Mörderische Sehnsucht / Eve Dallas Bd.25
Roman
Ein Blick auf die Frauenleiche im East River Park genügt und Eve Dallas weiß, dass "der Bräutigam" wieder zugeschlagen hat. Wird es Eve diesmal gelingen, den brutalen Killer unschädlich zu machen? Denn "der Bräutigam" plant gerade...
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Produktinformationen zu „Mörderische Sehnsucht / Eve Dallas Bd.25 “
Ein Blick auf die Frauenleiche im East River Park genügt und Eve Dallas weiß, dass "der Bräutigam" wieder zugeschlagen hat. Wird es Eve diesmal gelingen, den brutalen Killer unschädlich zu machen? Denn "der Bräutigam" plant gerade sein Meisterstück: die Frau zu entführen, die er wirklich will: Eve.
Klappentext zu „Mörderische Sehnsucht / Eve Dallas Bd.25 “
Intuition und Mut sind ihre besten Waffen: der 25. Fall von Lieutenant Eve DallasEin Blick auf die nackte Frauenleiche, die im East River Park gefunden wird, und Eve Dallas weiß, dass »der Bräutigam« nach fast einem Jahrzehnt wieder zugeschlagen hat. Die Tote liegt auf einem weißen Tuch. Ein Silberring steckt an der linken Hand. In ihrem Torso sind die Worte »48 Stunden, 12 Minuten, 38 Sekunden« eingeritzt. Die vier Opfer von damals waren ebenso tätowiert und trugen den gleichen Ring. Wird es Eve diesmal gelingen, den brutalen Killer unschädlich zu machen? Denn »der Bräutigam« plant gerade sein Meisterwerk: die eine Frau zu entführen, die ihm Tag um Tag endlose Freuden bereiten wird, bevor sie stirbt: Eve.
Lese-Probe zu „Mörderische Sehnsucht / Eve Dallas Bd.25 “
Mörderische Sehnsucht von J. D. RobbProlog
Für ihn war der Tod eine Berufung. Das Töten war nicht nur ein Akt oder ein Mittel zum Zweck, und ganz gewiss kein spontaner Impuls oder ein Weg zu Reichtum oder Ruhm.
Es ging ihm um den Tod an sich.
Er hatte sein Talent erst spät entdeckt und trauerte häufig um die Jahre, bevor ihm der Sinn seines Lebens aufgegangen war. All die verpassten Gelegenheiten, all die verlorene Zeit. Aber irgendwann hatte er seine Fähigkeit entdeckt und war jetzt für alle Zeiten dankbar, weil er endlich in sich hineingeschaut und gesehen hatte, wofür er geschaffen war.
Er war ein Meister in der Kunst des Todes. Der Bote des Schicksals. Der Hüter der Zeit.
Natürlich hatte es vieler Experimente und großer Geduld bedurft, bis er so weit gewesen war. Die Zeit seines Mentors war abgelaufen, lange, bevor er selbst zum Meister seiner Kunst geworden war. Wie mächtig und geschickt er einmal würde, hatte sein Lehrer nicht einmal erahnt.
Er hatte seine Technik im Verlauf der Jahre immer mehr verfeinert und am Schluss perfektioniert. Das erfüllte ihn mit Stolz.
Bereits nach kurzer Zeit hatte er herausgefunden, dass er dieses ganz besondere Duett lieber mit Frauen sang. Denn sie spielten ihren Part in der Oper, die er ein ums andere Mal aufs Neue schrieb, besser als jeder Mann.
Die Ansprüche, die er an die Frauen stellte, waren nicht besonders zahlreich, dafür aber sehr speziell.
Er vergewaltigte sie nicht. Er hatte damit experimentiert, dabei aber festgestellt, dass eine Vergewaltigung geschmacklos und erniedrigend für beide Parteien war.
Einer Vergewaltigung mangelte es eindeutig an Eleganz.
... mehr
Er hatte gelernt, dass er wie jeder andere Künstler, dessen Arbeit ausnehmendes Geschick und Konzentration erforderte, regelmäßig Urlaub brauchte - inaktive Phasen, in denen er körperlich und geistig neue Kräfte sammelte.
Während dieser Phasen amüsierte er sich, wie es jeder während seines Urlaubs tat. Ging auf Reisen, lernte fremde Länder kennen, aß in guten Restaurants. Vielleicht fuhr er Ski, tauchte oder saß einfach gemütlich unter einem Sonnenschirm an einem wunderschönen Strand, trank köstliche Mai Tais und las ein gutes Buch.
Außerdem entwarf er Pläne, bereitete sich vor, traf notwendige Arrangements.
Und wenn er sich wieder an die Arbeit machte, war er wunderbar erfrischt und voller Tatendrang.
So wie heute, dachte er und legte seine Werkzeuge bereit. Vielleicht war er sogar noch tatendurstiger als sonst, da ihm während seiner letzten inaktiven Phase sein eigenes Schicksal klar geworden war. Er war zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Dort, wo er zum ersten Mal ernsthaft seiner Berufung nachgegangen war, würde er noch einmal tätig werden und die alten Beziehungen erneuern, bevor zum letzten Mal der Vorhang fiel.
Es machte alles so viel interessanter, überlegte er, während er die Klinge eines antiken Messers mit Horngriff testete, das ein Mitbringsel aus Italien war. Er drehte die Stahlklinge im Licht und sah sie bewundernd an. Circa 1953, überlegte er.
Nicht ohne Grund ein echter Klassiker.
Er benutzte gerne altes Werkzeug, wandte aber auch moderne Stücke an. Beispielsweise den Laser, weil sich damit ganz hervorragend das Element der Hitze einbringen ließ.
Er wandte immer Kontraste bei seiner Arbeit an, das hieß Elemente in verschiedenen Formen und verschiedenen Kreisläufen: scharf und stumpf, heiß und kalt. Da seine Partnerin den absoluten Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit erreichen sollte, brauchte er ein Höchstmaß an Konzentration, Geschick, Geduld.
Erst dann würde er das Projekt zum Abschluss bringen, denn erst dann hätte er abermals ein wahres Meisterwerk vollbracht.
Diesmal hatte er hervorragend gewählt. Er gratulierte sich dazu. Sie war seit drei Tagen und vier Nächten hier - und gab immer noch nicht auf. Wahrhaft befriedigend.
Natürlich hatte er langsam angefangen. Es war wichtig, lebenswichtig, das Tempo zu steigern und zu steigern und zu steigern, bis das ultimative Crescendo kam.
Als Meister seines Fachs war ihm bewusst, dass sie sich dem Höhepunkt allmählich näherten.
»Musik an«, befahl er sanft, stand mit geschlossenen Augen da und genoss die Eröffnungsklänge von Puccinis Madame Butterfly.
Er konnte die Entscheidung der Hauptfigur, für die Liebe in den Tod zu gehen, verstehen. Hatte nicht genau diese Entscheidung ihn vor all der Zeit auf diesen Weg gebracht?
Er stieg in seinen maßgeschneiderten, weißen Schutzanzug.
Drehte sich um. Und sah sie an.
Was für ein wunderschönes Ding, ging es ihm durch den Kopf. Wie immer dachte er an die Person, von der sie diese Schönheit hatte. Ihre Mutter, nahm er an.
Die Eva aller Evas.
All die hübsche, weiße, mit Verbrennungen und Schwellungen, schmalen Schnittwunden und winzig kleinen Löchern übersäte Haut. Sie war ein Zeugnis der Zurückhaltung, Geduld und Gründlichkeit, mit der er auch dieses Mal zu Werke ging.
Ihr Gesicht hatte er - noch - nicht angerührt. Das Gesicht hob er sich jedes Mal bis ganz zum Ende auf. Sie starrte ihn aus großen, aber leider auch ein wenig trüben Augen an. Sie hatte beinahe alles durchgemacht, wozu sie in der Lage war. Nun, das Timing kam ihm gerade recht. Denn er hatte es erwartet und sich schon dafür bereit gemacht.
Hatte schon die nächste Partnerin organisiert.
Er blickte beinahe abwesend auf die zweite Frau im Raum, die aufgrund der Drogen, die er ihr verabreicht hatte, friedlich schlief. Vielleicht könnten sie morgen anfangen, dachte er.
Aber jetzt ...
Er näherte sich seiner aktuellen Partnerin.
Er knebelte die Frauen nie, denn sie sollten die Freiheit haben, zu schreien, zu flehen, zu schluchzen, ihn seinetwegen sogar zu verfluchen. Eben all ihre Gefühle auszudrücken, während er mit ihnen beschäftigt war.
»Bitte«, sagte sie. Mehr nicht.
»Guten Morgen! Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Weil wir heute nämlich jede Menge Arbeit vor uns haben.« Lächelnd legte er die Kante des Messers zwischen ihrer ersten und zweiten Rippe ab. »Also lass uns anfangen, ja?«
Ihre Schreie waren wie Musik.
1
Hin und wieder, dachte Eve, war das Leben wirklich lebenswert. Sie lag lang ausgestreckt in einem extrabreiten Schlafsessel und sah ein Video mit jeder Menge Action. Sie sah einfach immer wieder gern, wie irgendwelche Sachen explodierten, und die eher beschränkte Handlung hieß, dass sie nicht nachzudenken brauchte, während sie gemütlich vor der Glotze lag.
Sie brauchte nur zu gucken, weiter nichts.
Sie hatte eine riesengroße Schüssel ausgiebig gesalzenes, in Butter schwimmendes Popcorn auf dem Schoß, der fette Kater lag auf ihren Füßen und hielt sie herrlich warm. Außerdem hatte sie morgen frei, könnte also ausschlafen und dann einfach herumhängen, bis sie Schimmel ansetzte oder bis ihr der Sinn nach irgendetwas anderem stand.
Und was das Allerbeste war - Roarke kuschelte in dem Sessel neben ihr. Da er sich nach einer Handvoll Popcorn darüber beschwert hatte, wie widerlich es war, hatte sie das ganze Zeug für sich allein.
Besser konnte es ganz sicher nicht mehr werden.
Oder vielleicht doch, denn schließlich hatte sie die Absicht, sich ausgiebig über ihren Gatten herzumachen, wenn das Video vorüber war. Das war ihre Version des Double Feature - nur eben ohne zweiten Film.
»Geil«, erklärte sie, nachdem ein Touristenflieger mitten in der Luft mit einem Werbeflieger zusammengestoßen war. »Das war wirklich oberaffengeil.« »Habe ich mir doch gedacht, dass dir die Story gefallen würde«, meinte Roarke.
»Es gibt gar keine echte Story.« Sie schob sich die nächste Handvoll Popcorn in den Mund. »Genau deshalb gefällt mir der Film ja. Es gibt nur hin und wieder ein paar kurze Dialoge, die von einer Explosion zur anderen überleiten, weiter nichts.«
»Außerdem gibt es noch ein paar schöne Nacktszenen.«
»Ja, aber die sind eher für dich und deinesgleichen.« Während auf dem Bildschirm schreiende Passanten vor den herabfallenden Wrackteilen der beiden Flieger flohen, blickte sie ihn von der Seite an.
Er sah einfach fantastisch aus. Hatte ein Gesicht wie von talentierten Gottheiten an einem wirklich guten Tag eigenhändig modelliert. Wohlgeformte Knochen bildeten das Gerüst für die irisch weiße Haut, den Mund, der sie an Dichter denken ließ, bis sie nicht mehr denken konnte, wenn er genüsslich über ihren Körper wanderte, und wilde, blaue Keltenaugen, die in ihr den Menschen sahen, der sie wirklich war.
Gekrönt wurde das Ganze von dichtem, schwarzem, seidig weichem Haar, einem langen, geschmeidigen Körper, einem melodiösen, irischen Akzent, hoher Intelligenz, Witz, Gewieftheit und Temperament. Eine Mischung, wie es sie bestimmt nur einmal gab.
Sie hatte diesen Schatz entdeckt, und jetzt gehörte er ihr ganz allein.
Sie würde das, was ihr gehörte, während der nächsten sechsunddreißig Stunden nutzen, dachte sie vergnügt.
Zwischen den Trümmern auf dem Bildschirm entbrannte eine regelrechte Straßenschlacht, in deren Verlauf der eine oder andere Minibomben oder andere laut zischende Sprengsätze warf. Der Held - der daran zu erkennen war, dass er den meisten Menschen in die Hintern trat - bahnte sich auf einem Jet-Bike einen Weg durch das Gewühl.
