Sehnsucht nach Owitambe / Afrika-Saga Bd.2
Roman. Originalausgabe
Deutsch-Südwestafrika, kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Jella von Sonthofen hat ihren Vater gefunden und den Mann ihres Lebens kennengelernt. Als sie ein Mädchen zur Welt bringt, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch die Familie...
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Produktinformationen zu „Sehnsucht nach Owitambe / Afrika-Saga Bd.2 “
Deutsch-Südwestafrika, kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Jella von Sonthofen hat ihren Vater gefunden und den Mann ihres Lebens kennengelernt. Als sie ein Mädchen zur Welt bringt, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch die Familie wird mitten in den Strudel des Hereroaufstandes und die blutigen Auseinandersetzungen um die deutsche Kolonie gerissen, und so entschließen sich Jella und Fritz, mit ihrer Tochter nach Indien zu gehen. Zehn Jahre vergehen, bis sie in ihre wahre Heimat des Herzens zurückkehren können.
Klappentext zu „Sehnsucht nach Owitambe / Afrika-Saga Bd.2 “
Eine spannende Familiensaga vor der atemberaubenden Kulisse NamibiasDeutsch-Südwestafrika, kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Jella von Sonthofen hat ihren Vater gefunden und den Mann ihres Lebens kennengelernt. Als sie ein Mädchen zur Welt bringt, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch die Familie wird mitten in den Strudel des Hereroaufstandes und die blutigen Auseinandersetzungen um die deutsche Kolonie gerissen, und so entschließen sich Jella und Fritz, mit ihrer Tochter nach Indien zu gehen. Zehn Jahre vergehen, bis sie in ihre wahre Heimat des Herzens zurückkehren können.
Lese-Probe zu „Sehnsucht nach Owitambe / Afrika-Saga Bd.2 “
Sehnsucht nach Owitambe von Patricia MennenProlog
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Die Erde vibrierte untergewaltigem Stampfen. Aus den Steilwänden der berghohen Düne lösten sich feine Sandbäche, die als sanfte Lawinen ins Dünental glitten. Langsam, aber stetig rieselte der rote Sand über den schlafenden Mann am Boden der Senke und begrub ihn, ohne dass er es merkte. Erst als das Geriesel seinen Mund erreicht hatte und dann über die Nase in seine Atemwege drang, erwachte er und rang jäh nach Luft. Mit einem Satz befreite er sich aus seiner misslichen Lage und sprang auf Vom Schlaf noch verwirrt, wischte er sich den Sand aus seinem gesunden Auge. Seine scharfen Ohren nahmen gleichmäßige Erschütterungen und Schnauben wahr. Sehen konnte er nichts. Um ihn herum herrschte das neblige Grau der ersten Morgendämmerung. Irgendwo über ihm kämpfte die Sonne ihren morgendlichen Kampf gegen die dichte Nebelwand. Nur zögerlich verwandelte ihr erstes Licht die nachtfeuchte Luft in ein sanftes, wärmendes Orange. Der junge Buschmann versuchte die Richtung auszumachen, aus der das Stampfen kam. Eilig fasste er nach seinem Lederumhang, in dem er die Nacht verbracht hatte. Seine Glieder waren noch steif von der eisigen Wüstennacht. Um sich zu wärmen, sprang der Buschmann einige Male mit den Armen um sich schlagend auf und ab. Dann lauschte er nochmals. Argwöhnisch blickte er auf den Kamm der Düne hoch über sich. Seine Hände griffen nach dem Speer, dem Beutel und dem kleinen Bogen mit den Giftpfeilen.
Von welcher Seite würden sie kommen?
Der Nebel, der von der Atlantikküste weit in die Namib waberte, bildete nach wie vor einen undurchdringlichen Vorhang. Behände kletterte der kleinwüchsige Mann die Düne hinauf, um einen besseren Überblick zu bekommen. Der weiche, tiefrote Sand erschwerte jede Vorwärtsbewegung, doch er hatte eine Technik entwickelt, auf allen vieren wie ein Käfer voranzukommen. Als er die ersten zwei Drittel der Düne geschafft hatte, warf sich plötzlich ein riesiger, dunkler Schatten über ihn. Daneben tauchten ein zweiter und schließlich ein dritter auf. Ohne eine Sekunde zu zögern, machte der Buschmann kehrt. Mit großen Schritten rannte er den Dünenabhang hinab, ließ sich fallen, überschlug sich und schlidderte bäuchlings mit rudernden Armen weiter, rappelte sich wieder auf, spurtete auf die abflachende Seite der Düne zu und warf sich hinter ihrer Kante flach auf den Boden.
Keinen Augenblick zu früh.
Als er schließlich keuchend seinen Kopf hob, bekam er ein gleichermaßen komisches wie beeindruckendes Schauspiel zu sehen. Mit einem lauten Trompetensignal machte sich ein gewaltiger roter Elefant an den Abstieg der Düne. Dort, wo der Buschmann nur wenige Augenblicke vorher gelegen hatte, verwandelte sich der Steilhang der Düne in eine riesige Rutschbahn. Zwölf Elefantenkühe und sieben Jungtiere versuchten sich nacheinander an dem steilen Abstieg. Auf dem Hinterteil sitzend, die Rüssel hoch in die Luft gestreckt, glitten die ersten wie Kinder auf einer Rutsche den Abhang hinab. Während die älteren Tiere den Abstieg routiniert und mit sichtlichem Vergnügen bewältigten, verliefbei den Jungtieren die Rutschpartie nicht immer reibungslos. Manch eines verlor das Gleichgewicht und purzelte kopfüber den Abhang hinab. Ihre roten, staubbedeckten Körper vermischten sich mit dem aufgewirbelten Sand zu einer immensen Staubwolke. Der Buschmann konnte nun gar nichts mehr erkennen. Aber er roch die Elefanten, und er spürte ihre Unruhe, als sie sich, unten angelangt, wieder zu einer Gruppe versammelten. Während sich der Sandstaub langsam senkte, tauchten die massigen Körper der Wüstenelefanten wie eine geisterhafte Erscheinung vor ihm auf. Noch war alles schemenhaft, doch mit einem Mal gelang es der stärker werdenden Sonne, ein Loch durch den Nebel zu fressen, und innerhalb weniger Augenblicke weitete sich der Himmel zu einem tiefen, klaren Blau. Die sandroten runzligen Leiber der Elefanten waren nun deutlich zu erkennen. Sie waren keinen halben Speerwurf weit von ihm entfernt. Die Leitkuh lief aufgeregt um die anderen herum, als wolle sie nachzählen, ob alle heil angekommen waren. Dann witterte sie den Buschmann. Argwöhnisch spreizte sie ihre großen Segelohren ab und blickte ihn aus kleinen, dicht bewimperten Augen prüfend an. Der Buschmann hielt den Atem an. Er war sich der Gefahr durchaus bewusst. Langsam stand er auf und stellte sich der Situation. Jede falsche Bewegung konnte sein Ende bedeuten. Die Herde hatte Jungtiere und war deshalb überaus nervös. Der Rüssel der Leitkuh schlug ärgerlich in den Sand und wirbelte ihn meterhoch auf. Mit einem Mal lehnte sie sich zurück, dann schnellte sie wie ein Katapultgeschoss nach vorn und stürmte mit weit ausholenden Schritten und aufgestellten Ohren auf ihn zu. Noch bevor der Buschmann sich regen konnte, war sie bei ihm. Der kleine Mann schloss angstvoll die Augen und wartete darauf, überrannt oder in die Luft geschleudert zu werden. Keine zwei Menschenlängen von ihm entfernt blieb die Leitkuh jedoch abrupt stehen, stieß einen ohrenbetäubenden Warnruf aus und drehte dann überraschend ab. Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, setzte sie sich gemächlichen Schrittes an die Spitze der Elefantengruppe und führte sie durch das Dünental fort.
