Perry Rhodan Band 89: Sie suchen Menschen
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PerryRhodan - Sie suchen Menschen von Perry Rhodan
LESEPROBE
Im Mahlstrom der Sterne
Als Bob Bays aus der Haustür trat, wehte ein eisigerOstwind, der eine dichte Schneewand vor sich hertrieb. Obwohl es bereits späterMorgen war, herrschte nur ein schwaches Dämmerlicht. Bays schnallte sich dieSchneegleiter an. In der Stadt Hildenbrandt wurde es nur selten kalt, undebenso selten fiel Schnee. Wenn es aber so weit war, dann sanken dieTemperaturen extrem tief, und der Schnee türmte sich bis über die Dächer derStadt.
Während Bob Bays über den Schnee glitt, blickte eraufmerksam um sich. Die Sicht reichte nicht weit, weil der Schnee so dichtfiel. Nur mit dem größten Unbehagen erinnerte er sich an den vergangenenWinter, in dem er mehrmals von Schneekriechern angefallen worden war. DieseTiere tauchten blitzschnell auf und griffen an, ihre Bisse waren fast immertödlich.
Er lauschte konzentriert. Ein Angriff der Schneekriecherkündigte sich stets durch ein seltsames Knistern an, das entstand, sobald siesich durch die Schneedecke bohrten.
Bays atmete auf, als er den Rand der Kernstadt erreichte.Hier standen die Häuser dichter beieinander und waren nicht mehr durchWaldzonen voneinander getrennt. Für einige Sekunden riss der weiße Vorhang vorihm auf, und er konnte den Schweren Kreuzer GEMINI sehen, der am Stadtrandgelandet war.
Bob Bays tastete sich weiter voran. Er war seinem Ziel, demVersorgungszentrum, schon nahe.
Einzelne Rufe wiesen ihm den Weg. Das glaubte er jedenfalls,bis er vor einem brennenden Gleiter stand. Bays bemerkte einige Gestalten aufder anderen Seite des Wracks. Eilig umrundete er das Feuer.
»He, was ist da los?«, brüllte er.
Endlich erkannte er, dass die Unbekannten miteinanderkämpften. Ein Mann lag offenbar bewusstlos im Schnee.
»Halt du dich raus!«, schrie eine Frau.
Er packte eine der Gestalten an der Schulter und riss sie zusich herum. Eine Faust fuhr auf ihn zu und traf ihn am Kinn. Da Bays jedochinstinktiv ausgewichen war, nahm er dem Schlag die volle Wucht. Und er schlugzurück. Der andere ging zu Boden und blieb liegen.
»He, Bob Bays, bist du das?« Eine Frau zog sich die Mützevom Kopf und trat lächelnd auf ihn zu. »Da muss ich mich wohl bedanken.«
»Was ist hier überhaupt los?«, fragte er, während die beidenohnmächtigen Männer in einen Gleiter gezerrt wurden. »Was treibt ihr hier, MaryAixn?«
»Nichts von Bedeutung«, antwortete sie. »Es wird dich kauminteressieren.«
»Ich wüsste trotzdem gern, was hier geschieht. Habt ihr denGleiter angesteckt?«
»Es war ein Unglücksfall.«
Er spürte, dass sie log. Unsicher ging er auf den Gleiterzu, der die beiden bewusstlosen Männer mittlerweile aufgenommen hatte. MaryAixn hielt ihn am Arm fest. »Schon gut, Bob. Es ist nichts weiter.«
»Ihr habt euch zwei von den Kerlen aus der GEMINI geschnappt,wie?«, erkundigte er sich.
Mary Aixn krauste die Stirn. Dann lächelte sie und nickte,da sie fühlte, dass er gegen diesen Raub nichts einzuwenden hatte.
»Anders kommt man an keinen heran«, erwiderte sie. »Bullhält seine Männer so kurz, dass sie sich nicht einmal in der Stadt amüsierendürfen. Mich wundert, dass sie noch nicht meutern.«
Bob Bays überlegte kurz. »Ihr könntet mich mitnehmen«, sagteer dann. »Es ist nicht angenehm, bei diesem Wetter auf Schneegleitern zugehen.«
»Okay, Bob, steig ein.«
Er schnallte sich die Kunststoffbretter ab, befestigte sieauf dem Dach des Gleiters und ließ sich dann in die Polster sinken. Aufatmendnahm er die Mütze ab und öffnete sich den Mantel. In der Kabine war es angenehmwarm. »Verdammtes Wetter«, sagte er. »Damit habe ich überhaupt noch nichtgerechnet.« Er musterte die beiden Frauen, die ihm gegenübersaßen. Die jüngerewachte über die beiden bewusstlosen Männer, die mit dem Gesicht nach unten aufden Polstern lagen.