Roarke war eindeutig gebannt, denn sonst hätte er niemals erneut die Hand in die Popcornschüssel getaucht. Er zog sie sofort wieder heraus, starrte stirnrunzelnd auf seine Finger und wollte von ihr wissen: »Warum kippst du nicht einfach Salz in eine Schale voll zerlassener Butter und isst das?«
»Das Popcorn ist ein guter Träger. Aber warum regst du dich überhaupt auf? Vielleicht weil deine hübschen Finger klebrig geworden sind?«
Lächelnd wischte er die Hand an ihrer Wange ab. »So, jetzt sind sie wieder sauber.«
»He!« Lachend stellte sie die Schale fort. Das Popcorn wäre sicher, wusste sie, weil nicht einmal Galahad, der Kater, das versalzene, fetttriefende Zeug freiwillig fraß. Dann pikste sie Roarke mit einem Finger in die Rippen und rollte sich über ihn.
Vielleicht wäre eine kurze Vorschau auf den zweiten Programmpunkt des Abends angesagt.
»Dafür wirst du bezahlen, Kumpel.«
»Wie viel?«
»Das hier ist nur die erste Rate. Ich denke, wir fangen damit an ...« Sie neigte ihren Kopf und knabberte vorsichtig an seiner prachtvollen Unterlippe herum. Als er daraufhin die Hand über ihren Rücken gleiten ließ, zog sie ihren Kopf wieder zurück und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Streichelst du meinen Hintern oder wischst du nur den Rest der Butter von deinen Fingern ab?«
»Das nennt man wohl ›zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen‹«, gab er gut gelaunt zurück. »Aber jetzt weiter zu der Ratenzahlung.«
»Ich werde dafür sorgen, dass es - hahaha - hart für dich wird«, erklärte sie.
Bevor ihr Handy klingelte.
»Gottverdammt.« Sie richtete sich auf. »Was soll der Mist? Schließlich habe ich keine Bereitschaft.«
»Warum hast du das Handy dann dabei?«
»Gewohnheit. Dummheit. Keine Ahnung. Ach, verdammt. « Sie zerrte das Ding aus ihrer Tasche und sah auf das Display. »Es ist Whitney.« Seufzend fuhr sie sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich muss also drangehen.«
»Video Pause«, ordnete Roarke an und wischte den Rest der Butter an ihrer anderen Wange ab. »Licht an, siebzig Prozent.«
»Danke.« Eve drückte auf den grünen Knopf. »Dallas.«
»Lieutenant, melden Sie sich im East River Park, an der Ecke Zweiter und Avenue D als Ermittlungsleiterin.«
»Commander ...«
»Mir ist klar, dass Sie weder im Dienst noch in Rufbereitschaft sind«, fiel er ihr ins Wort. »Aber das hat sich hiermit geändert.«
Sie fragte sich kurz, warum, war aber zu gut ausgebildet, um die Frage auszusprechen, deshalb sagte sie nur: »Zu Befehl, Sir. Ich werde Detective Peabody von unterwegs anrufen.«
»Wir sehen uns dann nachher auf dem Revier.«
Ohne weitere Erklärung legte Whitney wieder auf.
»Ungewöhnlich«, meinte Roarke. Er hatte den Videorekorder bereits ausgeschaltet und stand entschlossen auf. »Dass dich der Commander persönlich kontaktiert und ohne Erklärung irgendwohin zitiert.«
»Es muss irgendeine heiße Sache sein«, antwortete Eve und steckte ihr Handy wieder ein. »Ich habe augenblicklich keinen wirklich heißen Fall. Selbst wenn ich einen hätte, hätte er mich deswegen ganz sicher nicht an einem freien Tag einfach irgendwohin bestellt. Tut mir leid.« Sie sah ihn an. »Ich wollte dir den Videoabend nicht vermasseln.«
»Der Film läuft uns nicht weg. Aber da ich jetzt nichts mehr zu tun habe, komme ich vielleicht einfach mit. Ich weiß, wie man sich im Hintergrund hält«, erinnerte er sie, bevor sie widersprechen konnte.
Das stimmte, und sie wusste es. Da er außerdem seine eigenen Termine wie den Kauf eines kleinen Landes oder Planetoiden extra verschoben hatte, um an diesem Abend für sie frei zu sein, wäre es wahrscheinlich unfair, ließe sie ihn jetzt einfach allein zurück.
»Dann lass uns die Hufe schwingen«, meinte sie deshalb und wandte sich zum Gehen.
Er verstand es wirklich, sich im Hintergrund zu halten, wenn es ihm in den Kram passte. Ebenso verstand er es, gründlich zu beobachten und die richtigen Schlüsse aus seinen Betrachtungen zu ziehen. Was er sah, als sie den Park erreichten, waren eine Reihe Streifenwagen, eine kleine Armee uniformierter Beamter sowie jeder Menge Leute von der Spurensicherung.
Die Typen von den Medien, die ein Gespür für solche Dinge hatten, waren ebenfalls bereits erschienen, doch die Polizisten hielten sie in Schach. Der betreffende Bereich des Parks war bereits abgesperrt, und wie die Journalisten und die Schaulustigen, die man immer antraf, wenn es irgendwo ein Unglück gab, müsste auch er vom Rand aus zusehen, was geschah.
»Wenn dir langweilig wird, fahr einfach wieder heim«, sagte Eve zu ihm. »Ich komme schon irgendwie zurück.« »Ich langweile mich nicht so schnell.«
Er fing an, sie zu beobachten. Seinen Cop. Der Wind zerrte an ihrem langen, schwarzen Mantel, der an diesem ersten März, der so brutal wie bisher das ganze Jahr 2060 war, Schutz vor der klirrenden Kälte bot. Sie klemmte ihre Dienstmarke an ihrem Gürtel fest, obwohl kaum anzunehmen war, dass irgendjemand, der sie sah, nicht auch so sofort erkennen würde, dass sie ein ranghohes Mitglied der Truppe war.
Sie war groß und schlank und marschierte festen Schrittes durch die Absperrung. Ihr kurzes, braunes Haar flatterte im Wind, der den Geruch des Flusses zu ihnen herübertrug.
Er beobachtete ihr Gesicht, die Art, wie ihre whiskeybraunen Augen hin und her blickten, und wie ihr Mund - der noch vor einer halben Stunde warm und weich auf seinem Mund gelegen hatte - eine feste, schmale Linie bildete. Das Licht einer Laterne erhellte ihre Züge und hob die scharfkantigen Wangenknochen deutlich sichtbar hervor.
Sie wandte sich ihm noch einmal flüchtig zu, dann aber lief sie weiter durch die Absperrung, um das zu tun, wozu sie seiner Meinung nach geboren war.
Sie marschierte an den Polizisten und den Leuten von der Spurensicherung vorbei. Einige erkannten sie, andere sahen einfach das, was auch Roarke schon aufgefallen war. Ihre Autorität. Als einer der Beamten vor sie trat, blieb sie kurz stehen, klappte ihren Mantel auf und tippte die Dienstmarke an ihrem Gürtel an.
»Ich sollte nach Ihnen Ausschau halten, Madam, und Sie dann an den Fundort führen. Mein Partner und ich waren als Erste hier.«
»Okay.« Sie unterzog ihn einer schnellen Musterung. Er war noch ziemlich jung, wirkte ausnehmend adrett, hatte ein von der Kälte rosiges Gesicht und sprach mit dem Akzent des gebürtigen New Yorkers. Wahrscheinlich Brooklyn, dachte sie. »Was haben wir?«
»Madam, ich habe Anweisung, Sie einfach hinzubringen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können.«
»Ach ja?« Sie blickte auf das Namensschild am Kragen seines dicken Uniformmantels. »Also gut, Newkirk, dann mache ich mir mal selbst ein Bild.«
Sie studierte den abgesperrten Bereich, der hinter einer Baumgruppe verborgen war. Anscheinend war die Stelle wirklich gut gesichert, und zwar nicht nur von dieser Seite, merkte sie, als sie in Richtung des Flusses sah. Auch die Wasserpolizei war unterwegs und hatte das Ufer abgesperrt.
Ein kalter Schauder rann ihr über den Rücken. Worum es hier auch immer ging, musste eine wirklich große Sache sein.
Die von den Technikern aufgestellten Lampen tauchten die Umgebung in ein grelles, weißes Licht, durch das Morris auf sie zugelaufen kam. Es war ganz eindeutig eine große Sache, wenn sogar der Chef der Pathologie persönlich hier erschienen war. Außerdem war es auch seiner sorgenvollen Miene überdeutlich anzusehen.
»Dallas. Sie haben mir gesagt, dass Sie gerufen worden sind.« »Dass man auch Sie gerufen hat, hat mir niemand erzählt. « »Ich war gerade mit Freunden in einem kleinen Blues- Club ganz hier in der Nähe, in der Bleecker Street.«
Was eine Erklärung für die Stiefel war. Das schwarz-silberne Leder hatte sicher einmal irgendeinem Reptil gehört und war bestimmt nicht das, was jemand am Fundort einer Leiche trug. Nicht einmal der stilbewusste Morris.
Sein offener, langer schwarzer Mantel wies ein dunkelrotes Futter auf. Dazu trug er eine schwarze Hose sowie einen schwarzen Rolli, was für ihn ausnehmend lässig war. Einzig wahrnehmbarer Schmuck waren die silbernen Bänder, in die das obere und untere Ende seines langen, dunklen Pferdeschwanzes eingewickelt waren.
Sie sah ihn reglos an. »Der Commander hat Sie herbestellt. «
»Ja. Ich habe die Leiche noch nicht angerührt. Damit wollte ich warten, bis Sie hier sind«, meinte er.
Sie fragte nicht, warum, denn ihr war klar, sie sollte ihre eigenen Schlüsse ziehen, ohne dass ihr vorher irgendjemand irgendwelche Informationen gab. »Kommen Sie mit, Newkirk«, wies sie den Beamten, der die Leiche gefunden hatte, an und marschierte auf die Lichter zu.
Aus der Ferne wirkte es wie eine dünne Schicht aus Eis oder aus Schnee. Die auf der Schicht liegende Tote sah wie ein künstlerisch drapiertes Model aus.
Doch schon aus der Ferne wusste Eve, was es in Wahrheit war, und die Kälte, die bereits zuvor an ihr heraufgekrochen war, nahm noch an Schärfe zu.
Sie begegnete dem Blick des Pathologen, und sie sahen einander schweigend an.
Es war kein Eis und auch kein Schnee, und es war auch kein Model, was dort lag.
Eve zog eine Dose Versiegelungsspray aus ihrem Untersuchungsbeutel und stellte den Beutel auf den Boden.
»Sie haben noch Ihre Handschuhe an«, erinnerte Morris sie. »Und das Zeug geht nicht mehr raus.«
»Richtig.« Ohne den Blick von der Leiche abzuwenden, zog sie die Handschuhe aus, stopfte sie in ihre Tasche, sprühte ihre Hände ein und machte das Aufnahmegerät am Kragen ihres Mantels fest. »Rekorder an.« Die Leute von der Spurensicherung und Morris hatten sicher längst schon Aufnahmen gemacht. Doch sie würde selbst noch einmal alles filmen. Denn möglicherweise hatten die anderen ja irgendetwas übersehen.
»Das Opfer ist eine weiße Frau. Wissen wir schon, wer sie ist?«, wollte sie von Morris wissen.
»Nein.«
»Noch nicht identifiziert. Mitte bis Ende zwanzig, braune Haare, blaue Augen. Kleine Tätowierung von einem blau-gelben Schmetterling an der linken Hüfte. Die Leiche ist nackt und liegt mit ausgebreiteten Armen, die Handflächen nach oben, auf einem weißen Tuch. Am Ringfinger der linken Hand trägt sie einen Silberring. Mehrere sichtbare Wunden weisen auf Folter hin. Abschürfungen, Schwellungen, Einstichlöcher, Verbrennungen. Schnittwunden in Form von Kreuzschraffuren an beiden Handgelenken, die wahrscheinlich die Todesursache sind.« Sie sah den Pathologen an.