Das Herz des Mannes raste wie das eines Hasen. Er stieß einen tiefen Seufzer der Dankbarkeit aus. Mochte Kauha verhüten, dass er den großen Tieren noch einmal so nahe kam! Dennoch musste er ihnen folgen. Sie waren die Rettung, auf die er so lange gewartet hatte. Einige Tage und genauso viele Nächte hatte er nun schon in der Einsamkeit der Namib verbracht, bis er endlich auf die Tiere gestoßen war. Wie oft hatte er an seinem Erfolg gezweifelt. Es war nur eine vage Vermutung gewesen, dass auch den Elefanten am Ende dieser dürftigen Regenzeit das Futter in der Wüste knapp werden würde und dass sie deshalb mit ihren Jungtieren die Namib durchqueren würden, um in fruchtbarere Gebiete zu gelangen. Leider war ihr Revier unendlich groß, und die seltenen Tiere waren nur schwer aufzuspüren.
Die Buschmänner kannten einige der verborgenen Wasserstellen in dieser augenscheinlich so lebensfeindlichen Wüste, aber die Elefanten kannten sie alle. Die Trockenheit hatte die meisten Quellen versiegen lassen. Die Menschen seiner Gruppe hatten Mühe, genug Wasser zu finden. So war das Leben in den letzten Monden besonders hart und entbehrungsreich gewesen. Es hatte viel zu wenige von den nahrhaften und wasserreichen Tsamma-Melonen gegeben, und die essbaren Gräser, Knollen und Pflanzen waren dürr und wenig nahrhaft geblieben. Einige der Jäger hatten versucht, am großen Wasser Robben zu erlegen, aber sie mussten unverrichteter Dinge wieder umkehren, weil die Robbenkolonie sich einen neuen, unbekannten Platz an der Küste gesucht hatte. Außer ein paar ausgemergelten Küstenwölfen und einem Rudel hungriger Löwen waren sie keinem Tier begegnet. Den Buschmännern blieben die Echsen, Schlangen und kleinen Säugetiere, die nachts aus ihren heißen Sandverstecken krochen. Die Tiere warteten auf die Kühle der Nacht, die mit dem abendlich aufziehenden Küstennebel auch Feuchtigkeit mit sich brachte. Das Wasser, das auf den Wüstenpflanzen kondensierte, genügte ihnen zum Überleben. Für die Buschmänner waren die kleinen Tiere in guten Jahren eine willkommene Zwischenmahlzeit. Doch jetzt musste das wenige Fleisch als Hauptnahrung reichen. Vergeblich hatten sie nach den großen Oryxantilopen Ausschau gehalten. Die wehrhaften Tiere mit ihren lanzenähnlichen Hörnern waren dieses Jahr überhaupt nur vereinzelt durch ihr Gebiet gezogen. Das war ein schlechtes Zeichen, denn gerade diese Tiere waren auf besondere Weise an das harte Leben in der Wüste angepasst.
Es war seine Idee gewesen, die Elefanten aufzuspüren. Über kurz oder lang würden die Tiere die Menschen dorthin führen, wo es Wasser gab. Das hatte innerhalb der Gruppe zu großen Diskussionen geführt. Die meisten waren gegen seinen Vorschlag gewesen.
»Wir haben nicht die Kraft für eine lange Suche«, hatte Kwi, einer der erfahrenen älteren Männer eingewandt.
»Ich werde dir kein Wasser geben«, bestimmte gar N!ore, der in ihm nur einen Konkurrenten sah. Allein sein Freund Twi hatte ihm nicht abgeraten, sondern ihm stillschweigend etwas von seinem Wasservorrat abgegeben. So war er, allen Warnungen zum Trotz, eines Morgens losgezogen.
Und jetzt hatten die Elefanten ihn gefunden!
Mit neuer Energie machte er sich an ihre Verfolgung. Den ganzen Tag ließ er sie nicht aus den Augen. Die schwerfälligen Tiere kamen erstaunlich rasch voran. Der Buschmann war ein hervorragender Läufer, doch die Hitze sowie die Anstrengungen und Entbehrungen der letzten Tage forderten ihren Tribut. Er hatte kaum noch Wasser. Nur einmal hielt er kurz inne. Mit großer Bedächtigkeit zog er das Grasbüschel aus der kleinen Öffnung in dem Straußenei, schloss die Augen und trank einen winzigen Schluck. Das musste reichen. Während er weiterlief, schlich sich der Zweifel säende Geist Gwi in seine Gedanken. Wie lange waren die Elefanten wohl unterwegs? Wer sagte ihm, dass sie überhaupt Wasser suchten? Was, wenn sie eben erst an einer Wasserstelle gewesen waren? Dann würden sie ohne
Mühe die nächsten Tage ohne Wasser auskommen. Er zwang sich, diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch der schalkhafte Geist Gwi ließ sie weiterhin wie Schreckgespenster in seinem Kopf kreisen. Seine Kräfte begannen ihn schon jetzt zu verlassen. Wurden seine Schritte nicht immer langsamer und der Abstand zu den Elefanten immer größer?
»Lass mich in Ruhe, Gwi!«, schimpfte er laut.
Der Widerhall seiner Stimme holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er würde die Elefanten nicht verlieren. Solange kein Wind aufkam, konnte er leicht ihre Spuren verfolgen. Die nächste Wasserstelle war sicher nicht mehr fern!
Die Elefanten marschierten unterdessen unbeirrt weiter. Auch ihnen machte der Wassermangel zu schaffen. Immer wieder blieb eine der Kühe mit ihrem Jungtier zurück und ließ es kurz an ihren ausgemergelten Zitzen trinken. Nach wenigen Zügen stieß das Muttertier jedoch sein Junges beiseite. Jämmerlich klagend quälte sich das Kleine weiter. Es schien genauso erschöpft wie der Buschmann. Doch es war auch ein gutes Zeichen, denn es zeigte, dass die Tiere durstig waren.
Am späten Nachmittag weitete sich die hohe Dünenlandschaft zu einer breiten Senke. Die Ränder der Dünen begannen sich im eintretenden Abendlicht scharf von ihrer Umgebung abzuzeichnen. Vor dem gelben Sand der Senke und dem tiefen Coelinblau des Himmels leuchteten die Sandberge kräftig rot. Dürre, fahlgrüne Grasbüschel warfen fetzige Schatten. Die Elefantenherde suchte nicht die offene Landschaft, sondern hielt sich weiterhin nahe bei den Dünen und verschwamm schließlich mit deren dunkler werdenden Schatten. Der Abstand zwischen dem Buschmann und den Elefanten war in der Zwischenzeit immer größer geworden. Schließlich verlor er sie aus den Augen. Das Letzte, was er von der Herde sah, war, wie sie hinter einem der Dünenkämme verschwand. Jetzt blieben ihm nur noch ihre Spuren. Sorgenvoll betrachtete er den Horizont.