»Du kannst erst mit zu uns kommen«, sagte Mary Aixn. »Wennder Schneesturm nachlässt, hast du es nicht mehr weit bis zumVersorgungszentrum. Das ist doch dein Ziel, nicht wahr?«
Er nickte nur.
Mary lachte. »Wir kompromittieren dich nicht, Bob. KeineAngst. Du wirst keine Schwierigkeiten mit deinen Frauen haben.«
»Dann bin ich beruhigt«, sagte er.
Der Gleiter schwebte sanft in einen Unterstand an einemdoppelstöckigen Gebäude ein, das vor mehr als vierzig Jahren aus unzerstörbaremMaterial errichtet worden war. Bob Bays half den beiden Frauen, die Männer ausdem Gleiter zu ziehen und ins Haus zu bringen. Dort legte er sie ab.
»Verdammt, Mary«, sagte er keuchend vor Überraschung. »Dasist doch ist Reginald Bull.«
»Was?«, fragte sie entsetzt und warf sich förmlich nebenBull auf die Knie. »Tatsächlich«, sagte sie dann. »Das ist doch nicht möglich!«
»Er ist es«, bestätigte die andere Frau. »Das ist ReginaldBull.«
»Teufel auch. Sollte der andere Roi Danton sein?«, fragteMary.
»Nein, das ist kein bekannter Mann«, antwortete Bob Bays.»Ich kenne ihn nicht.«
»Ich schlage vor, dass wir Bull sofort wieder zu dembrennenden Gleiter bringen«, sagte die Jüngere.
»Unsinn«, entgegnete Mary Aixn. »Dort sind inzwischenSuchkommandos von der GEMINI. Vielleicht ist unsere Polizei auch schoneingetroffen. Und was sollen wir dann sagen?«
»Die Wahrheit. Wir erklären, dass die Einsamkeit und dieSehnsucht nach einem Mann uns verrückt gemacht haben. Wir wollen «
»Du willst auf Paragraf 777 plädieren?«, fragte Mary Aixnheftig. »Vielleicht sind wir wirklich durchgedreht, weil wir es satt haben,allein zu sein. Aber noch hat man uns nicht erwischt, und so bald werden sieuns nicht finden.«
»Hoffentlich hält Bob dicht.«
»Bestimmt. Ich kenne ihn. Kann ich mich auf dich verlassen,Bob?«
»Ich denke schon, Mary. Allerdings geht das bestimmt nichtgut, Mary. Man kann Reginald Bull nicht einfach klauen.«
»Er ist ein Mann wie jeder andere auch. Was meinst du,Kats?«
»Er ist nur ein Mann, weiter nichts.«
»Danke«, sagte Bob.
»Wofür?«
»Für das: Er ist nur ein Mann, weiter nichts.«
Mary Aixn lächelte weich. »Nimms nicht so tragisch, Bob. Dubist immerhin ein ganz besonderer Mann, wenn du auch unglaublich hässlichbist.«
»Wiederum danke.«
Stöhnend schlug Reginald Bull die Augen auf. Er blickteverwirrt von einem zum anderen.
»Wie wollt ihr euch die Männer teilen?«, fragte Bob Bays,als wäre nichts vorgefallen. »Wollt ihr etwa jede einen für euch?«
»Wir werden schon noch Frauen finden«, erwiderte Mary.
»Was zum Teufel ist hier los?«, fragte Bully schnaufend. Ersaß auf dem Boden und versuchte, auf die Beine zu kommen, aber diese fügtensich seinem Willen noch nicht.