»Ja. Wahrscheinlich.«
»In den Torso sind die Worte ›48 Stunden, 12 Minuten, 38 Sekunden‹ eingeritzt.« Eve stieß einen Seufzer aus. »Er ist zurück.«
»Ja«, stimmte ihr Morris zu. »Er ist zurück.«
»Lassen Sie uns die Tote identifizieren und den genauen Todeszeitpunkt feststellen.« Sie sah sich suchend um. »Er hätte sie über einen der Wege oder über das Wasser hierher bringen können. Der Boden ist steinhart und es ist ein öffentlicher Park. Vielleicht werden wir ein paar Fußabdrücke finden, aber nützen werden sie uns nichts.«
Sie griff erneut in ihren Untersuchungsbeutel, machte aber eine Pause, als Peabody eilig auf sie zugelaufen kam. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich musste quer durch die ganze Stadt und in der U-Bahn war die Hölle los. He, Morris!« Peabody, auf deren dunklem Haar eine leuchtend rote Pudelmütze saß, rieb sich die Nase und sah sich dann die Tote an. »Oh, Mann. Jemand hat ihr ganz schön zugesetzt.«
In ihren dicken Winterstiefeln trat sie einen Schritt zur Seite, um besser zu sehen. »Die Nachricht. Sie erinnert mich an was.« Sie tippte sich gegen die Schläfe. »Irgendwo habe ich so etwas schon einmal gesehen.«
»Identifizieren Sie sie erst einmal«, wies Eve sie an und wandte sich dann wieder Newkirk zu. »Was wissen Sie?«
Er hatte bereits stocksteif dagestanden, nahm aber, als er von Eve angesprochen wurde, eine noch steifere Haltung an. »Mein Partner und ich waren auf Streife, wurden zu einem Überfall gerufen und haben einen männlichen Verdächtigen bis hierher in den Park verfolgt. Er lief in östlicher Richtung vor uns davon, wir konnten ihn nicht einholen. Sein Vorsprung war einfach zu groß. Deshalb haben mein Partner und ich uns aufgeteilt, denn wir hatten die Hoffnung, wir könnten ihm auf diese Art den Weg abschneiden. Dann habe ich die Tote entdeckt, meinen Partner wieder zurückgerufen und Commander Whitney informiert.«
»Es entspricht nicht der vorgeschriebenen Verfahrensweise, gleich den Commander anzurufen, Officer Newkirk. «
»Nein, Madam. Aber ich hatte das Gefühl, dass es unter den gegebenen Umständen nicht nur angeraten, sondern unerlässlich war.«
»Warum?«
»Ich habe die Signatur erkannt, Madam. Lieutenant, mein Vater ist ebenfalls bei der Polizei, und vor neun Jahren war er Mitglied einer Sonderermittlungsgruppe, die einer Reihe von Folter-Morden nachgegangen ist.« Newkirk blickte auf die Tote und dann wieder auf Eve. »Der Täter von damals hatte genau diese Signatur.«
»Ihr Vater ist Gil Newkirk?«
»Ja, Madam, Lieutenant.« Seine Schultern entspannten sich minimal. »Ich habe den Fall damals verfolgt, so gut ich konnte. Und im Verlauf der Jahre, vor allem, seit ich selber bei der Truppe bin, haben mein Vater und ich des Öfteren darüber diskutiert. Wie man über solche Dinge halt spricht. Deshalb habe ich die Signatur erkannt. Madam, ich hatte das Gefühl, dass es in diesem Fall korrekt war, die vorgeschriebenen Verfahrensweisen außer Acht zu lassen und direkt den Commander zu benachrichtigen. «
»Damit hatten Sie völlig recht. Gut gemacht, Officer. Halten Sie sich bitte weiter zur Verfügung, ja?« Damit wandte sie sich wieder an Peabody.
»Das Opfer ist eine gewisse Sarifina York, achtundzwanzig Jahre, wohnhaft in der Einundzwanzigsten West. Alleinstehend. Angestellte bei Starlight, das ist ein Retro- Club in Chelsea.«
Eve ging neben der Toten in die Hocke. »Sie wurde nicht hier getötet, und sie war auf dem Transport hierher auch nicht in dieses Tuch gehüllt. Er liebt eine saubere Bühne. Wann ist sie gestorben, Morris?«
»Heute Morgen gegen elf.«
»Achtundvierzig Stunden. Dann hat er sie also irgendwann am Montag oder noch früher gekidnappt, falls er nicht sofort angefangen hat. Von früher wissen wir, dass er mit der ersten Frau immer kurz nach dem Kidnapping beginnt.«
»Und dass die Uhr für ihn erst anfängt zu laufen, wenn er sich an die Arbeit macht«, bestätigte Morris.
»Oh, Scheiße. Oh, verdammt, jetzt fällt es mir wieder ein.« Peabody setzte sich auf ihre Fersen. Ihre Wangen waren vom Wind gerötet und bei der Erinnerung riss sie entsetzt die Augen auf. »Die Medien haben ihn den Bräutigam genannt.«
»Wegen des Rings«, erklärte Eve. »Die Sache mit dem Ring haben wir damals durchsickern lassen.«
»Aber das ist doch mindestens zehn Jahre her.«
»Nein«, korrigierte Eve. »Neun Jahre, zwei Wochen und ... drei Tage, seit wir die erste Leiche gefunden haben.«
»Vielleicht ist es ja ein Trittbrettfahrer«, schlug Peabody vor.
»Nein, er ist es selbst. Die Botschaft, die Zeit - davon haben wir den Journalisten nichts erzählt. Diese Informationen sind nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Aber wir haben den Täter nie gefunden und die Fälle nie aufgeklärt. Vier Frauen in fünfzehn Tagen. Alle brünett, die Jüngste achtundzwanzig, die Älteste dreiunddreißig. Alle wurden gefoltert, und zwar über einen Zeitraum von dreiundzwanzig bis zweiundfünfzig Stunden.«
Eve blickte noch einmal auf die tote Frau. »Sieht aus, als hätte er seine Sache diesmal noch besser als damals gemacht.«
Morris nickte zustimmend. »Sieht aus, als hätte er ihr wie damals auch die oberflächlicheren Wunden am Anfang zugefügt. Wobei ich das natürlich erst ganz sicher sagen kann, wenn ich sie zuhause habe und sie mir genau ansehen kann.«
»Sie weist Fesselspuren an den Knöcheln und den Handgelenken auf - direkt oberhalb der Einschnitte.« Eve hob eine der Hände an. »Wie es aussieht, hat sie nicht nur dort gelegen und die Qualen über sich ergehen lassen. Die anderen hatte er betäubt.«
»Ich werde sehen, ob sie auch etwas von ihm bekommen hat.«
Eve konnte sich noch genau an jede Einzelheit erinnern, wie auch an all die Frustration und all den Zorn, der damit einhergegangen war. »Er wird sie mit irgendwelchen teuren Produkten gewaschen haben, und zwar Haut und Haar. Danach hat er sie für den Transport wahrscheinlich in Plastik eingewickelt. An den anderen Frauen haben wir nie auch nur die allerkleinste Fluse oder sonst etwas entdeckt. Nehmen Sie sie mit, Morris. Aber geben Sie Peabody vorher noch den Ring, damit sie ihn eintüten kann.«
Sie richtete sich wieder auf. »Officer Newkirk, ich brauche so schnell wie möglich Ihren ausführlichen Bericht.«
»Zu Befehl, Madam.«
»Wer ist Ihr direkter Vorgesetzter?«
»Grohman, Madam. Ich bin auf dem hundertsiebten Revier.«
»Ist Ihr Vater noch im Dienst?«
»Das ist er, ja, Madam.«
»Okay, Newkirk, schreiben Sie mir diesen Bericht. Peabody, erkundigen Sie sich bei der Abteilung für vermisste Personen, ob das Opfer als vermisst gemeldet war. Ich muss den Commander anrufen.«
Der Wind hatte abgenommen, als sie den Park wieder verließ. Was eine kleine Gnade war. Auch die Schar der Gaffer war inzwischen merklich ausgedünnt, die Medienmeute aber harrte weiter aus. Die einzige Möglichkeit, um die Situation unter Kontrolle zu behalten, war direkt mit diesen Geiern zu sprechen.
»Ich werde keine Fragen beantworten.« Sie musste schreien, damit man sie über die Fragen, die ihr bereits zugerufen wurden, überhaupt verstand. »Ich werde nur eine kurze Erklärung abgeben, und wenn Sie weiter derart herumschreien, kriegen Sie noch nicht mal die. Heute Abend«, setzte sie mit ruhiger Stimme an, als der Lärm endlich erstarb, »haben Beamte der New Yorker Polizei im East River Park die Leiche einer Frau entdeckt.«
»Wurde sie schon identifiziert?«
»Wie wurde sie umgebracht?«
Eve bedachte die Reporter, die versuchten, die Spielregeln zu brechen, mit einem durchdringenden Blick. »Seid ihr beiden Typen neu hier in der Stadt oder macht ihr einfach die Klappe auf, weil ihr eure eigenen Stimmen so gerne hört? Wie jeder, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, weiß, wird die Identität der Frau nicht eher bekannt gegeben, als bis ihre nächsten Angehörigen von uns verständigt worden sind. Der Gerichtsmediziner wird die genaue Todesursache ergründen. Und jeder, der dumm genug ist, mich zu fragen, ob es bereits irgendwelche Spuren gibt, wird für die folgenden Pressekonferenzen zu dem Fall gesperrt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt? Und jetzt vergeuden Sie nicht länger meine Zeit.«
Damit stapfte sie davon und war auf halbem Weg zu ihrem Wagen, als sie Roarke an der Kühlerhaube lehnen sah. Sie hatte vollkommen vergessen, dass er mitgekommen war.
»Warum bist du noch nicht zuhause?«
»Dann hätte ich ja den ganzen Spaß verpasst. Hallo, Peabody.«
»He.« Sie schaffte es zu lächeln, obwohl sie das Gefühl hatte, als bestünde ihr Gesicht nur noch aus Eis. »Haben Sie etwa die ganze Zeit hier gewartet?«
»Fast. Ich war nur kurz einmal weg.« Er öffnete die Wagentür und holte ein paar Styroporbecher heraus. »Um kleine Geschenke zu besorgen.«
»Kaffee«, stellte Peabody mit ehrfürchtiger Stimme fest. »Dampfend heißer Kaffee.« »Der müsste Sie ein bisschen auftauen. Schlimm?«, wandte er sich an Eve. »Sehr. Peabody, holen Sie Informationen über die nächsten Angehörigen des Opfers ein.«
»York, Sarifina. Schon dabei.«
»Ich fahre dann schon einmal vor«, begann Roarke, zögerte dann aber. »Wie heißt sie, hat Peabody gesagt?«
»York«, wiederholte Eve. »Sarifina.« Plötzlich zog ihr Magen sich zusammen, und sie fügte hinzu: »Jetzt wirst du mir bestimmt erzählen, dass du sie gekannt hast.«
»Ende zwanzig, brünett und ziemlich attraktiv?« Als Eve nickte, lehnte er sich wieder an die Kühlerhaube an. »Ich habe sie vor ein paar Monaten als Geschäftsführerin eines Klubs in Chelsea eingestellt. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie wirklich kannte, aber sie kam mir intelligent, energiegeladen und ausnehmend fähig vor. Wie ist sie gestorben?«
Ehe sie ihm eine Antwort geben konnte, kam Peabody zurück. »Die Mutter lebt in Reno - das ist in Nevada - und der Vater auf Hawaii. Ich wette, da ist es jetzt schön warm. Außerdem hat sie noch eine Schwester in New York. In Murray Hill. Von der sie gestern als vermisst gemeldet worden ist.«
»Lassen Sie uns erst in die Wohnung des Opfers fahren, danach in den Klub und dann zu ihrer nächsten Angehörigen.«
Roarke legte eine Hand auf Eves Unterarm. »Du hast mir nicht gesagt, wie sie gestorben ist.«
»Schlimm. Dies ist weder der rechte Ort noch der rechte Zeitpunkt für Details. Ich kann dich nach Hause bringen lassen oder ...«
»Ich fahre mit dir. Sie war eine meiner Angestellten«, fügte er hinzu, bevor sie widersprechen konnte. »Also fahre ich mit dir.«
Sie nickte mit dem Kopf. Nicht nur, weil sie andernfalls unnötig Zeit und Energie vergeudet hätte, sondern auch, weil sie verstand. Und wenn er schon einmal in der Nähe wäre, könnte er ihr sicher nützlich sein.
»Wenn eine Angestellte - vor allem die Geschäftsführerin eines deiner Läden - ein paar Tage nacheinander nicht zur Arbeit kommen würde, gäbe man dir dann Bescheid? «
»Nicht unbedingt.« Er nahm auf dem Rücksitz eines Streifenwagens Platz und machte es sich dort halbwegs bequem. »Ich habe ihre Schichten nicht im Kopf, aber ich werde mich erkundigen, wie der Dienstplan ausgesehen hat. Falls sie nicht zur Arbeit erschienen ist, ist entweder jemand anderes für sie eingesprungen oder ihr Fehlen wurde jemandem gemeldet, der für diesen speziellen Bereich der Unterhaltungsbranche meines Unternehmens zuständig ist.«
»Ich brauche einen Namen.«
»Den werde ich dir geben.«
»Sie wurde gestern als vermisst gemeldet. Wer auch immer für den Fall zuständig war, hat doch sicher bei ihren Kollegen und Kolleginnen im Klub, ihren Nachbarn und in ihrem Freundeskreis Erkundigungen eingeholt. Oder hätte das, verdammt noch mal, tun sollen. Wir müssen wissen, welcher der Kollegen dieser Sache nachgegangen ist, Peabody.«
»Ich werde mich erkundigen.«
»Sag mir, wie sie gestorben ist«, wiederholte Roarke.