ERSTER TEIL
Hereroland
1904/1905
Doppelhochzeit
»Nein nein, nein!« Nancy schwang ihr Hinterteil, während sie sich empört umdrehte, wobei ihre Röcke einen weiten Bogen beschrieben. In ihrer Hand hielt sie einen riesigen Kochlöffel, den sie drohend in Richtung Samuel und seiner Helfer schwang. »Was seid ihr nur für hirnlose Erdmännchen! Ich habe euch tausendmal gesagt, ihr sollt die Tafel unter dem großen Baum aufbauen, nicht bei den Ställen, wo alles nach Kuhmist riecht!«
Samuel grinste sie breit an.
»Das wissen wir auch, Mama Nancy«, sagte er schelmisch. »Wir wollten nur sehen, was du für ein Gesicht machst!«
»Ach ja?«, fragte Nancy scharf. »Und was für ein Gesicht habe ich deiner Meinung nach gemacht?«
»Sag einem Krokodil erst, dass es hässlich ist, wenn du den Fluss überquert hast!«, antwortete Samuel, wobei er den anderen Farmarbeitern vielsagend zuzwinkerte. Nancy stand fassungslos da; ihr Unterkiefer klappte nach unten. Die Männer hielt es nun nicht mehr. Erst Joseph, dann Ernst und schließlich auch Josua und Samuel begannen hemmungslos zu lachen. Die Freude über Samuels Scherz brachte ihre Augen zum Glänzen. Immer wieder klopften sie sich mit den Händen auf die Schenkel. Nancy hatte sich schnell wieder gefasst. Ihr dunkelhäutiges Gesicht bekam kurz grimmige Züge. Sie hob ihren Kochlöffel und machte Anstalten, sich auf die Lümmel zu stürzen, aber dann hellte sich ihre Miene wie eine aufgehende Sonne auf, und sie fiel unvermittelt in das Gelächter der Männer ein.
Sollten sie doch ihren Spaß haben. Es zeigte nur, wie gut es ihnen ging. Kopfschüttelnd begab sie sich schließlich wieder in ihre Küche, wo die Vorbereitungen zu der großen Hochzeit auf Hochtouren liefen.
Der ganze Distrikt sprach von dem bevorstehenden Ereignis. Von »unerhört!«, »skandalös«, »Verkafferung und Verlust der guten Sitten« bis hin zu »mutig«, »Respekt« reichte die Palette der diversen Meinungen. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass Vater und Tochter gleichzeitig vor den Traualtar traten. Doch das allein war an sich nichts Anstößiges. Es gab noch viel mehr Anlass für Klatsch und Tratscherei. Johannes von Sonthofen hatte eine Affäre mit einer Himbafrau, aus der ein gemeinsamer Sohn hervorgegangen war. Das war zwar verwerflich, aber an sich nichts Ungwöhnliches, denn der Bastard hatte kaum mehr Rechte als ein gewöhnlicher Schwarzer. Aber um genau das zu ändern, hatte Sonthofen sich entschlossen, die Himbafrau zu ehelichen. Mischehen waren in den Kolonien generell verpönt. Vor allem den Nationalisten lag daran, solche Beziehungen strikt zu verbieten, weil sie ihrer Meinung nach »Schmutz« in das reine, deutsche Blut brachten und die Menschen »verkafferte«. Ein Gesetz, das Mischehen verbot, stand kurz vor dem Inkrafttreten. Aus diesem Grund hatte der Distriktchef von Otjiwarongo die Ehe zwischen Johannes von Sonthofen und der Himbafrau Sarah verbieten wollen. Doch die guten Kontakte, die Johannes schon seit längerer Zeit zu Gouverneur Leutwein unterhielt, machten sich jetzt bezahlt. Auf höchste Anweisung von oben wurde der Distriktchef gezwungen, das Paar dennoch zu trauen. Auch das andere Brautpaar war nicht ohne Makel. Die Tochter des Farmers Sonthofen würde den anschwellenden Bauch unter ihrem Brautkleid wohl kaum verbergen können.
Das alles scherte die eintreffenden Gäste wenig, und wenn, dann sprach man nur hinter vorgehaltener Hand darüber. Ein Fest war schließlich ein Fest und in diesen Breiten ein willkommener Anlass, sich untereinander auszutauschen. Nach und nach trafen die Ochsenwagen der Nachbarn ein, von denen einige schon seit dem Morgengrauen über die staubigen Wege, die Pads, unterwegs gewesen waren. Einige wenige besaßen Kutschen mit Pferden und brachten die langen Strecken wesentlich komfortabler hinter sich. Samuel, der Vorarbeiter der Farm, hatte eine ganze Scheune leer geräumt, in der die Gäste ihre Tiere unterstellen konnten. Überall gab es ein großes Willkommen. Johannes begrüßte alle Gäste persönlich. Mit Rücksichtnahme auf Sarah, die keine Christin war, hatte er auf die kirchliche Trauung verzichtet.
Das Fest am heutigen Tag sollte ganz allein dem jungen Brautpaar gehören. Die meisten Nachbarn brannten darauf, Jella nun endlich kennenzulernen. Die junge Frau war erst einige Monate zuvor überraschend aus Berlin angereist und hatte sich als uneheliche Tochter aus einer früheren Beziehung Sonthofens vorgestellt. Doch bisher war die Braut nicht zu sehen. Sie bereitete sich offensichtlich noch auf das große Ereignis vor. Heute sollte die kirchliche Trauung sein. Die standesamtliche Trauung hatte bereits vor einigen Tagen in Otjiwarongo stattgefunden. Johannes und Sarah sowie Jella und Fritz hatten sie in kleinstem Kreis abgehalten.
Die ersten Gäste waren bereits vor einigen Tagen eingetroffen. Unter ihnen war auch Lisbeth Eberle, die aus Stuttgart stammende Krankenschwester, mit der Jella vor etwa einem Jahr nach Deutsch-Südwest gekommen war. Die beiden jungen Frauen hatten einige Zeit zusammen im Missionskrankenhaus in Windhuk gearbeitet und waren bestens befreundet.
Lisbeth war mindestens ebenso aufgeregt wie Jella, die wie ein aufgescheuchtes Huhn im Bademantel durch das Haus lief.
»Wo habe ich nur das Medaillon hingelegt?«, rief Jella verzweifelt und fuhr sich mit beiden Händen in ihr aufgestecktes Haar.
»Jesus, Maria und Josef«, stöhnte Lisbeth, die das widerspenstige Haar gerade zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmt hatte. »Jetzt siehst du aus wie ein gerupftes Huhn! Wir können gleich noch mal von vorn anfangen!«
Jella ließ das alles ziemlich unberührt. Sie suchte fieberhaft weiter, öffnete Schubladen, suchte hinter der Obstschale auf dem Buffet und drang dann sogar in Nancys Reich ein. Doch Nancy verwehrte ihr mit ihrer ganzen breiten Statur den Eintritt.
»Raus!«, schimpfte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Dabei rollten ihre schwarzen Augen gefährlich in den Augenhöhlen.