Mary Aixn lächelte freundlich. »Du bist in einem gemütlichenHeim, Bully, und hier wirst du auch bleiben.«
Reginald Bulls Augen weiteten sich. Er wandte sich an Bays.»He, Meister, sind Sie wenigstens genügend bei Verstand, um mir erklären zukönnen, was ich hier soll?«
»Ich könnte es natürlich kurz und drastisch sagen«,entgegnete Bob Bays grinsend, »aber das ist vielleicht nichts für Ihrempfindliches Gemüt. Sie «
»Haben Sie den Verstand verloren?«
»Es ist einfach so, dass Jungfrau Aixn Sie «
»Jungfrau«, unterbrach Mary Aixn ihn empört. »Was fällt direin? Willst du, dass mir Bully gleich durch die Lappen geht?«
»Hör zu, Mary«, fuhr Bob Bays fort. »Ich bin keinVermittler, und Reklame mache ich auch nicht für dich. Also, Mr. Reginald Bull. Diese Frau hier ist der Ansicht,dass sie lange genug auf Mutterfreuden verzichten musste. Deshalb hat sieSie «
»Nein, Bob, es war purer Zufall, dass wir Bully und denanderen erwischt haben«, begehrte Mary Aixn auf. »Wir wussten doch gar nicht,wer in dem Gleiter war, als er landete. Wir sahen nur zwei Männer, und da habenwir zugeschlagen, ohne lange zu überlegen.«
»Das schmeichelt mir ungeheuerlich«, sagte Bully seufzend.»Vor allem, dass ich sozusagen nur als Zufallsprodukt «
»Unsinn, Zufallsprodukt«, warf Mary Aixn heftig ein. »Wennich gewusst hätte, dass du, mein lieber Bully, in dem Gleiter bist, dann wäreich etwas vorsichtiger vorgegangen.« Ihre Stimme wurde lauter. »Aber ich hättenoch rascher und konsequenter gehandelt. Eine solche Chance lässt sich keineFrau entgehen.«
Reginald Bull lachte jetzt dröhnend. Mary Aixn fuhr auf ihnzu und versetzte ihm zwei schallende Ohrfeigen. Er versuchte, die Schlägeabzuwehren, aber die Arme gehorchten ihm nicht voll, da er von einemParalysatorschuss gestreift worden war.
»Mein liebes Kind«, sagte er, als sie von ihm abließ. »Duglaubst doch wohl nicht im Ernst, dass du mich zwingen kannst, den Rest meinesLebens an deiner Seite zu verbringen?«
»Warum nicht?«, fragte Mary zornig. »Vom Rest deines Lebenskann man wohl nicht reden, nur von dreißig oder vierzig Jahren.«
Sie erhob sich, verließ den Raum und kehrte wenig später miteinem Doppelstahlband zurück. Bevor Bull es verhindern konnte, legte sie es ihmum die Beine. Dann nahm sie ihm das Armfunkgerät ab. Kats hatte sichmittlerweile um den Begleiter Bullys gekümmert. Sie traf nun die gleichenVorkehrungen wie Mary, um zu verhindern, dass ihr der Mann davonlief.
Bob Bays sah schmunzelnd zu.
»Das gibt ein böses Nachspiel«, kündigte Bully an. »Niemandwird dafür Verständnis haben.«
»Niemand?« Mary lächelte ihm ins Gesicht. »Ganz imGegenteil. Die Bevölkerung von Ovarons Planet wird sich halb totlachen, sobaldbekannt wird, dass du entführt worden bist, Bully.«
»Es schneit nicht mehr«, stellte Bob Bays fest. »Ich werdeeuch jetzt verlassen, Kinder. Amüsiert euch gut.«
»Sie bleiben hier!«, befahl Reginald Bull schneidend.
Bays rückte seine Nickelbrille zurecht, zupfte sich amrechten Ohrläppchen und setzte sich die Pelzmütze auf. »Meinen Sie wirklich?«,fragte er.
»Sie werden größte Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie mirnicht helfen.«
»Warum sollte ich das tun? Befinden Sie sich in akuterGefahr? Nein. Ist Ihr Leben bedroht? Nein. Stehen Ihnen Unannehmlichkeitenbevor? Nein. Was also stört Sie?«
»Verflucht noch mal. Ich bin es gewohnt, über mich selbst zubestimmen«, antwortete Bully lautstark. »Was die Weiber hier auf Ovarons Planetmit euch machen, geht mich nichts an. Ich jedenfalls bleibe, was ich bin.«
»Das dürfen Sie nicht sagen«, erklärte Mary Aixn entrüstet.»Bob Bays führt eine mustergültige Ehe, und ein ganzer Kerl ist er obendrein.«
»Er ist verheiratet?«, fragte Bull ungläubig.
»Er hat drei Frauen«, antwortete Mary. »Und er benimmt sichnicht so störrisch wie du.«
»Also dann!« Grinsend lüftete Bob Bays seine Mütze undstapfte in den Schnee hinaus.
© 2005 by Pabel Moewig Verlag KG, Rastatt
- Autor: Perry Rhodan
- 2005, 1. Auflage, 416 Seiten, Maße: 13,2 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: William Voltz
- Verlag: Moewig - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
- ISBN-10: 3811840673
- ISBN-13: 9783811840676
- Erscheinungsdatum: 17.03.2005
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