»Morris wird herausfinden, wie sie gestorben ist.«
»Eve.«
Sie traf seinen Blick im Rückspiegel des Wagens und stieß einen leisen Seufzer aus. »Okay, ich werde dir sagen, wie es abgelaufen ist. Sie wurde verfolgt. Der Killer hat sich Zeit genommen, sie beobachtet, sich ihre Gewohnheiten, ihre Routine, ihre Transportmittel und die Stellen, an denen sie verletzlich war - das heißt, die Orte, an denen sie allein und leicht abzufangen war -, notiert. Als er bereit war, hat er sie sich geschnappt. Wahrscheinlich einfach auf der Straße. Zu dem Zweck muss er mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs gewesen sein. Er hat sie betäubt und in sein ...« Sie hatten es Atelier genannt, erinnerte sich Eve. »... an den Ort gebracht, den er dafür vorbereitet hatte, wahrscheinlich in ein privates Haus. Dort hat er sie weiter betäubt, bis er für sie bereit war, oder sich - falls sie die Erste war - sofort ans Werk gemacht.«
»Falls sie die Erste war?«
»Genau. Und als er angefangen hat, hat er auf die Uhr geschaut. Er dürfte ihr die Kleider ausgezogen haben, dann hat er sie gefesselt. Am liebsten nimmt er dafür gute Hanfseile. Denn sie schneiden, wenn sich das Opfer wehrt, so wunderbar ins Fleisch. Danach hat er vier Foltermethoden angewandt - damit meine ich Methoden der physischen Misshandlung, weil die psychischen Qualen, denen diese Frauen ausgesetzt waren, gar nicht auszudenken sind - und zwar Hitze und Kälte sowie scharfe und stumpfe Gewalt. Diese Methoden hat er mit zunehmender Stärke angewandt und so lange weitergemacht, bis ihn das Opfer nicht mehr stimuliert, erfreut oder ihn schlicht und einfach gelangweilt hat. Dann hat er ihr die Pulsadern aufgeschnitten, sie ausbluten lassen, und nach Eintreten des Todes die genaue Zeit, die sie diese Qualen überlebt hat - in Stunden, Minuten und Sekunden -, in ihren Torso eingeritzt.«
Es folgte ein langer Moment vollkommener Stille.
»Wie lange?«, fragte Roarke.
»Sie war stark«, antwortete Eve. »Danach hat er sie gewaschen. Mit exklusiver Seife und mit einem teuren Shampoo abgeschrubbt. Wir glauben, dass er seine Opfer danach in Plastikfolie wickelt und zu einer Stelle transportiert, die er schon im Vorfeld ausgekundschaftet hat. Schließlich legt er sie auf einem sauberen, weißen Laken ab und steckt einen Silberring an den Ringfinger der linken Hand.«
»Ja«, murmelte Roarke und starrte aus dem Fenster. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich habe schon mal etwas Ähnliches gehört.«
»Zwischen dem 11. und dem 26. Februar 2051 hat er vier Frauen auf diese Art gekidnappt, gefoltert und umgebracht. Dann hat er damit aufgehört. Hat einfach plötzlich aufgehört. War wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte gehofft, er wäre zur Hölle gefahren und käme niemals mehr von dort zurück.«
Jetzt wusste auch Roarke, warum sie vom Commander angerufen worden war. »Du hast in diesen Mordfällen ermittelt.«
»Zusammen mit Feeney. Er hat die Ermittlungen geleitet. Ich war damals noch Detective, hatte gerade erst die Prüfung abgelegt. Wir sind der Sache zusammen nachgegangen, aber obwohl wir nach dem zweiten Mord eine Sonderermittlungsgruppe gegründet haben, haben wir den Typen nie erwischt.«
Vier Frauen, dachte Eve, die bis heute darauf warteten, dass ihnen Gerechtigkeit widerfuhr.
»Danach ist er immer einmal wieder aufgetaucht«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Für zwei, zweieinhalb Wochen - jedes Mal ging es um vier oder fünf Frauen. Dann ist er wieder abgetaucht. Für ein, anderthalb Jahre. Jetzt ist er offenbar wieder in New York, wo es unserer Meinung nach auch angefangen hat. Dort, wo er alles begonnen hat und wo es jetzt auch ein für alle Mal für ihn enden wird.«
Der Mann, der von den Medien vor langer Zeit als Bräutigam bezeichnet worden war, setzte sich vor den Fernseher in seinem eleganten Wohnzimmer und machte wie jedes Mal, wenn ein Projekt erfolgreich abgeschlossen war, eine Flasche Champagner auf.
Er wusste, es war noch zu früh für einen Bericht in den Nachrichten. Sicher würde seine letzte Kreation nicht vor morgen früh entdeckt. Trotzdem konnte er dem Wunsch, kurz nachzusehen, nicht widerstehen.
Er würde nur kurz die Nachrichten verfolgen, dachte er, dann würde er seinen Champagner trinken und etwas Musik hören. Vielleicht Puccini, zu Ehren von ... er musste überlegen, bis er auf den Namen kam. Sarifina, ja. Was für ein wunderbarer Name. Puccini für Sarifina. Denn auf Puccini hatte sie am besten reagiert.
Er schaltete den Fernseher mit seiner Fernbedienung an und wurde beinahe umgehend belohnt. Freudig setzte er sich auf, schlug die Beine übereinander und verfolgte die jüngste Rezension von seinem Werk.
Die Identität des Opfers wurde nicht bekannt gegeben, weil die nächsten Angehörigen noch nicht verständigt worden sind. Obwohl bisher nicht offiziell bestätigt wurde, dass die Frau ermordet worden ist, weist das Erscheinen von Lieutenant Eve Dallas am Fundort darauf hin, dass die Frau keines natürlichen Todes gestorben ist.
Er applaudierte leise, als er das Gesicht des Lieutenants auf dem Bildschirm sah.
»Da bist du ja. Hallo! Es ist einfach schön, wenn man alte Freunde wiedersieht. Und dieses Mal werden wir beide uns noch viel besser kennenlernen.«
Er hob sein Glas zu einem Toast. »Ich weiß, du wirst mein absolutes Meisterwerk.«
2
Sarifinas Wohnung verströmte urbanen Schick. Sowohl an den Wänden als auch bei den Stoffen dominierten kräftige Farben, und die schwarzen Tische und Regale bildeten dazu einen schimmernden Kontrast. Elegant und gleichzeitig lebendig, vor allem aber pflegeleicht, was ein Zeichen dafür war, dass die Frau entweder nicht die Zeit oder das Interesse gehabt hatte, um allzu viel Aufwand mit ihrem Apartment zu betreiben.
Ihr Bett war ordentlich gemacht und mit einer leuchtend roten Tagesdecke und kühn gemusterten Kissen ansprechend geschmückt. Im Schrank hingen ein paar altmodische Kleider. Ebenfalls in leuchtenden Farben, gleichzeitig aber schlicht und elegant. Auch die Schuhe in den durchsichtigen Plastikschachteln wirkten nicht gerade modern, sahen aber durchaus stilvoll aus.
Sie hat ihre Sachen sehr pfleglich behandelt, registrierte Eve. »Ist das die Art von Klamotten, die sie im Klub getragen hat?«, wandte sie sich an Roarke.
»Ja, genau. Schließlich ist es ein Retro-Klub im Stil der 1940er. Als Geschäftsführerin sollte sie sich unter die Gäste mischen, Stammgäste wiedererkennen und begrüßen, von Tisch zu Tisch gehen. Und aussehen, als gehöre sie dorthin.«
»Was ihr bestimmt gelungen ist. Außerdem hängen noch ein paar modernere Klamotten und zwei schicke Business-Kostüme in dem Schrank. Als Erstes sollten wir uns den Computer und ihr Telefon ansehen«, fügte sie beim Anblick des Links auf dem Tisch neben dem Bett hinzu. »Vielleicht hat er sie ja kontaktiert. Das hat er zwar bisher nie gemacht, aber möglicherweise hat er seine Vorgehensweise verändert. Sieh dir also die Geräte einmal an. Hatte sie im Klub ein eigenes Büro?«
»Ja.«
»Dann werden wir uns auch dort die Geräte ansehen.« Sie öffnete eine Schublade des kleinen Schreibtischs, der unter dem Fenster stand. »Kein Terminkalender, kein Handy. Das hatte sie sicher beides bei sich. Im Schrank hängen eine teure Handtasche und eine dieser - wie nennt man sie noch mal? - ja richtig, eine City-Bag. Die Handtasche passend zu den Kostümen und die andere Tasche passend zu ihrem Freizeitlook. Außerdem liegen da noch ein paar schickere, kleine Taschen, wie man sie zu Abendgarderobe trägt. Wir werden sehen, ob uns die Schwester sagen kann, was möglicherweise fehlt.«
»Im Kühlschrank steht eine Flasche Sojamilch, die Mittwoch abgelaufen ist«, berichtete Peabody, als sie das Schlafzimmer betrat. »Außerdem noch ein Rest von etwas Chinesischem. Der ist bestimmt schon eine Woche alt. Und dann habe ich noch einen Memowürfel entdeckt.«
Sie hielt ihn hoch. »Eine Einkaufsliste - Sachen, die sie vom Markt und in ein paar Läden besorgen wollte. Dann war da noch ein Magnetfoto von ihr und einem Typen, das aber nicht am Kühlschrank hing, sondern umgedreht in einer der Schubladen gelegen hat, was heißt, dass dieser Typ offenbar ihr Exfreund ist.«
»In Ordnung, nehmen wir die Sachen mit.« Eve sah auf ihre Uhr. Es war fast ein Uhr nachts.
Wenn sie um diese Uhrzeit bei den Nachbarn klingelten und sie aus den Betten rissen, wären die Leute sicherlich genervt.
Und genervte Leute waren weniger bereit, den Bullen irgendetwas zu erzählen, das wusste sie inzwischen.
»Lasst uns in den Klub fahren.«
Dank Roarkes Vorliebe für alte Filme, vor allem die rührseligen Schwarz-Weiß-Produktionen aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, kannte sich Eve ein wenig mit der Mode und Musik, das hieß mit dem Rhythmus der 40er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts aus. Zumindest damit, wie die Zeit damals in Hollywood dargestellt worden war.
Als sie um zwei Uhr in der Früh ins Starlight kam, hatte sie das Gefühl, als hätte sie eine Zeitreise gemacht.
Es war ein großer, eleganter, in drei Ebenen aufgeteilter Raum. Jede dieser Ebenen erreichte man über eine kurze, breite, weiße Treppe, selbst um diese Uhrzeit waren die mit weißen Leinendecken elegant gedeckten Tische und auch die mit silbrigen Kissen ausgelegten Bänke in den Nischen auf allen drei Ebenen besetzt.
Das Personal - Männer in förmlichen, weißen Anzügen und Frauen in kurzen, schwarzen Kleidern mit weiten Tellerröcken - bewegte sich von Tisch zu Tisch und servierte Getränke von silbernen Tabletts. Die Gäste trugen Smokings, reich verzierte Rüschenkleider oder elegante Kleider so wie die, in denen Sarifina in dem Klub herumgelaufen war.
Alles sah ausnehmend elegant und stilvoll aus, und Eve war etwas überrascht, als sie neben Leuten, die eindeutig längst die Hundert überschritten hatten, eine ganze Reihe junger Menschen an den Tischen sitzen sah.
Auf der schwarz schimmernden Bühne spielte eine Band. Vielleicht war es auch eher ein Orchester, überlegte Eve, denn dort oben saßen gut zwanzig Personen mit Streichinstrumenten, Blechblasinstrumenten, einem Schlagzeug und einem Klavier, deren flotte Swing-Musik die Leute scharenweise auf die Tanzfläche des Ladens strömen ließ.