»Aber ... ich muss ...«, versuchte Jella ihr Anliegen vorzutragen. Doch Nancy duldete keinen Widerspruch und schob sie hinaus. Jella musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Schließlich fand sie das Medaillon in seinem kleinen Beutel neben ihrem Bett.
»Gott sei Dank«, seufzte sie erleichtert. Vorsichtig zog sie es heraus und klappte es auf. Das Bild ihrer Mutter lächelte ihr entgegen. »Ohne meine Mutter bei mir zu haben, hätte ich nicht heiraten können«, erklärte sie ihrer Freundin. »Wenn ich es trage, dann ist es fast so, als wäre sie hier bei uns!«
Ein paar Tränen kullerten aus Jellas hellgrünen Augen und rollten ihr über die Wange. Lisbeth strich ihrer Freundin tröstend über den Arm.
»Sie würde sich sicherlich sehr über Fritz freuen!«, versicherte sie ihr. Jella schniefte und ließ sich ungeduldig nochmals die Haare aufstecken.
»Wo ist eigentlich Fritz?«, wollte sie wissen. Sie hatte ihren Zukünftigen heute nur kurz gesehen.
»Ich glaube, er hilft den anderen beim Aufbau der Tanzbühne. Das Orchester ist auch schon eingetroffen. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich allerdings nicht, dass sie sehr gut spielen können. Die meisten Instrumente sehen ziemlich verbeult aus!«
Jella lachte vergnügt. »Imelda hat unbedingt darauf bestanden. Sie meinte, eine Hochzeit ohne Orchester ist wie ein Weihnachtsessen ohne Gans. Sie hat die Leute selbst zusammengestellt und behauptet steif und fest, dass sie den Hochzeitswalzer richtig gut spielen könnten. Außerdem hat Fritz noch ein Grammofon organisiert. Damit ist der musikalische Teil der Feier wohl gesichert.«
»Ist diese kleine, fette Witzfigur tatsächlich der Pfarrer? Wieso ist er eigentlich schon hier?«
Jella zuckte mit den Schultern. »Mein Vater hielt es für das Beste, Traugott Kiesewetter gleich in der Missionsstation abzuholen, damit er die Hochzeit nicht vergisst. Der gute Mann ist zwar herzensgut, aber er neigt dazu, manche Dinge zu vergessen.«
»Und jetzt macht er sich daran, das Hochzeitsessen schon vor der eigentlichen Feier zu vertilgen«, kicherte Lisbeth. »Ich habe ihn die paar Tage, die ich hier bin, noch nie ohne Essen herumlaufen sehen. Ich glaube, er ist der Einzige, der sich ungestraft in Nancys Küche begeben darf.«
»Weiß der Teufel, wie er das anstellt«, meinte Jella. »Bist du nun endlich fertig?«
Lisbeth steckte die letzten Nadeln in die Frisur und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»Wenn du deine Finger jetzt gefälligst bei dir behältst, dann bist du die schönste Braut Südwestafrikas!«
»Bis auf das Brautkleid! Wie spät ist es eigentlich?« Lisbeth sah auf die Taschenuhr auf der Kommode.
»0 je, wir haben uns total verplappert! Schnell, du musst in dein Brautkleid schlüpfen! Aber vorsichtig. Nicht, dass du es noch zerreißt!«
Alles auf der Farm Owitambe war feierlich geschmückt worden. Jella, Imelda, Sarah und Nancy hatten sich alle Mühe gegeben. Herausgekommen war eine Mischung aus deutsch-burischer Gemütlichkeit und afrikanischen Elementen. Die Trauung selbst sollte oben auf dem Hügel stattfinden, wo die große Schirmakazie stand. In ihrem Schatten waren lange Tischreihen mit weißen, gestärkten Baumwolltischdecken aufgestellt worden. Nancy hatte einen Teil der Küche nach draußen verlagert und kochte auf offenem Feuer. Auf gusseisernen Dreibeinen standen riesige Töpfe mit Eintopf, Suppen und Gemüsegerichten. Samuel und Josua hatten sich weiße Schürzen umgebunden und sollten über gewaltigen Rosten das Fleisch garen. Dazu gab es verschiedene Fruchtsoßen, selbst gebackenes Brot, frisch gebrautes Bier, das Fritz extra aus Grootfontein hatte kommen lassen, und sogar einige Kisten mit südafrikanischem Wein. Auf den Tischen standen Schalen mit frischem Obst und Blumen aus dem hauseigenen Garten. In die weit ausladenden Zweige hatte Johannes bunte Papierlampions hängen lassen. Überall waren Fackeln und Petroleumlampen aufgestellt worden, die nach der früh einsetzenden Dunkelheit den Platz erhellen sollten. Auf dem Hof vor dem Wohnhaus stand eine Holzbühne für den Tanz. Daneben war Platz für das »Orchester«. Die vier dunkelhäutigen Musiker besaßen hauptsächlich Blechblasinstrumente, die so verbeult waren, dass die Vermutung nahelag, sie könnten schon bei der einen oder anderen Schlägerei eingesetzt worden sein. Imelda, Fritz' Mutter, hatte die Instrumente aufgetrieben und kurzerhand dazu ein paar ihr musikalisch erscheinende Herero aus Okakarara ausgewählt. Mit unendlicher Geduld hatte sie mit ihnen in den letzten Wochen einige Tanzlieder, unter anderem auch den Kaiserwalzer, eingeübt. Hinter vorgehaltener Hand hatten Jella und Fritz kichernd die Befürchtung geäußert, dass wohl einige Gäste die Feier verlassen könnten, bevor überhaupt die Trauung stattgefunden hatte. Doch Imelda wollte davon nichts wissen. Sie war stolz auf ihre Musiker und überzeugt, dass sie ihre Aufgabe meistern würden. Nachdem sich alle versammelt hatten, schärfte sie den Männern noch einmal ausdrücklich ein, erst zu beginnen, wenn der Bräutigam vor dem Pastor stand. Die Musiker sahen einander an und nickten ernst.
Als Erster kam Traugott Kiesewetter. Der kleine Pastor hatte sich extra für den feierlichen Anlass in sein schwarzes Priestergewand geworfen und die weiße Halskrause angelegt. Mit würdevollem Schritt erklomm er den kleinen Hügel, wandte sich dann den unten sitzenden Gästen zu und faltete die Hände vor seinem Bauch. Schweiß rann über seine Stirn, doch er bewahrte Haltung. Mit aufmunternden Zurufen der verheirateten Männer wurde schließlich der Bräutigam empfangen. Fritz lächelte ihnen zu. Mit sicheren Schritten lief er durch das Spalier der Gäste in Richtung des Pastors. Er trug einen schwarzen Frack, darunter ein gestärktes, weißes Hemd mit Stehkragen und Binder. Seinen Kopf zierte ein glänzender Zylinder. Das dunkle Haar darunter war mit Pomade geglättet. Die jungen Fräulein der Gesellschaft stießen ein kaum zu überhörendes Seufzen aus. Fritz sah wirklich umwerfend aus. Mehr als eine war neidisch auf die gute Partie, die Jella machte. Wer es nicht wusste, konnte kaum erkennen, dass dem Bräutigam die linke Hand fehlte. Geschickt hielt er den Stumpf zwischen den Knöpfen seines Fracks versteckt.
