderte Dr. Norwood lächelnd. Gleich amnächsten Morgen hatte die Schulleiterin ihr ein Stück Papier mit einer Adressein die Finger gedrückt und gesagt: »Dort werden Sie heute um drei Uhr erwartet.Fragen Sie nach Mr. D. L. Rivington. Er weiß Bescheid.«
Lauri warzunächst verblüfft gewesen, als der Taxifahrer vor einem Komplex mitFernsehstudios angehalten hatte. Neugierig, wer dieser Mr. Rivingtonwohl sein mochte, betrat sie das weitläufige Gebäude. Als sie am Empfang nach ihmfragte, meinte die hübsche junge Rezeptionistinkichernd: »Dritter Stock.«
Lauriwollte in Richtung Aufzug steuern, doch das Mädchen hielt sie mit den Wortenauf: »Einen Augenblick, bitte. Wie war noch gleich Ihr Name?«Nachdem sie sich vorgestellt hatte, warf die Rezeptionistineinen Blick auf ihre Besucherliste.
»Ah, Siesind das, Miss L. Parrish. Sie können direkt reingehen. Aber seien Sie leise.Die drehen noch.«
Lauri trataus dem Aufzug und fand sich in einem gigantischen Aufnahmestudio wieder. Siewar beeindruckt von der Ausstattung und den Akteuren.
Das riesigeStudio unterteilte sich in einzelne Sets für die aktuell produzierte Soap. Eine Szene bestand aus Krankenhausbett mitpseudo-medizinischem Equipment. Eine weitere war als Wohnraum möbliert, eineKüche auf einem knappen Quadratmeter nachgestellt. Sie schlenderte durch dieKulissen, spähte interessiert in die abgetrennten Nischen, angestrengt bemüht,nicht über das Gewirr der ausgerollten Kabel von Kameras und Monitoren zustolpern, die sich kilometerlang über den Boden schlängelten. »Hey, Kleine, waskann ich für dich tun?«, rief ein vorlauter Kameramann,die Daumen lässig in den Bund seiner Jeans gesteckt.
Entgeistertstammelte Lauri: »Ich - ähm - ja, Mr. Rivington? Ich muss ihn sehen.«
»Mr. Rivington?«, grölte der Typ, alshätte sie eben einen Superwitz gemacht. »Das wird schwierig. Haben Sie sich untenangemeldet?« Sie nickte. »Dann ist alles okay. Aber wartenSie, bis wir die Szene im Kasten haben, ja?«
»Ähm - ja.« Was hatte er damit wohl gemeint?, rätselte sie für sich.
»StellenSie sich dorthin und keinen Mucks, okay? Und fassen Sie bloß nichts an«, warnteeiner der Techniker. Lauri stellte sich hinter die Kameras, die eine Sequenz ineinem nachgestellten Krankenhausfoyer filmten.
Während derunfreiwilligen Wartezeit entdeckte sie unvermittelt den Schauspieler, für denMillionen von Amerikanerinnen schwärmten. Er saß lässig auf einer derRequisiten und knabberte an einem Apfel, den er sich aus einem Korb auf demTisch geangelt hatte. Lauri überlegte, ob seine weiblichen Fans auch sobegeistert gewesen wären, wenn sie mitbekommen hätten, wie Drake Sloan seine Partnerin soeben angepflaumt hatte. Aber dieseflegelhafte Art gehörte vermutlich zu seinem Sex-Appeal, oder? Er spielte den Macho-Mediziner,der in der beliebten Krankenhausserie jeden unterbutterte und dem dank seinesunverschämt guten Aussehens sämtliche Herzen zuflogen.
Tja,dachte Lauri mit einem Anflug von Ironie, so viele Frauen können sich nichtirren. Er hatte etwas Raubtierhaftes an sich - sofernman auf diesen Typ Mann stand. Und er war ein echter Hingucker.Seine aschblonden Haare schimmerten unter der Studiobeleuchtung heller, wie sonnengesträhnt.
Dichte,dunkle Brauen und ein dunkler Oberlippenbart bildeten dazu einen ungewöhnlichenKontrast. Der Bart unterstrich seinen sinnlichen Mund, der Hausfrauen, Karrieregirlies und Großmütter an den Rand desNervenzusammenbruchs trieb. Das Umwerfendste an ihmwaren jedoch die strahlend grünen Augen. Bei Nahaufnahmen schwelte in ihnen einFeuer, das ungelogen jeden Eisblock zum Dahinschmelzengebracht hätte.
Von ihremBeobachtungspunkt aus, etwas abseits der grellen Studiobeleuchtung, verfolgteLauri, wie Drake Sloan mit katzenhafterGeschmeidigkeit aufstand und den Apfelrest zielsicher in einen Abfallkorb warf.
Abfälligmusterte sie seine Garderobe. Kein Chirurg trug dermaßen knallenge Hosen beider Arbeit. Der grüne Operationskittel war figurbetont geschnitten und passtedem hoch gewachsenen, schlanken Drake Sloan wie einezweite Haut. Der V-förmig ausgeschnittene Kragen enthüllte seine dunkel behaarteBrust. Als wenn so was in einem Operationsraum erlaubt wäre, überlegte Lauriverächtlich schnaubend. Sie hörte eine Stimme hinter sich und drehte sich um.
Der Mann,der sich vermutlich vorhin aus der Technik zu Wort gemeldet hatte, steuerte inRichtung Requisite, die zickige Schauspielerin im Schlepptau.
»Er schertsich um keine einzige Einstellung«, beschwerte sie sich. »Er weiß genau, wo erstehen muss, wenn die Kamera auf ihn fokussiert, aber nein, er macht verfluchtnoch mal, was er will.«
»Ich weiß,ich weiß, Lois. Sei ein braves Mädchen und ignorierihn einfach, ja?«, meinte der Regisseur einlenkend.
»Komm, wirabsolvieren den heutigen Drehplan, und dann gehen wir was trinken. Ich red mitDrake. Okay? He, Schätzchen, zeig mir mal dein umwerfendes Lächeln.«
Was für einBlabla. Lauri stöhnte heimlich auf. Stargeflüster. Das kannte man doch. Erzählihnen, was sie hören wollen, und verschieb die Paranoia auf den nächstenTobsuchtsanfall. ()
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:Beate Darius
Nein, faul ist Sandra Brown nun wahrlich nicht, und auch über mangelnden Erfolg kann sie nicht klagen: Gut 70 Romane hat sie verfasst, und seit 1990 schafften alle ihre Bücher den Sprung in die Bestsellerlisten. Insgesamt über 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher fanden bisher den Weg zu ihren Lesern, darunter Übersetzungen in insgesamt 33 Sprachen.
Sandra Brown ist bekennende Texanerin: Sie wurde in Waco geboren, wuchs in Fort Worth auf und studierte Anglistik an der Texas Christian University. Bevor sie 1981 mit dem Schreiben begann, hatte sie als Model und beim Fernsehen gearbeitet, wo sie Wettervorhersagen ebenso charmant zu präsentieren wusste wie die Sendung „PM Magazine“. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann Michael Brown in Arlington im Bundesstaat – genau – Texas.
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
- Autor: Sandra Brown
- 2007, Deutsche Erstausgabe, 287 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Beate Darius
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 344236695X
- ISBN-13: 9783442366958
4.5 von 5 Sternen
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