Der in einem schwarz-silbernen Schachbrettmuster ausgelegte Boden schimmerte im Licht der Spiegelkugeln, die sich langsam über den Köpfen der Tänzer drehten, und Peabody stellte begeistert fest: »So was Elegantes habe ich noch nie gesehen. Das ist einfach der Hit.«
»Irgendwann ist alles Alte wieder neu«, erklärte Roarke und sah sich suchend um. »Ihr werdet sicher mit der stellvertretenden Geschäftsführerin sprechen wollen, einer gewissen Zela Wood.«
»Hast du etwa die Namen aller deiner Angestellten im Kopf?«, fragte Eve erstaunt. »Offen gestanden, nein. Ich habe nachgesehen. Name, Dienstplan, Passfoto. Und ...« Er nickte mit dem Kopf. »... das da drüben müsste Zela sein.«
Eve folgte seinem Blick. Das blassgoldene Kleid der attraktiven Frau bildete einen betörenden Kontrast zu ihrer mokkaschwarzen Haut. Sie trug ihr Haar in langen losen Wellen, die sie über ihre Schultern und den Rücken fallen ließ. Innerhalb von kurzer Zeit klapperte sie jede Menge Tische ab, glitt aber gleichzeitig so lässig durch den Raum, als hätte sie alle Zeit der Welt.
Sie hatte den Big Boss eindeutig bereits gesehen und erkannt. Der Blick ihrer Augen - die beinahe dieselbe Farbe hatten wie ihr Kleid - war auf ihn geheftet, und sie glitt mit ihren Fingern über das silberne Geländer, als sie die Treppe herauf in ihre Richtung kam.
»Ms Wood.«
»Wie schön.« Sie reichte ihm die Hand und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Ich werde sofort einen Tisch für Sie und Ihre Gäste herrichten lassen.«
»Wir brauchen keinen Tisch.« Eve lenkte Zelas Blick auf sich. »Gehen wir in Ihr Büro.«
»Selbstverständlich«, stimmte Zela ihr ohne zu zögern zu. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
»Meine Frau«, erklärte Roarke und handelte sich dadurch einen bösen Blick der Polizistin ein. »Lieutenant Dallas und ihre Partnerin, Detective Peabody. Wir müssen mit Ihnen reden, Zela.«
»Ja, in Ordnung.« Ihre Stimme klang auch weiterhin so weich wie Sahne, die man in den Mokka gab. Ihr Blick jedoch drückte eine leichte Besorgnis aus.
Sie führte sie an der Garderobe und den silbernen Türen der Toiletten vorbei bis zu einem privaten Lift, und einen Moment später tauchten sie wieder im einundzwanzigsten Jahrhundert auf.
Der Raum war schlicht und effizient möbliert und machte deutlich, dass er einzig für die Arbeit vorgesehen war. Auf diversen Wandbildschirmen konnte man verschiedene Bereiche des Lokals einschließlich der Küche, des Weinkellers und des Lagers für die anderen alkoholischen Getränke sehen. Auf dem Schreibtisch standen ein Computer, ein Multi-Link sowie eine Ablage für Disketten und CDs.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, setzte Zela an.
»Nein, danke. Sie kennen Sarifina York?«
»Ja, natürlich.« Ihre Besorgnis nahm noch zu. »Ist mit ihr etwas nicht in Ordnung?«
»Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
»Montag. Wir haben unseren Montagstee für unsere älteren Gäste vorbereitet. Sarifina leitet diese Veranstaltung, weil sie einfach ein Händchen dafür hat. Sie hat montags von eins bis sieben Dienst, und ich übernehme dann die Abendschicht. Sie ist gegen acht gegangen, ich glaube, kurz vor acht. Ich habe mich schon gefragt, ob etwas nicht in Ordnung ist, weil sie am Mittwoch nicht erschienen ist.«
Zela blickte auf Roarke und strich sich über das Haar. »Dienstags hat sie frei, aber sie ist auch am Mittwoch nicht aufgetaucht. Ich bin für sie eingesprungen, weil ich dachte ...«
Sie begann, mit ihrer Halskette zu spielen, und glitt mit ihren Fingern an den glitzernden, durchsichtigen Steinen auf und ab. »Sie hatte sich von ihrem Freund getrennt und war deshalb ziemlich fertig. Ich dachte, vielleicht hätten sie sich wieder versöhnt.«
»Ist sie auch vorher schon mal nicht zur Arbeit gekommen, ohne Bescheid zu geben?«, fragte Eve.
»Nein.«
»Sagen Sie das nur, um sie nicht reinzureißen?«
»Nein. Nein. Sari hat noch nie unentschuldigt eine Schicht versäumt.« Zela wandte sich an Roarke. »Sie ist wirklich noch nie einfach nicht zum Dienst erschienen, deshalb habe ich auch nicht gemeldet, als sie Mittwoch nicht gekommen ist. Sie liebt ihre Arbeit hier im Klub und macht ihre Sache wirklich gut.«
»Ich verstehe und weiß es zu schätzen, dass Sie einmal für eine Freundin und Kollegin eingesprungen sind, Zela«, erklärte Roarke.
»Danke. Als sie auch am Donnerstag nicht kam und ich sie nicht erreichen konnte ... nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich sauer oder eher in Sorge war. Wahrscheinlich beides, deshalb habe ich ihre Schwester kontaktiert. Sari hatte ihre Schwester als Kontaktperson für einen Notfall angegeben. Ihr Büro habe ich nicht verständigt, Sir. Ich wollte einfach nicht, dass sie Schwierigkeiten kriegt.«
Sie atmete zitternd ein. »Aber sie ist in Schwierigkeiten, stimmt's? Sie sind hier, weil sie in Schwierigkeiten ist.«
Es würde ihr einen schweren Schlag versetzen, das wusste Eve. Das tat es jedes Mal. »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sarifina ist tot.«
»Sie ist ... was? Was sagen Sie da?«
»Sie sollten sich setzen, Zela.« Roarke nahm ihren Arm und drückte sie sanft auf einen Stuhl.
»Sie sagen ... sie ist tot? Hatte sie einen Unfall? Wie ...« Ihre blassgoldenen Augen wurden feucht.
»Sie wurde ermordet. Es tut mir leid. Waren Sie beide befreundet?«
»Oh Gott. Oh Gott. Wann? Wie? Ich verstehe nicht.«
»Wir ermitteln in dem Fall, Ms Wood.« Eve blickte kurz auf Roarke, der vor eine Wandpaneele trat, sie öffnete und nach einer Flasche Brandy griff. »Können Sie mir sagen, ob in letzter Zeit irgendjemand ungewöhnliches Interesse an ihr gezeigt oder sie vielleicht sogar belästigt hat?«
»Nein. Nein. Ich meine, es gab jede Menge Leute, die Interesse an ihr hatten. Sie ist einfach die Art Mensch, für den sich andere interessieren. Ich verstehe es einfach nicht.«
»Hat sie sich darüber beschwert, dass jemand sie belästigt hat oder dass ihr wegen irgendetwas unbehaglich war?«
»Nein.«
»Trinken Sie ein Schlückchen davon.« Roarke drückte Zela ein Glas Brandy in die Hand.
»Ist jemand hier im Klub gewesen und hat Fragen nach ihr gestellt?«
»Heute Abend, vor ein paar Stunden, jemand von der Polizei. Er meinte ... er hat mir erzählt, dass Sari von ihrer Schwester als vermisst gemeldet worden wäre. Und ich dachte ...« Jetzt brachen sich die Tränen Bahn. »Ich dachte allen Ernstes, Saris Schwester hätte überreagiert. Ich war etwas besorgt, weil ich dachte, Sari wäre zu ihrem Ex zurückgekehrt und hätte sich von ihm überreden lassen, ihren Job zu schmeißen. Das war das Problem«, fuhr Zela fort und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. »Es hat ihm nicht gefallen, dass sie hier gearbeitet hat, weil sie deshalb abends kaum jemals zuhause war.«
Jetzt riss sie ihre feuchten Augen auf. »Hat er ihr etwas angetan? Oh, mein Gott.«
»Kam er Ihnen wie jemand vor, der seiner Freundin etwas antun würde?«
»Nein. Nein, nein. Ein Jammerlappen, habe ich gedacht. Passiv und ein ziemlicher Idiot. Aber ich hätte nie gedacht, dass er ihr etwas antun würde. Dass er derart ausflippen könnte, nein.«
»Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zu der Annahme, dass er es war. Aber können Sie mir trotzdem seinen Namen und seine Adresse geben?«
»Ja. Natürlich.«
»Haben Sie noch die Aufnahmen aus den Überwachungskameras vom Montag?«
»Ja. Ja, wir heben die Disketten immer eine Woche auf.«
»Ich brauche diese Aufnahmen. Und auch die Disketten von Sonnabend und Sonntag. Hat sie den Klub am Montag allein verlassen?«
»Ich habe sie nicht gehen sehen. Ich meine, ich kam gegen Viertel vor acht und da zog sie gerade ihren Mantel an. Ich habe etwas in der Art gesagt wie ›Du kannst einfach nicht genug von dem Laden bekommen, was?‹ und sie hat gelacht. Sie hatte noch etwas Papierkram erledigt, deshalb war sie überhaupt noch da. Wir haben uns ein paar Minuten unterhalten, hauptsächlich über die Arbeit, und dann meinte sie, wir würden uns am Mittwoch sehen, und ich habe ihr ... ich habe ihr viel Spaß an ihrem freien Tag gewünscht. Danach hat sie das Büro verlassen, ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt und mir noch schnell die letzten Reservierungen angesehen. Ich dachte, sie wäre gleich gegangen. Sie hat nichts davon erwähnt, dass jemand auf sie wartet oder so.«
»In Ordnung. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir die Disketten und die Informationen über ihren Exfreund besorgen könnten.«
»Ja.« Zela stand wieder auf. »Kann ich sonst noch irgendetwas tun? Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ihre Schwester? Soll ich vielleicht ihre Schwester anrufen?«
»Danke, das übernehmen wir.«
Wenn es mitten in der Nacht bei ihnen klingelte, wussten die meisten Menschen instinktiv, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Deshalb konnte Eve, als Jaycee York ihr öffnete, bereits die Furcht in ihren Augen sehen. Während sie Eve noch anstarrte, ersetzte ein Ausdruck der Trauer ihre Furcht, noch ehe jemand etwas sagte.
»Sari. Oh, nein. Oh, nein.«
»Dürfen wir hereinkommen, Ms York?«
»Sie haben sie gefunden. Aber ...«
»Wir sollten reingehen, Ms York.« Peabody nahm Jaycees Arm und führte sie sanft ins Haus zurück. »Wir sollten uns setzen.«
»Es wird schlimm. Es wird sehr, sehr schlimm. Bitte sagen Sie es mir schnell. Bitte sagen Sie es mir möglichst schnell.«
»Ihre Schwester ist tot, Ms York.« Die Hand an Jaycees Arm, spürte Peabody, wie sie erschauderte. »Es tut uns furchtbar leid.«
»Ich nehme an, ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst, als sie aus dem Klub angerufen haben. Ich habe gleich gewusst, dass ihr was Schlimmes passiert sein muss.«
Peabody führte sie zu einem Sessel im Wohnzimmer. In dem Raum gab es jede Menge herumliegende Dinge, bemerkte Eve, es herrschte die Art von Durcheinander, die von einem glücklichen Familienleben sprach. Fotos kleiner Jungen, eines lachenden Mannes, des Opfers waren im Raum verteilt.
Mehrere farbenfrohe Decken sowie eine Reihe großer Sitzkissen, die aussahen, als würden sie sehr oft benutzt, waren auf dem Fußboden verstreut.
»Ms York, ist Ihr Mann zuhause?«, fragte Eve. »Sollen wir ihn holen?«
»Er ist ... Clint ist mit den Jungs in Arizona. In ... in Sedona. Eine Woche. Ein Ferienlager von der Schule.« Trotzdem sah sich Jaycee im Zimmer um, als erwarte sie, ihre Familie zu sehen. »Sie sind ins Ferienlager gefahren, aber ich bin hier geblieben. Ich hatte keine Lust zu campen, außerdem hatte ich zu tun. Und wäre es nicht nett, habe ich gedacht, mal eine ganze Woche nur für mich zu haben? Ich habe sie nicht angerufen. Habe ihnen nicht gesagt, dass Sari verschwunden ist, denn dann hätten sie sich nur Sorgen gemacht. Und weshalb hätten sie sich Sorgen machen sollen, wenn alles wieder gut würde? Ich habe mir die ganze Zeit gesagt, alles würde gut. Aber das ist es nicht geworden. Das ist es nicht geworden.« Sie warf sich die Hände vors Gesicht und brach in hemmungsloses Schluchzen aus.
Eve schätzte sie zehn Jahre älter als die Schwester. Ihr Haar war kurz und blond und ihre unglücklichen Augen leuchtend blau.