Jetzt fehlte nur noch die Braut. Viele der Eingeladenen kannten Jella noch nicht. Umso heftiger waren die Spekulationen der Frauen und der jungen Mädchen über ihr Brautkleid. Würde sie es wagen, trotz ihrer Umstände einen Schleier zu tragen?
...
Copyright © by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Die Erde vibrierte untergewaltigem Stampfen. Aus den Steilwänden der berghohen Düne lösten sich feine Sandbäche, die als sanfte Lawinen ins Dünental glitten. Langsam, aber stetig rieselte der rote Sand über den schlafenden Mann am Boden der Senke und begrub ihn, ohne dass er es merkte. Erst als das Geriesel seinen Mund erreicht hatte und dann über die Nase in seine Atemwege drang, erwachte er und rang jäh nach Luft. Mit einem Satz befreite er sich aus seiner misslichen Lage und sprang auf Vom Schlaf noch verwirrt, wischte er sich den Sand aus seinem gesunden Auge. Seine scharfen Ohren nahmen gleichmäßige Erschütterungen und Schnauben wahr. Sehen konnte er nichts. Um ihn herum herrschte das neblige Grau der ersten Morgendämmerung. Irgendwo über ihm kämpfte die Sonne ihren morgendlichen Kampf gegen die dichte Nebelwand. Nur zögerlich verwandelte ihr erstes Licht die nachtfeuchte Luft in ein sanftes, wärmendes Orange. Der junge Buschmann versuchte die Richtung auszumachen, aus der das Stampfen kam. Eilig fasste er nach seinem Lederumhang, in dem er die Nacht verbracht hatte. Seine Glieder waren noch steif von der eisigen Wüstennacht. Um sich zu wärmen, sprang der Buschmann einige Male mit den Armen um sich schlagend auf und ab. Dann lauschte er nochmals. Argwöhnisch blickte er auf den Kamm der Düne hoch über sich. Seine Hände griffen nach dem Speer, dem Beutel und dem kleinen Bogen mit den Giftpfeilen.
Von welcher Seite würden sie kommen?
Der Nebel, der von der Atlantikküste weit in die Namib waberte, bildete nach wie vor einen undurchdringlichen Vorhang. Behände kletterte der kleinwüchsige Mann die Düne hinauf, um einen besseren Überblick zu bekommen. Der weiche, tiefrote Sand erschwerte jede Vorwärtsbewegung, doch er hatte eine Technik entwickelt, auf allen vieren wie ein Käfer voranzukommen. Als er die ersten zwei Drittel der Düne geschafft hatte, warf sich plötzlich ein riesiger, dunkler Schatten über ihn. Daneben tauchten ein zweiter und schließlich ein dritter auf. Ohne eine Sekunde zu zögern, machte der Buschmann kehrt. Mit großen Schritten rannte er den Dünenabhang hinab, ließ sich fallen, überschlug sich und schlidderte bäuchlings mit rudernden Armen weiter, rappelte sich wieder auf, spurtete auf die abflachende Seite der Düne zu und warf sich hinter ihrer Kante flach auf den Boden.
Keinen Augenblick zu früh.
Als er schließlich keuchend seinen Kopf hob, bekam er ein gleichermaßen komisches wie beeindruckendes Schauspiel zu sehen. Mit einem lauten Trompetensignal machte sich ein gewaltiger roter Elefant an den Abstieg der Düne. Dort, wo der Buschmann nur wenige Augenblicke vorher gelegen hatte, verwandelte sich der Steilhang der Düne in eine riesige Rutschbahn. Zwölf Elefantenkühe und sieben Jungtiere versuchten sich nacheinander an dem steilen Abstieg. Auf dem Hinterteil sitzend, die Rüssel hoch in die Luft gestreckt, glitten die ersten wie Kinder auf einer Rutsche den Abhang hinab. Während die älteren Tiere den Abstieg routiniert und mit sichtlichem Vergnügen bewältigten, verliefbei den Jungtieren die Rutschpartie nicht immer reibungslos. Manch eines verlor das Gleichgewicht und purzelte kopfüber den Abhang hinab. Ihre roten, staubbedeckten Körper vermischten sich mit dem aufgewirbelten Sand zu einer immensen Staubwolke. Der Buschmann konnte nun gar nichts mehr erkennen. Aber er roch die Elefanten, und er spürte ihre Unruhe, als sie sich, unten angelangt, wieder zu einer Gruppe versammelten. Während sich der Sandstaub langsam senkte, tauchten die massigen Körper der Wüstenelefanten wie eine geisterhafte Erscheinung vor ihm auf. Noch war alles schemenhaft, doch mit einem Mal gelang es der stärker werdenden Sonne, ein Loch durch den Nebel zu fressen, und innerhalb weniger Augenblicke weitete sich der Himmel zu einem tiefen, klaren Blau. Die sandroten runzligen Leiber der Elefanten waren nun deutlich zu erkennen. Sie waren keinen halben Speerwurf weit von ihm entfernt. Die Leitkuh lief aufgeregt um die anderen herum, als wolle sie nachzählen, ob alle heil angekommen waren. Dann witterte sie den Buschmann. Argwöhnisch spreizte sie ihre großen Segelohren ab und blickte ihn aus kleinen, dicht bewimperten Augen prüfend an. Der Buschmann hielt den Atem an. Er war sich der Gefahr durchaus bewusst. Langsam stand er auf und stellte sich der Situation. Jede falsche Bewegung konnte sein Ende bedeuten. Die Herde hatte Jungtiere und war deshalb überaus nervös. Der Rüssel der Leitkuh schlug ärgerlich in den Sand und wirbelte ihn meterhoch auf. Mit einem Mal lehnte sie sich zurück, dann schnellte sie wie ein Katapultgeschoss nach vorn und stürmte mit weit ausholenden Schritten und aufgestellten Ohren auf ihn zu. Noch bevor der Buschmann sich regen konnte, war sie bei ihm. Der kleine Mann schloss angstvoll die Augen und wartete darauf, überrannt oder in die Luft geschleudert zu werden. Keine zwei Menschenlängen von ihm entfernt blieb die Leitkuh jedoch abrupt stehen, stieß einen ohrenbetäubenden Warnruf aus und drehte dann überraschend ab. Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, setzte sie sich gemächlichen Schrittes an die Spitze der Elefantengruppe und führte sie durch das Dünental fort.
Das Herz des Mannes raste wie das eines Hasen. Er stieß einen tiefen Seufzer der Dankbarkeit aus. Mochte Kauha verhüten, dass er den großen Tieren noch einmal so nahe kam! Dennoch musste er ihnen folgen. Sie waren die Rettung, auf die er so lange gewartet hatte. Einige Tage und genauso viele Nächte hatte er nun schon in der Einsamkeit der Namib verbracht, bis er endlich auf die Tiere gestoßen war. Wie oft hatte er an seinem Erfolg gezweifelt. Es war nur eine vage Vermutung gewesen, dass auch den Elefanten am Ende dieser dürftigen Regenzeit das Futter in der Wüste knapp werden würde und dass sie deshalb mit ihren Jungtieren die Namib durchqueren würden, um in fruchtbarere Gebiete zu gelangen. Leider war ihr Revier unendlich groß, und die seltenen Tiere waren nur schwer aufzuspüren.
Die Buschmänner kannten einige der verborgenen Wasserstellen in dieser augenscheinlich so lebensfeindlichen Wüste, aber die Elefanten kannten sie alle. Die Trockenheit hatte die meisten Quellen versiegen lassen. Die Menschen seiner Gruppe hatten Mühe, genug Wasser zu finden. So war das Leben in den letzten Monden besonders hart und entbehrungsreich gewesen. Es hatte viel zu wenige von den nahrhaften und wasserreichen Tsamma-Melonen gegeben, und die essbaren Gräser, Knollen und Pflanzen waren dürr und wenig nahrhaft geblieben. Einige der Jäger hatten versucht, am großen Wasser Robben zu erlegen, aber sie mussten unverrichteter Dinge wieder umkehren, weil die Robbenkolonie sich einen neuen, unbekannten Platz an der Küste gesucht hatte. Außer ein paar ausgemergelten Küstenwölfen und einem Rudel hungriger Löwen waren sie keinem Tier begegnet. Den Buschmännern blieben die Echsen, Schlangen und kleinen Säugetiere, die nachts aus ihren heißen Sandverstecken krochen. Die Tiere warteten auf die Kühle der Nacht, die mit dem abendlich aufziehenden Küstennebel auch Feuchtigkeit mit sich brachte. Das Wasser, das auf den Wüstenpflanzen kondensierte, genügte ihnen zum Überleben. Für die Buschmänner waren die kleinen Tiere in guten Jahren eine willkommene Zwischenmahlzeit. Doch jetzt musste das wenige Fleisch als Hauptnahrung reichen. Vergeblich hatten sie nach den großen Oryxantilopen Ausschau gehalten. Die wehrhaften Tiere mit ihren lanzenähnlichen Hörnern waren dieses Jahr überhaupt nur vereinzelt durch ihr Gebiet gezogen. Das war ein schlechtes Zeichen, denn gerade diese Tiere waren auf besondere Weise an das harte Leben in der Wüste angepasst.
Es war seine Idee gewesen, die Elefanten aufzuspüren. Über kurz oder lang würden die Tiere die Menschen dorthin führen, wo es Wasser gab. Das hatte innerhalb der Gruppe zu großen Diskussionen geführt. Die meisten waren gegen seinen Vorschlag gewesen.
»Wir haben nicht die Kraft für eine lange Suche«, hatte Kwi, einer der erfahrenen älteren Männer eingewandt.
»Ich werde dir kein Wasser geben«, bestimmte gar N!ore, der in ihm nur einen Konkurrenten sah. Allein sein Freund Twi hatte ihm nicht abgeraten, sondern ihm stillschweigend etwas von seinem Wasservorrat abgegeben. So war er, allen Warnungen zum Trotz, eines Morgens losgezogen.
Und jetzt hatten die Elefanten ihn gefunden!
Mit neuer Energie machte er sich an ihre Verfolgung. Den ganzen Tag ließ er sie nicht aus den Augen. Die schwerfälligen Tiere kamen erstaunlich rasch voran. Der Buschmann war ein hervorragender Läufer, doch die Hitze sowie die Anstrengungen und Entbehrungen der letzten Tage forderten ihren Tribut. Er hatte kaum noch Wasser. Nur einmal hielt er kurz inne. Mit großer Bedächtigkeit zog er das Grasbüschel aus der kleinen Öffnung in dem Straußenei, schloss die Augen und trank einen winzigen Schluck. Das musste reichen. Während er weiterlief, schlich sich der Zweifel säende Geist Gwi in seine Gedanken. Wie lange waren die Elefanten wohl unterwegs? Wer sagte ihm, dass sie überhaupt Wasser suchten? Was, wenn sie eben erst an einer Wasserstelle gewesen waren? Dann würden sie ohne
Mühe die nächsten Tage ohne Wasser auskommen. Er zwang sich, diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch der schalkhafte Geist Gwi ließ sie weiterhin wie Schreckgespenster in seinem Kopf kreisen. Seine Kräfte begannen ihn schon jetzt zu verlassen. Wurden seine Schritte nicht immer langsamer und der Abstand zu den Elefanten immer größer?
»Lass mich in Ruhe, Gwi!«, schimpfte er laut.
Der Widerhall seiner Stimme holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Er würde die Elefanten nicht verlieren. Solange kein Wind aufkam, konnte er leicht ihre Spuren verfolgen. Die nächste Wasserstelle war sicher nicht mehr fern!
Die Elefanten marschierten unterdessen unbeirrt weiter. Auch ihnen machte der Wassermangel zu schaffen. Immer wieder blieb eine der Kühe mit ihrem Jungtier zurück und ließ es kurz an ihren ausgemergelten Zitzen trinken. Nach wenigen Zügen stieß das Muttertier jedoch sein Junges beiseite. Jämmerlich klagend quälte sich das Kleine weiter. Es schien genauso erschöpft wie der Buschmann. Doch es war auch ein gutes Zeichen, denn es zeigte, dass die Tiere durstig waren.
Am späten Nachmittag weitete sich die hohe Dünenlandschaft zu einer breiten Senke. Die Ränder der Dünen begannen sich im eintretenden Abendlicht scharf von ihrer Umgebung abzuzeichnen. Vor dem gelben Sand der Senke und dem tiefen Coelinblau des Himmels leuchteten die Sandberge kräftig rot. Dürre, fahlgrüne Grasbüschel warfen fetzige Schatten. Die Elefantenherde suchte nicht die offene Landschaft, sondern hielt sich weiterhin nahe bei den Dünen und verschwamm schließlich mit deren dunkler werdenden Schatten. Der Abstand zwischen dem Buschmann und den Elefanten war in der Zwischenzeit immer größer geworden. Schließlich verlor er sie aus den Augen. Das Letzte, was er von der Herde sah, war, wie sie hinter einem der Dünenkämme verschwand. Jetzt blieben ihm nur noch ihre Spuren. Sorgenvoll betrachtete er den Horizont.
ERSTER TEIL
Hereroland
1904/1905
Doppelhochzeit
»Nein nein, nein!« Nancy schwang ihr Hinterteil, während sie sich empört umdrehte, wobei ihre Röcke einen weiten Bogen beschrieben. In ihrer Hand hielt sie einen riesigen Kochlöffel, den sie drohend in Richtung Samuel und seiner Helfer schwang. »Was seid ihr nur für hirnlose Erdmännchen! Ich habe euch tausendmal gesagt, ihr sollt die Tafel unter dem großen Baum aufbauen, nicht bei den Ställen, wo alles nach Kuhmist riecht!«
Samuel grinste sie breit an.
»Das wissen wir auch, Mama Nancy«, sagte er schelmisch. »Wir wollten nur sehen, was du für ein Gesicht machst!«
»Ach ja?«, fragte Nancy scharf. »Und was für ein Gesicht habe ich deiner Meinung nach gemacht?«
»Sag einem Krokodil erst, dass es hässlich ist, wenn du den Fluss überquert hast!«, antwortete Samuel, wobei er den anderen Farmarbeitern vielsagend zuzwinkerte. Nancy stand fassungslos da; ihr Unterkiefer klappte nach unten. Die Männer hielt es nun nicht mehr. Erst Joseph, dann Ernst und schließlich auch Josua und Samuel begannen hemmungslos zu lachen. Die Freude über Samuels Scherz brachte ihre Augen zum Glänzen. Immer wieder klopften sie sich mit den Händen auf die Schenkel. Nancy hatte sich schnell wieder gefasst. Ihr dunkelhäutiges Gesicht bekam kurz grimmige Züge. Sie hob ihren Kochlöffel und machte Anstalten, sich auf die Lümmel zu stürzen, aber dann hellte sich ihre Miene wie eine aufgehende Sonne auf, und sie fiel unvermittelt in das Gelächter der Männer ein.