»Ich habe die Polizei verständigt«, stieß sie immer noch schluchzend aus. »Als ihre Kollegin sagte, dass sie nicht zur Arbeit gekommen wäre, habe ich die Polizei verständigt. Ich war in ihrer Wohnung, aber sie war nicht da, also habe ich die Polizei angerufen, und sie haben gesagt, dass ich eine Anzeige erstatten soll. Eine Vermisstenanzeige. «
Sie klappte die Augen zu. »Was ist mit Sari passiert? Was ist mit meiner Schwester passiert?«
Vor dem Sessel stand eine Ottomane, und Eve nahm darauf Platz. »Es tut mir leid. Sie wurde ermordet.«
Die roten Flecken, die das Weinen auf ihre Wangen gezeichnet hatte, wurden durch ein schockiertes Weiß ersetzt. »Sie haben gesagt - ich habe gehört - im Fernsehen haben sie gesagt, heute Abend wäre eine Frau gefunden worden. Im East River Park. Die Identität würde erst bekannt gegeben, wenn die nächsten Angehörigen verständigt sind. Ich bin die nächste Angehörige.«
Jaycee presste eine Hand vor ihre Lippen. »Ich dachte: ›Nein, nein, das ist nicht Sari. Sari lebt nicht in der East Side.‹ Aber trotzdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass jemand bei mir klopft. Und das haben Sie getan.«
»Sie und Ihre Schwester standen einander nahe.«
»Ich ... ich kann nicht. Ich kann nicht.«
»Ich werde Ihnen ein Glas Wasser holen, Ms York.«
Peabody berührte ihre Schulter. »Ist es in Ordnung, wenn ich in die Küche gehe und ein Glas Wasser für Sie hole?«
Jaycee nickte nur und starrte weiterhin auf Eve. »Sie war mein kleines Püppchen. Meine Mutter ist gestorben, als ich noch ein kleines Mädchen war, ein paar Jahre später hat mein Vater wieder geheiratet. Sie haben Sari bekommen. Sarifina. Sie war so hübsch, wie eine Puppe. Ich habe sie von Anfang an geliebt.«
»Hätte sie Ihnen erzählt, wenn sie Probleme gehabt hätte? Wenn etwas sie beunruhigt oder gestört hätte?«
»Ja. Wir haben immer über alles gesprochen. Sie hat ihren Job geliebt. Sie war wirklich gut, und er hat sie richtig glücklich gemacht. Aber Cal hatte damit ein Problem. Der Mann, mit dem sie in den letzten Monaten zusammen war. Ihn hat die Tatsache gestört, dass sie abends gearbeitet hat und die Zeit nicht mit ihm verbringen konnte. Sie war wütend und verletzt, weil er ihr ein Ultimatum gestellt hatte. Dass sie ihren Job aufgeben sollte oder er sie andernfalls verlassen würde. Also hat sie sich von ihm getrennt. Was eindeutig die richtige Entscheidung war.«
»Warum?«
»Er war einfach nicht gut genug für sie. Und das sage ich nicht nur als ihre große Schwester.« Sie machte eine Pause und ergriff das Glas, mit dem Peabody zurückgekommen war. »Danke. Danke. Er war einfach nicht gut genug. Er war ziemlich egoistisch, und es hat ihm nicht gefallen, dass sie besser verdiente als er. Das war ihr bewusst, das hat sie erkannt, und deswegen war sie bereit, sich von ihm zu trennen. Trotzdem hat es sie traurig gemacht. Weil sie nicht gern verliert. Sie glauben doch wohl nicht ... glauben Sie, Cal hätte ihr was angetan?«
»Glauben Sie das?«
© 2011 für die deutsche Ausgabe by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München
Er hatte gelernt, dass er wie jeder andere Künstler, dessen Arbeit ausnehmendes Geschick und Konzentration erforderte, regelmäßig Urlaub brauchte - inaktive Phasen, in denen er körperlich und geistig neue Kräfte sammelte.
Während dieser Phasen amüsierte er sich, wie es jeder während seines Urlaubs tat. Ging auf Reisen, lernte fremde Länder kennen, aß in guten Restaurants. Vielleicht fuhr er Ski, tauchte oder saß einfach gemütlich unter einem Sonnenschirm an einem wunderschönen Strand, trank köstliche Mai Tais und las ein gutes Buch.
Außerdem entwarf er Pläne, bereitete sich vor, traf notwendige Arrangements.
Und wenn er sich wieder an die Arbeit machte, war er wunderbar erfrischt und voller Tatendrang.
So wie heute, dachte er und legte seine Werkzeuge bereit. Vielleicht war er sogar noch tatendurstiger als sonst, da ihm während seiner letzten inaktiven Phase sein eigenes Schicksal klar geworden war. Er war zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Dort, wo er zum ersten Mal ernsthaft seiner Berufung nachgegangen war, würde er noch einmal tätig werden und die alten Beziehungen erneuern, bevor zum letzten Mal der Vorhang fiel.
Es machte alles so viel interessanter, überlegte er, während er die Klinge eines antiken Messers mit Horngriff testete, das ein Mitbringsel aus Italien war. Er drehte die Stahlklinge im Licht und sah sie bewundernd an. Circa 1953, überlegte er.
Nicht ohne Grund ein echter Klassiker.
Er benutzte gerne altes Werkzeug, wandte aber auch moderne Stücke an. Beispielsweise den Laser, weil sich damit ganz hervorragend das Element der Hitze einbringen ließ.
Er wandte immer Kontraste bei seiner Arbeit an, das hieß Elemente in verschiedenen Formen und verschiedenen Kreisläufen: scharf und stumpf, heiß und kalt. Da seine Partnerin den absoluten Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit erreichen sollte, brauchte er ein Höchstmaß an Konzentration, Geschick, Geduld.
Erst dann würde er das Projekt zum Abschluss bringen, denn erst dann hätte er abermals ein wahres Meisterwerk vollbracht.
Diesmal hatte er hervorragend gewählt. Er gratulierte sich dazu. Sie war seit drei Tagen und vier Nächten hier - und gab immer noch nicht auf. Wahrhaft befriedigend.
Natürlich hatte er langsam angefangen. Es war wichtig, lebenswichtig, das Tempo zu steigern und zu steigern und zu steigern, bis das ultimative Crescendo kam.
Als Meister seines Fachs war ihm bewusst, dass sie sich dem Höhepunkt allmählich näherten.
»Musik an«, befahl er sanft, stand mit geschlossenen Augen da und genoss die Eröffnungsklänge von Puccinis Madame Butterfly.
Er konnte die Entscheidung der Hauptfigur, für die Liebe in den Tod zu gehen, verstehen. Hatte nicht genau diese Entscheidung ihn vor all der Zeit auf diesen Weg gebracht?
Er stieg in seinen maßgeschneiderten, weißen Schutzanzug.
Drehte sich um. Und sah sie an.
Was für ein wunderschönes Ding, ging es ihm durch den Kopf. Wie immer dachte er an die Person, von der sie diese Schönheit hatte. Ihre Mutter, nahm er an.
Die Eva aller Evas.
All die hübsche, weiße, mit Verbrennungen und Schwellungen, schmalen Schnittwunden und winzig kleinen Löchern übersäte Haut. Sie war ein Zeugnis der Zurückhaltung, Geduld und Gründlichkeit, mit der er auch dieses Mal zu Werke ging.
Ihr Gesicht hatte er - noch - nicht angerührt. Das Gesicht hob er sich jedes Mal bis ganz zum Ende auf. Sie starrte ihn aus großen, aber leider auch ein wenig trüben Augen an. Sie hatte beinahe alles durchgemacht, wozu sie in der Lage war. Nun, das Timing kam ihm gerade recht. Denn er hatte es erwartet und sich schon dafür bereit gemacht.
Hatte schon die nächste Partnerin organisiert.
Er blickte beinahe abwesend auf die zweite Frau im Raum, die aufgrund der Drogen, die er ihr verabreicht hatte, friedlich schlief. Vielleicht könnten sie morgen anfangen, dachte er.
Aber jetzt ...
Er näherte sich seiner aktuellen Partnerin.
Er knebelte die Frauen nie, denn sie sollten die Freiheit haben, zu schreien, zu flehen, zu schluchzen, ihn seinetwegen sogar zu verfluchen. Eben all ihre Gefühle auszudrücken, während er mit ihnen beschäftigt war.
»Bitte«, sagte sie. Mehr nicht.
»Guten Morgen! Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Weil wir heute nämlich jede Menge Arbeit vor uns haben.« Lächelnd legte er die Kante des Messers zwischen ihrer ersten und zweiten Rippe ab. »Also lass uns anfangen, ja?«
Ihre Schreie waren wie Musik.
1
Hin und wieder, dachte Eve, war das Leben wirklich lebenswert. Sie lag lang ausgestreckt in einem extrabreiten Schlafsessel und sah ein Video mit jeder Menge Action. Sie sah einfach immer wieder gern, wie irgendwelche Sachen explodierten, und die eher beschränkte Handlung hieß, dass sie nicht nachzudenken brauchte, während sie gemütlich vor der Glotze lag.
Sie brauchte nur zu gucken, weiter nichts.
Sie hatte eine riesengroße Schüssel ausgiebig gesalzenes, in Butter schwimmendes Popcorn auf dem Schoß, der fette Kater lag auf ihren Füßen und hielt sie herrlich warm. Außerdem hatte sie morgen frei, könnte also ausschlafen und dann einfach herumhängen, bis sie Schimmel ansetzte oder bis ihr der Sinn nach irgendetwas anderem stand.
Und was das Allerbeste war - Roarke kuschelte in dem Sessel neben ihr. Da er sich nach einer Handvoll Popcorn darüber beschwert hatte, wie widerlich es war, hatte sie das ganze Zeug für sich allein.
Besser konnte es ganz sicher nicht mehr werden.
Oder vielleicht doch, denn schließlich hatte sie die Absicht, sich ausgiebig über ihren Gatten herzumachen, wenn das Video vorüber war. Das war ihre Version des Double Feature - nur eben ohne zweiten Film.
»Geil«, erklärte sie, nachdem ein Touristenflieger mitten in der Luft mit einem Werbeflieger zusammengestoßen war. »Das war wirklich oberaffengeil.« »Habe ich mir doch gedacht, dass dir die Story gefallen würde«, meinte Roarke.
»Es gibt gar keine echte Story.« Sie schob sich die nächste Handvoll Popcorn in den Mund. »Genau deshalb gefällt mir der Film ja. Es gibt nur hin und wieder ein paar kurze Dialoge, die von einer Explosion zur anderen überleiten, weiter nichts.«
»Außerdem gibt es noch ein paar schöne Nacktszenen.«
»Ja, aber die sind eher für dich und deinesgleichen.« Während auf dem Bildschirm schreiende Passanten vor den herabfallenden Wrackteilen der beiden Flieger flohen, blickte sie ihn von der Seite an.
Er sah einfach fantastisch aus. Hatte ein Gesicht wie von talentierten Gottheiten an einem wirklich guten Tag eigenhändig modelliert. Wohlgeformte Knochen bildeten das Gerüst für die irisch weiße Haut, den Mund, der sie an Dichter denken ließ, bis sie nicht mehr denken konnte, wenn er genüsslich über ihren Körper wanderte, und wilde, blaue Keltenaugen, die in ihr den Menschen sahen, der sie wirklich war.
Gekrönt wurde das Ganze von dichtem, schwarzem, seidig weichem Haar, einem langen, geschmeidigen Körper, einem melodiösen, irischen Akzent, hoher Intelligenz, Witz, Gewieftheit und Temperament. Eine Mischung, wie es sie bestimmt nur einmal gab.
Sie hatte diesen Schatz entdeckt, und jetzt gehörte er ihr ganz allein.
Sie würde das, was ihr gehörte, während der nächsten sechsunddreißig Stunden nutzen, dachte sie vergnügt.
Zwischen den Trümmern auf dem Bildschirm entbrannte eine regelrechte Straßenschlacht, in deren Verlauf der eine oder andere Minibomben oder andere laut zischende Sprengsätze warf. Der Held - der daran zu erkennen war, dass er den meisten Menschen in die Hintern trat - bahnte sich auf einem Jet-Bike einen Weg durch das Gewühl.
Roarke war eindeutig gebannt, denn sonst hätte er niemals erneut die Hand in die Popcornschüssel getaucht. Er zog sie sofort wieder heraus, starrte stirnrunzelnd auf seine Finger und wollte von ihr wissen: »Warum kippst du nicht einfach Salz in eine Schale voll zerlassener Butter und isst das?«
»Das Popcorn ist ein guter Träger. Aber warum regst du dich überhaupt auf? Vielleicht weil deine hübschen Finger klebrig geworden sind?«
Lächelnd wischte er die Hand an ihrer Wange ab. »So, jetzt sind sie wieder sauber.«
»He!« Lachend stellte sie die Schale fort. Das Popcorn wäre sicher, wusste sie, weil nicht einmal Galahad, der Kater, das versalzene, fetttriefende Zeug freiwillig fraß. Dann pikste sie Roarke mit einem Finger in die Rippen und rollte sich über ihn.