Sollten sie doch ihren Spaß haben. Es zeigte nur, wie gut es ihnen ging. Kopfschüttelnd begab sie sich schließlich wieder in ihre Küche, wo die Vorbereitungen zu der großen Hochzeit auf Hochtouren liefen.
Der ganze Distrikt sprach von dem bevorstehenden Ereignis. Von »unerhört!«, »skandalös«, »Verkafferung und Verlust der guten Sitten« bis hin zu »mutig«, »Respekt« reichte die Palette der diversen Meinungen. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass Vater und Tochter gleichzeitig vor den Traualtar traten. Doch das allein war an sich nichts Anstößiges. Es gab noch viel mehr Anlass für Klatsch und Tratscherei. Johannes von Sonthofen hatte eine Affäre mit einer Himbafrau, aus der ein gemeinsamer Sohn hervorgegangen war. Das war zwar verwerflich, aber an sich nichts Ungwöhnliches, denn der Bastard hatte kaum mehr Rechte als ein gewöhnlicher Schwarzer. Aber um genau das zu ändern, hatte Sonthofen sich entschlossen, die Himbafrau zu ehelichen. Mischehen waren in den Kolonien generell verpönt. Vor allem den Nationalisten lag daran, solche Beziehungen strikt zu verbieten, weil sie ihrer Meinung nach »Schmutz« in das reine, deutsche Blut brachten und die Menschen »verkafferte«. Ein Gesetz, das Mischehen verbot, stand kurz vor dem Inkrafttreten. Aus diesem Grund hatte der Distriktchef von Otjiwarongo die Ehe zwischen Johannes von Sonthofen und der Himbafrau Sarah verbieten wollen. Doch die guten Kontakte, die Johannes schon seit längerer Zeit zu Gouverneur Leutwein unterhielt, machten sich jetzt bezahlt. Auf höchste Anweisung von oben wurde der Distriktchef gezwungen, das Paar dennoch zu trauen. Auch das andere Brautpaar war nicht ohne Makel. Die Tochter des Farmers Sonthofen würde den anschwellenden Bauch unter ihrem Brautkleid wohl kaum verbergen können.
Das alles scherte die eintreffenden Gäste wenig, und wenn, dann sprach man nur hinter vorgehaltener Hand darüber. Ein Fest war schließlich ein Fest und in diesen Breiten ein willkommener Anlass, sich untereinander auszutauschen. Nach und nach trafen die Ochsenwagen der Nachbarn ein, von denen einige schon seit dem Morgengrauen über die staubigen Wege, die Pads, unterwegs gewesen waren. Einige wenige besaßen Kutschen mit Pferden und brachten die langen Strecken wesentlich komfortabler hinter sich. Samuel, der Vorarbeiter der Farm, hatte eine ganze Scheune leer geräumt, in der die Gäste ihre Tiere unterstellen konnten. Überall gab es ein großes Willkommen. Johannes begrüßte alle Gäste persönlich. Mit Rücksichtnahme auf Sarah, die keine Christin war, hatte er auf die kirchliche Trauung verzichtet.
Das Fest am heutigen Tag sollte ganz allein dem jungen Brautpaar gehören. Die meisten Nachbarn brannten darauf, Jella nun endlich kennenzulernen. Die junge Frau war erst einige Monate zuvor überraschend aus Berlin angereist und hatte sich als uneheliche Tochter aus einer früheren Beziehung Sonthofens vorgestellt. Doch bisher war die Braut nicht zu sehen. Sie bereitete sich offensichtlich noch auf das große Ereignis vor. Heute sollte die kirchliche Trauung sein. Die standesamtliche Trauung hatte bereits vor einigen Tagen in Otjiwarongo stattgefunden. Johannes und Sarah sowie Jella und Fritz hatten sie in kleinstem Kreis abgehalten.
Die ersten Gäste waren bereits vor einigen Tagen eingetroffen. Unter ihnen war auch Lisbeth Eberle, die aus Stuttgart stammende Krankenschwester, mit der Jella vor etwa einem Jahr nach Deutsch-Südwest gekommen war. Die beiden jungen Frauen hatten einige Zeit zusammen im Missionskrankenhaus in Windhuk gearbeitet und waren bestens befreundet.
Lisbeth war mindestens ebenso aufgeregt wie Jella, die wie ein aufgescheuchtes Huhn im Bademantel durch das Haus lief.
»Wo habe ich nur das Medaillon hingelegt?«, rief Jella verzweifelt und fuhr sich mit beiden Händen in ihr aufgestecktes Haar.
»Jesus, Maria und Josef«, stöhnte Lisbeth, die das widerspenstige Haar gerade zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmt hatte. »Jetzt siehst du aus wie ein gerupftes Huhn! Wir können gleich noch mal von vorn anfangen!«
Jella ließ das alles ziemlich unberührt. Sie suchte fieberhaft weiter, öffnete Schubladen, suchte hinter der Obstschale auf dem Buffet und drang dann sogar in Nancys Reich ein. Doch Nancy verwehrte ihr mit ihrer ganzen breiten Statur den Eintritt.
»Raus!«, schimpfte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Dabei rollten ihre schwarzen Augen gefährlich in den Augenhöhlen.
»Aber ... ich muss ...«, versuchte Jella ihr Anliegen vorzutragen. Doch Nancy duldete keinen Widerspruch und schob sie hinaus. Jella musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Schließlich fand sie das Medaillon in seinem kleinen Beutel neben ihrem Bett.
»Gott sei Dank«, seufzte sie erleichtert. Vorsichtig zog sie es heraus und klappte es auf. Das Bild ihrer Mutter lächelte ihr entgegen. »Ohne meine Mutter bei mir zu haben, hätte ich nicht heiraten können«, erklärte sie ihrer Freundin. »Wenn ich es trage, dann ist es fast so, als wäre sie hier bei uns!«
Ein paar Tränen kullerten aus Jellas hellgrünen Augen und rollten ihr über die Wange. Lisbeth strich ihrer Freundin tröstend über den Arm.
»Sie würde sich sicherlich sehr über Fritz freuen!«, versicherte sie ihr. Jella schniefte und ließ sich ungeduldig nochmals die Haare aufstecken.
»Wo ist eigentlich Fritz?«, wollte sie wissen. Sie hatte ihren Zukünftigen heute nur kurz gesehen.