Vielleicht wäre eine kurze Vorschau auf den zweiten Programmpunkt des Abends angesagt.
»Dafür wirst du bezahlen, Kumpel.«
»Wie viel?«
»Das hier ist nur die erste Rate. Ich denke, wir fangen damit an ...« Sie neigte ihren Kopf und knabberte vorsichtig an seiner prachtvollen Unterlippe herum. Als er daraufhin die Hand über ihren Rücken gleiten ließ, zog sie ihren Kopf wieder zurück und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Streichelst du meinen Hintern oder wischst du nur den Rest der Butter von deinen Fingern ab?«
»Das nennt man wohl ›zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen‹«, gab er gut gelaunt zurück. »Aber jetzt weiter zu der Ratenzahlung.«
»Ich werde dafür sorgen, dass es - hahaha - hart für dich wird«, erklärte sie.
Bevor ihr Handy klingelte.
»Gottverdammt.« Sie richtete sich auf. »Was soll der Mist? Schließlich habe ich keine Bereitschaft.«
»Warum hast du das Handy dann dabei?«
»Gewohnheit. Dummheit. Keine Ahnung. Ach, verdammt. « Sie zerrte das Ding aus ihrer Tasche und sah auf das Display. »Es ist Whitney.« Seufzend fuhr sie sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich muss also drangehen.«
»Video Pause«, ordnete Roarke an und wischte den Rest der Butter an ihrer anderen Wange ab. »Licht an, siebzig Prozent.«
»Danke.« Eve drückte auf den grünen Knopf. »Dallas.«
»Lieutenant, melden Sie sich im East River Park, an der Ecke Zweiter und Avenue D als Ermittlungsleiterin.«
»Commander ...«
»Mir ist klar, dass Sie weder im Dienst noch in Rufbereitschaft sind«, fiel er ihr ins Wort. »Aber das hat sich hiermit geändert.«
Sie fragte sich kurz, warum, war aber zu gut ausgebildet, um die Frage auszusprechen, deshalb sagte sie nur: »Zu Befehl, Sir. Ich werde Detective Peabody von unterwegs anrufen.«
»Wir sehen uns dann nachher auf dem Revier.«
Ohne weitere Erklärung legte Whitney wieder auf.
»Ungewöhnlich«, meinte Roarke. Er hatte den Videorekorder bereits ausgeschaltet und stand entschlossen auf. »Dass dich der Commander persönlich kontaktiert und ohne Erklärung irgendwohin zitiert.«
»Es muss irgendeine heiße Sache sein«, antwortete Eve und steckte ihr Handy wieder ein. »Ich habe augenblicklich keinen wirklich heißen Fall. Selbst wenn ich einen hätte, hätte er mich deswegen ganz sicher nicht an einem freien Tag einfach irgendwohin bestellt. Tut mir leid.« Sie sah ihn an. »Ich wollte dir den Videoabend nicht vermasseln.«
»Der Film läuft uns nicht weg. Aber da ich jetzt nichts mehr zu tun habe, komme ich vielleicht einfach mit. Ich weiß, wie man sich im Hintergrund hält«, erinnerte er sie, bevor sie widersprechen konnte.
Das stimmte, und sie wusste es. Da er außerdem seine eigenen Termine wie den Kauf eines kleinen Landes oder Planetoiden extra verschoben hatte, um an diesem Abend für sie frei zu sein, wäre es wahrscheinlich unfair, ließe sie ihn jetzt einfach allein zurück.
»Dann lass uns die Hufe schwingen«, meinte sie deshalb und wandte sich zum Gehen.
Er verstand es wirklich, sich im Hintergrund zu halten, wenn es ihm in den Kram passte. Ebenso verstand er es, gründlich zu beobachten und die richtigen Schlüsse aus seinen Betrachtungen zu ziehen. Was er sah, als sie den Park erreichten, waren eine Reihe Streifenwagen, eine kleine Armee uniformierter Beamter sowie jeder Menge Leute von der Spurensicherung.
Die Typen von den Medien, die ein Gespür für solche Dinge hatten, waren ebenfalls bereits erschienen, doch die Polizisten hielten sie in Schach. Der betreffende Bereich des Parks war bereits abgesperrt, und wie die Journalisten und die Schaulustigen, die man immer antraf, wenn es irgendwo ein Unglück gab, müsste auch er vom Rand aus zusehen, was geschah.
»Wenn dir langweilig wird, fahr einfach wieder heim«, sagte Eve zu ihm. »Ich komme schon irgendwie zurück.« »Ich langweile mich nicht so schnell.«
Er fing an, sie zu beobachten. Seinen Cop. Der Wind zerrte an ihrem langen, schwarzen Mantel, der an diesem ersten März, der so brutal wie bisher das ganze Jahr 2060 war, Schutz vor der klirrenden Kälte bot. Sie klemmte ihre Dienstmarke an ihrem Gürtel fest, obwohl kaum anzunehmen war, dass irgendjemand, der sie sah, nicht auch so sofort erkennen würde, dass sie ein ranghohes Mitglied der Truppe war.
Sie war groß und schlank und marschierte festen Schrittes durch die Absperrung. Ihr kurzes, braunes Haar flatterte im Wind, der den Geruch des Flusses zu ihnen herübertrug.
Er beobachtete ihr Gesicht, die Art, wie ihre whiskeybraunen Augen hin und her blickten, und wie ihr Mund - der noch vor einer halben Stunde warm und weich auf seinem Mund gelegen hatte - eine feste, schmale Linie bildete. Das Licht einer Laterne erhellte ihre Züge und hob die scharfkantigen Wangenknochen deutlich sichtbar hervor.
Sie wandte sich ihm noch einmal flüchtig zu, dann aber lief sie weiter durch die Absperrung, um das zu tun, wozu sie seiner Meinung nach geboren war.
Sie marschierte an den Polizisten und den Leuten von der Spurensicherung vorbei. Einige erkannten sie, andere sahen einfach das, was auch Roarke schon aufgefallen war. Ihre Autorität. Als einer der Beamten vor sie trat, blieb sie kurz stehen, klappte ihren Mantel auf und tippte die Dienstmarke an ihrem Gürtel an.
»Ich sollte nach Ihnen Ausschau halten, Madam, und Sie dann an den Fundort führen. Mein Partner und ich waren als Erste hier.«
»Okay.« Sie unterzog ihn einer schnellen Musterung. Er war noch ziemlich jung, wirkte ausnehmend adrett, hatte ein von der Kälte rosiges Gesicht und sprach mit dem Akzent des gebürtigen New Yorkers. Wahrscheinlich Brooklyn, dachte sie. »Was haben wir?«
»Madam, ich habe Anweisung, Sie einfach hinzubringen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können.«
»Ach ja?« Sie blickte auf das Namensschild am Kragen seines dicken Uniformmantels. »Also gut, Newkirk, dann mache ich mir mal selbst ein Bild.«
Sie studierte den abgesperrten Bereich, der hinter einer Baumgruppe verborgen war. Anscheinend war die Stelle wirklich gut gesichert, und zwar nicht nur von dieser Seite, merkte sie, als sie in Richtung des Flusses sah. Auch die Wasserpolizei war unterwegs und hatte das Ufer abgesperrt.
Ein kalter Schauder rann ihr über den Rücken. Worum es hier auch immer ging, musste eine wirklich große Sache sein.
Die von den Technikern aufgestellten Lampen tauchten die Umgebung in ein grelles, weißes Licht, durch das Morris auf sie zugelaufen kam. Es war ganz eindeutig eine große Sache, wenn sogar der Chef der Pathologie persönlich hier erschienen war. Außerdem war es auch seiner sorgenvollen Miene überdeutlich anzusehen.
»Dallas. Sie haben mir gesagt, dass Sie gerufen worden sind.« »Dass man auch Sie gerufen hat, hat mir niemand erzählt. « »Ich war gerade mit Freunden in einem kleinen Blues- Club ganz hier in der Nähe, in der Bleecker Street.«
Was eine Erklärung für die Stiefel war. Das schwarz-silberne Leder hatte sicher einmal irgendeinem Reptil gehört und war bestimmt nicht das, was jemand am Fundort einer Leiche trug. Nicht einmal der stilbewusste Morris.
Sein offener, langer schwarzer Mantel wies ein dunkelrotes Futter auf. Dazu trug er eine schwarze Hose sowie einen schwarzen Rolli, was für ihn ausnehmend lässig war. Einzig wahrnehmbarer Schmuck waren die silbernen Bänder, in die das obere und untere Ende seines langen, dunklen Pferdeschwanzes eingewickelt waren.
Sie sah ihn reglos an. »Der Commander hat Sie herbestellt. «
»Ja. Ich habe die Leiche noch nicht angerührt. Damit wollte ich warten, bis Sie hier sind«, meinte er.
Sie fragte nicht, warum, denn ihr war klar, sie sollte ihre eigenen Schlüsse ziehen, ohne dass ihr vorher irgendjemand irgendwelche Informationen gab. »Kommen Sie mit, Newkirk«, wies sie den Beamten, der die Leiche gefunden hatte, an und marschierte auf die Lichter zu.
Aus der Ferne wirkte es wie eine dünne Schicht aus Eis oder aus Schnee. Die auf der Schicht liegende Tote sah wie ein künstlerisch drapiertes Model aus.
Doch schon aus der Ferne wusste Eve, was es in Wahrheit war, und die Kälte, die bereits zuvor an ihr heraufgekrochen war, nahm noch an Schärfe zu.
Sie begegnete dem Blick des Pathologen, und sie sahen einander schweigend an.
Es war kein Eis und auch kein Schnee, und es war auch kein Model, was dort lag.
Eve zog eine Dose Versiegelungsspray aus ihrem Untersuchungsbeutel und stellte den Beutel auf den Boden.
»Sie haben noch Ihre Handschuhe an«, erinnerte Morris sie. »Und das Zeug geht nicht mehr raus.«
»Richtig.« Ohne den Blick von der Leiche abzuwenden, zog sie die Handschuhe aus, stopfte sie in ihre Tasche, sprühte ihre Hände ein und machte das Aufnahmegerät am Kragen ihres Mantels fest. »Rekorder an.« Die Leute von der Spurensicherung und Morris hatten sicher längst schon Aufnahmen gemacht. Doch sie würde selbst noch einmal alles filmen. Denn möglicherweise hatten die anderen ja irgendetwas übersehen.
»Das Opfer ist eine weiße Frau. Wissen wir schon, wer sie ist?«, wollte sie von Morris wissen.
»Nein.«
»Noch nicht identifiziert. Mitte bis Ende zwanzig, braune Haare, blaue Augen. Kleine Tätowierung von einem blau-gelben Schmetterling an der linken Hüfte. Die Leiche ist nackt und liegt mit ausgebreiteten Armen, die Handflächen nach oben, auf einem weißen Tuch. Am Ringfinger der linken Hand trägt sie einen Silberring. Mehrere sichtbare Wunden weisen auf Folter hin. Abschürfungen, Schwellungen, Einstichlöcher, Verbrennungen. Schnittwunden in Form von Kreuzschraffuren an beiden Handgelenken, die wahrscheinlich die Todesursache sind.« Sie sah den Pathologen an.