»Ich glaube, er hilft den anderen beim Aufbau der Tanzbühne. Das Orchester ist auch schon eingetroffen. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich allerdings nicht, dass sie sehr gut spielen können. Die meisten Instrumente sehen ziemlich verbeult aus!«
Jella lachte vergnügt. »Imelda hat unbedingt darauf bestanden. Sie meinte, eine Hochzeit ohne Orchester ist wie ein Weihnachtsessen ohne Gans. Sie hat die Leute selbst zusammengestellt und behauptet steif und fest, dass sie den Hochzeitswalzer richtig gut spielen könnten. Außerdem hat Fritz noch ein Grammofon organisiert. Damit ist der musikalische Teil der Feier wohl gesichert.«
»Ist diese kleine, fette Witzfigur tatsächlich der Pfarrer? Wieso ist er eigentlich schon hier?«
Jella zuckte mit den Schultern. »Mein Vater hielt es für das Beste, Traugott Kiesewetter gleich in der Missionsstation abzuholen, damit er die Hochzeit nicht vergisst. Der gute Mann ist zwar herzensgut, aber er neigt dazu, manche Dinge zu vergessen.«
»Und jetzt macht er sich daran, das Hochzeitsessen schon vor der eigentlichen Feier zu vertilgen«, kicherte Lisbeth. »Ich habe ihn die paar Tage, die ich hier bin, noch nie ohne Essen herumlaufen sehen. Ich glaube, er ist der Einzige, der sich ungestraft in Nancys Küche begeben darf.«
»Weiß der Teufel, wie er das anstellt«, meinte Jella. »Bist du nun endlich fertig?«
Lisbeth steckte die letzten Nadeln in die Frisur und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»Wenn du deine Finger jetzt gefälligst bei dir behältst, dann bist du die schönste Braut Südwestafrikas!«
»Bis auf das Brautkleid! Wie spät ist es eigentlich?« Lisbeth sah auf die Taschenuhr auf der Kommode.
»0 je, wir haben uns total verplappert! Schnell, du musst in dein Brautkleid schlüpfen! Aber vorsichtig. Nicht, dass du es noch zerreißt!«
Alles auf der Farm Owitambe war feierlich geschmückt worden. Jella, Imelda, Sarah und Nancy hatten sich alle Mühe gegeben. Herausgekommen war eine Mischung aus deutsch-burischer Gemütlichkeit und afrikanischen Elementen. Die Trauung selbst sollte oben auf dem Hügel stattfinden, wo die große Schirmakazie stand. In ihrem Schatten waren lange Tischreihen mit weißen, gestärkten Baumwolltischdecken aufgestellt worden. Nancy hatte einen Teil der Küche nach draußen verlagert und kochte auf offenem Feuer. Auf gusseisernen Dreibeinen standen riesige Töpfe mit Eintopf, Suppen und Gemüsegerichten. Samuel und Josua hatten sich weiße Schürzen umgebunden und sollten über gewaltigen Rosten das Fleisch garen. Dazu gab es verschiedene Fruchtsoßen, selbst gebackenes Brot, frisch gebrautes Bier, das Fritz extra aus Grootfontein hatte kommen lassen, und sogar einige Kisten mit südafrikanischem Wein. Auf den Tischen standen Schalen mit frischem Obst und Blumen aus dem hauseigenen Garten. In die weit ausladenden Zweige hatte Johannes bunte Papierlampions hängen lassen. Überall waren Fackeln und Petroleumlampen aufgestellt worden, die nach der früh einsetzenden Dunkelheit den Platz erhellen sollten. Auf dem Hof vor dem Wohnhaus stand eine Holzbühne für den Tanz. Daneben war Platz für das »Orchester«. Die vier dunkelhäutigen Musiker besaßen hauptsächlich Blechblasinstrumente, die so verbeult waren, dass die Vermutung nahelag, sie könnten schon bei der einen oder anderen Schlägerei eingesetzt worden sein. Imelda, Fritz' Mutter, hatte die Instrumente aufgetrieben und kurzerhand dazu ein paar ihr musikalisch erscheinende Herero aus Okakarara ausgewählt. Mit unendlicher Geduld hatte sie mit ihnen in den letzten Wochen einige Tanzlieder, unter anderem auch den Kaiserwalzer, eingeübt. Hinter vorgehaltener Hand hatten Jella und Fritz kichernd die Befürchtung geäußert, dass wohl einige Gäste die Feier verlassen könnten, bevor überhaupt die Trauung stattgefunden hatte. Doch Imelda wollte davon nichts wissen. Sie war stolz auf ihre Musiker und überzeugt, dass sie ihre Aufgabe meistern würden. Nachdem sich alle versammelt hatten, schärfte sie den Männern noch einmal ausdrücklich ein, erst zu beginnen, wenn der Bräutigam vor dem Pastor stand. Die Musiker sahen einander an und nickten ernst.
Als Erster kam Traugott Kiesewetter. Der kleine Pastor hatte sich extra für den feierlichen Anlass in sein schwarzes Priestergewand geworfen und die weiße Halskrause angelegt. Mit würdevollem Schritt erklomm er den kleinen Hügel, wandte sich dann den unten sitzenden Gästen zu und faltete die Hände vor seinem Bauch. Schweiß rann über seine Stirn, doch er bewahrte Haltung. Mit aufmunternden Zurufen der verheirateten Männer wurde schließlich der Bräutigam empfangen. Fritz lächelte ihnen zu. Mit sicheren Schritten lief er durch das Spalier der Gäste in Richtung des Pastors. Er trug einen schwarzen Frack, darunter ein gestärktes, weißes Hemd mit Stehkragen und Binder. Seinen Kopf zierte ein glänzender Zylinder. Das dunkle Haar darunter war mit Pomade geglättet. Die jungen Fräulein der Gesellschaft stießen ein kaum zu überhörendes Seufzen aus. Fritz sah wirklich umwerfend aus. Mehr als eine war neidisch auf die gute Partie, die Jella machte. Wer es nicht wusste, konnte kaum erkennen, dass dem Bräutigam die linke Hand fehlte. Geschickt hielt er den Stumpf zwischen den Knöpfen seines Fracks versteckt.
Jetzt fehlte nur noch die Braut. Viele der Eingeladenen kannten Jella noch nicht. Umso heftiger waren die Spekulationen der Frauen und der jungen Mädchen über ihr Brautkleid. Würde sie es wagen, trotz ihrer Umstände einen Schleier zu tragen?
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Autoren-Porträt von Patricia Mennen
Patricia Mennen wurde in Augsburg geboren und wuchs in der kleinen mittelalterlichen Stadt Riedlingen an der Donau auf. In Würzburg und München studierte sie Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften. Ihre ständigen Begleiter sind ein Stift und ein Notizbuch, denn überall findet sie Ideen und Inspirationen. Patricia Mennen reist leidenschaftlich gern und hat bereits zahlreiche Romane, Kindersachbücher und Ratgeber veröffentlicht. Bei Blanvalet sind von ihr fünf exotische Sagas erschienen. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie abwechselnd in der Nähe des Bodensees und in der Provence.
Bibliographische Angaben
- Autor: Patricia Mennen
- 2011, Originalausgabe, 575 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442375185
- ISBN-13: 9783442375189
- Erscheinungsdatum: 12.11.2011
Rezension zu „Sehnsucht nach Owitambe / Afrika-Saga Bd.2 “
"Farben, Gerüche, Musik und die Fremdheit einer anderen Kultur beschreibt Patricia Mennen eindrücklich und voller ansteckender Begeisterung." Love Letter Magazin
Pressezitat
"Farben, Gerüche, Musik und die Fremdheit einer anderen Kultur beschreibt Patricia Mennen eindrücklich und voller ansteckender Begeisterung." Love Letter Magazin
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