»Ja. Wahrscheinlich.«
»In den Torso sind die Worte ›48 Stunden, 12 Minuten, 38 Sekunden‹ eingeritzt.« Eve stieß einen Seufzer aus. »Er ist zurück.«
»Ja«, stimmte ihr Morris zu. »Er ist zurück.«
»Lassen Sie uns die Tote identifizieren und den genauen Todeszeitpunkt feststellen.« Sie sah sich suchend um. »Er hätte sie über einen der Wege oder über das Wasser hierher bringen können. Der Boden ist steinhart und es ist ein öffentlicher Park. Vielleicht werden wir ein paar Fußabdrücke finden, aber nützen werden sie uns nichts.«
Sie griff erneut in ihren Untersuchungsbeutel, machte aber eine Pause, als Peabody eilig auf sie zugelaufen kam. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich musste quer durch die ganze Stadt und in der U-Bahn war die Hölle los. He, Morris!« Peabody, auf deren dunklem Haar eine leuchtend rote Pudelmütze saß, rieb sich die Nase und sah sich dann die Tote an. »Oh, Mann. Jemand hat ihr ganz schön zugesetzt.«
In ihren dicken Winterstiefeln trat sie einen Schritt zur Seite, um besser zu sehen. »Die Nachricht. Sie erinnert mich an was.« Sie tippte sich gegen die Schläfe. »Irgendwo habe ich so etwas schon einmal gesehen.«
»Identifizieren Sie sie erst einmal«, wies Eve sie an und wandte sich dann wieder Newkirk zu. »Was wissen Sie?«
Er hatte bereits stocksteif dagestanden, nahm aber, als er von Eve angesprochen wurde, eine noch steifere Haltung an. »Mein Partner und ich waren auf Streife, wurden zu einem Überfall gerufen und haben einen männlichen Verdächtigen bis hierher in den Park verfolgt. Er lief in östlicher Richtung vor uns davon, wir konnten ihn nicht einholen. Sein Vorsprung war einfach zu groß. Deshalb haben mein Partner und ich uns aufgeteilt, denn wir hatten die Hoffnung, wir könnten ihm auf diese Art den Weg abschneiden. Dann habe ich die Tote entdeckt, meinen Partner wieder zurückgerufen und Commander Whitney informiert.«
»Es entspricht nicht der vorgeschriebenen Verfahrensweise, gleich den Commander anzurufen, Officer Newkirk. «
»Nein, Madam. Aber ich hatte das Gefühl, dass es unter den gegebenen Umständen nicht nur angeraten, sondern unerlässlich war.«
»Warum?«
»Ich habe die Signatur erkannt, Madam. Lieutenant, mein Vater ist ebenfalls bei der Polizei, und vor neun Jahren war er Mitglied einer Sonderermittlungsgruppe, die einer Reihe von Folter-Morden nachgegangen ist.« Newkirk blickte auf die Tote und dann wieder auf Eve. »Der Täter von damals hatte genau diese Signatur.«
»Ihr Vater ist Gil Newkirk?«
»Ja, Madam, Lieutenant.« Seine Schultern entspannten sich minimal. »Ich habe den Fall damals verfolgt, so gut ich konnte. Und im Verlauf der Jahre, vor allem, seit ich selber bei der Truppe bin, haben mein Vater und ich des Öfteren darüber diskutiert. Wie man über solche Dinge halt spricht. Deshalb habe ich die Signatur erkannt. Madam, ich hatte das Gefühl, dass es in diesem Fall korrekt war, die vorgeschriebenen Verfahrensweisen außer Acht zu lassen und direkt den Commander zu benachrichtigen. «
»Damit hatten Sie völlig recht. Gut gemacht, Officer. Halten Sie sich bitte weiter zur Verfügung, ja?« Damit wandte sie sich wieder an Peabody.
»Das Opfer ist eine gewisse Sarifina York, achtundzwanzig Jahre, wohnhaft in der Einundzwanzigsten West. Alleinstehend. Angestellte bei Starlight, das ist ein Retro- Club in Chelsea.«
Eve ging neben der Toten in die Hocke. »Sie wurde nicht hier getötet, und sie war auf dem Transport hierher auch nicht in dieses Tuch gehüllt. Er liebt eine saubere Bühne. Wann ist sie gestorben, Morris?«
»Heute Morgen gegen elf.«
»Achtundvierzig Stunden. Dann hat er sie also irgendwann am Montag oder noch früher gekidnappt, falls er nicht sofort angefangen hat. Von früher wissen wir, dass er mit der ersten Frau immer kurz nach dem Kidnapping beginnt.«
»Und dass die Uhr für ihn erst anfängt zu laufen, wenn er sich an die Arbeit macht«, bestätigte Morris.
»Oh, Scheiße. Oh, verdammt, jetzt fällt es mir wieder ein.« Peabody setzte sich auf ihre Fersen. Ihre Wangen waren vom Wind gerötet und bei der Erinnerung riss sie entsetzt die Augen auf. »Die Medien haben ihn den Bräutigam genannt.«
»Wegen des Rings«, erklärte Eve. »Die Sache mit dem Ring haben wir damals durchsickern lassen.«
»Aber das ist doch mindestens zehn Jahre her.«
»Nein«, korrigierte Eve. »Neun Jahre, zwei Wochen und ... drei Tage, seit wir die erste Leiche gefunden haben.«
»Vielleicht ist es ja ein Trittbrettfahrer«, schlug Peabody vor.
»Nein, er ist es selbst. Die Botschaft, die Zeit - davon haben wir den Journalisten nichts erzählt. Diese Informationen sind nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Aber wir haben den Täter nie gefunden und die Fälle nie aufgeklärt. Vier Frauen in fünfzehn Tagen. Alle brünett, die Jüngste achtundzwanzig, die Älteste dreiunddreißig. Alle wurden gefoltert, und zwar über einen Zeitraum von dreiundzwanzig bis zweiundfünfzig Stunden.«
Eve blickte noch einmal auf die tote Frau. »Sieht aus, als hätte er seine Sache diesmal noch besser als damals gemacht.«
Morris nickte zustimmend. »Sieht aus, als hätte er ihr wie damals auch die oberflächlicheren Wunden am Anfang zugefügt. Wobei ich das natürlich erst ganz sicher sagen kann, wenn ich sie zuhause habe und sie mir genau ansehen kann.«
»Sie weist Fesselspuren an den Knöcheln und den Handgelenken auf - direkt oberhalb der Einschnitte.« Eve hob eine der Hände an. »Wie es aussieht, hat sie nicht nur dort gelegen und die Qualen über sich ergehen lassen. Die anderen hatte er betäubt.«
»Ich werde sehen, ob sie auch etwas von ihm bekommen hat.«
Eve konnte sich noch genau an jede Einzelheit erinnern, wie auch an all die Frustration und all den Zorn, der damit einhergegangen war. »Er wird sie mit irgendwelchen teuren Produkten gewaschen haben, und zwar Haut und Haar. Danach hat er sie für den Transport wahrscheinlich in Plastik eingewickelt. An den anderen Frauen haben wir nie auch nur die allerkleinste Fluse oder sonst etwas entdeckt. Nehmen Sie sie mit, Morris. Aber geben Sie Peabody vorher noch den Ring, damit sie ihn eintüten kann.«
Sie richtete sich wieder auf. »Officer Newkirk, ich brauche so schnell wie möglich Ihren ausführlichen Bericht.«
»Zu Befehl, Madam.«
»Wer ist Ihr direkter Vorgesetzter?«
»Grohman, Madam. Ich bin auf dem hundertsiebten Revier.«
»Ist Ihr Vater noch im Dienst?«
»Das ist er, ja, Madam.«
»Okay, Newkirk, schreiben Sie mir diesen Bericht. Peabody, erkundigen Sie sich bei der Abteilung für vermisste Personen, ob das Opfer als vermisst gemeldet war. Ich muss den Commander anrufen.«
Der Wind hatte abgenommen, als sie den Park wieder verließ. Was eine kleine Gnade war. Auch die Schar der Gaffer war inzwischen merklich ausgedünnt, die Medienmeute aber harrte weiter aus. Die einzige Möglichkeit, um die Situation unter Kontrolle zu behalten, war direkt mit diesen Geiern zu sprechen.
»Ich werde keine Fragen beantworten.« Sie musste schreien, damit man sie über die Fragen, die ihr bereits zugerufen wurden, überhaupt verstand. »Ich werde nur eine kurze Erklärung abgeben, und wenn Sie weiter derart herumschreien, kriegen Sie noch nicht mal die. Heute Abend«, setzte sie mit ruhiger Stimme an, als der Lärm endlich erstarb, »haben Beamte der New Yorker Polizei im East River Park die Leiche einer Frau entdeckt.«
»Wurde sie schon identifiziert?«
»Wie wurde sie umgebracht?«
Eve bedachte die Reporter, die versuchten, die Spielregeln zu brechen, mit einem durchdringenden Blick. »Seid ihr beiden Typen neu hier in der Stadt oder macht ihr einfach die Klappe auf, weil ihr eure eigenen Stimmen so gerne hört? Wie jeder, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, weiß, wird die Identität der Frau nicht eher bekannt gegeben, als bis ihre nächsten Angehörigen von uns verständigt worden sind. Der Gerichtsmediziner wird die genaue Todesursache ergründen. Und jeder, der dumm genug ist, mich zu fragen, ob es bereits irgendwelche Spuren gibt, wird für die folgenden Pressekonferenzen zu dem Fall gesperrt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt? Und jetzt vergeuden Sie nicht länger meine Zeit.«
Damit stapfte sie davon und war auf halbem Weg zu ihrem Wagen, als sie Roarke an der Kühlerhaube lehnen sah. Sie hatte vollkommen vergessen, dass er mitgekommen war.
»Warum bist du noch nicht zuhause?«
»Dann hätte ich ja den ganzen Spaß verpasst. Hallo, Peabody.«
»He.« Sie schaffte es zu lächeln, obwohl sie das Gefühl hatte, als bestünde ihr Gesicht nur noch aus Eis. »Haben Sie etwa die ganze Zeit hier gewartet?«
»Fast. Ich war nur kurz einmal weg.« Er öffnete die Wagentür und holte ein paar Styroporbecher heraus. »Um kleine Geschenke zu besorgen.«
»Kaffee«, stellte Peabody mit ehrfürchtiger Stimme fest. »Dampfend heißer Kaffee.« »Der müsste Sie ein bisschen auftauen. Schlimm?«, wandte er sich an Eve. »Sehr. Peabody, holen Sie Informationen über die nächsten Angehörigen des Opfers ein.«
»York, Sarifina. Schon dabei.«
»Ich fahre dann schon einmal vor«, begann Roarke, zögerte dann aber. »Wie heißt sie, hat Peabody gesagt?«
»York«, wiederholte Eve. »Sarifina.« Plötzlich zog ihr Magen sich zusammen, und sie fügte hinzu: »Jetzt wirst du mir bestimmt erzählen, dass du sie gekannt hast.«
»Ende zwanzig, brünett und ziemlich attraktiv?« Als Eve nickte, lehnte er sich wieder an die Kühlerhaube an. »Ich habe sie vor ein paar Monaten als Geschäftsführerin eines Klubs in Chelsea eingestellt. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie wirklich kannte, aber sie kam mir intelligent, energiegeladen und ausnehmend fähig vor. Wie ist sie gestorben?«
Ehe sie ihm eine Antwort geben konnte, kam Peabody zurück. »Die Mutter lebt in Reno - das ist in Nevada - und der Vater auf Hawaii. Ich wette, da ist es jetzt schön warm. Außerdem hat sie noch eine Schwester in New York. In Murray Hill. Von der sie gestern als vermisst gemeldet worden ist.«
»Lassen Sie uns erst in die Wohnung des Opfers fahren, danach in den Klub und dann zu ihrer nächsten Angehörigen.«
Roarke legte eine Hand auf Eves Unterarm. »Du hast mir nicht gesagt, wie sie gestorben ist.«
»Schlimm. Dies ist weder der rechte Ort noch der rechte Zeitpunkt für Details. Ich kann dich nach Hause bringen lassen oder ...«
»Ich fahre mit dir. Sie war eine meiner Angestellten«, fügte er hinzu, bevor sie widersprechen konnte. »Also fahre ich mit dir.«
Sie nickte mit dem Kopf. Nicht nur, weil sie andernfalls unnötig Zeit und Energie vergeudet hätte, sondern auch, weil sie verstand. Und wenn er schon einmal in der Nähe wäre, könnte er ihr sicher nützlich sein.
»Wenn eine Angestellte - vor allem die Geschäftsführerin eines deiner Läden - ein paar Tage nacheinander nicht zur Arbeit kommen würde, gäbe man dir dann Bescheid? «
»Nicht unbedingt.« Er nahm auf dem Rücksitz eines Streifenwagens Platz und machte es sich dort halbwegs bequem. »Ich habe ihre Schichten nicht im Kopf, aber ich werde mich erkundigen, wie der Dienstplan ausgesehen hat. Falls sie nicht zur Arbeit erschienen ist, ist entweder jemand anderes für sie eingesprungen oder ihr Fehlen wurde jemandem gemeldet, der für diesen speziellen Bereich der Unterhaltungsbranche meines Unternehmens zuständig ist.«
»Ich brauche einen Namen.«
»Den werde ich dir geben.«
»Sie wurde gestern als vermisst gemeldet. Wer auch immer für den Fall zuständig war, hat doch sicher bei ihren Kollegen und Kolleginnen im Klub, ihren Nachbarn und in ihrem Freundeskreis Erkundigungen eingeholt. Oder hätte das, verdammt noch mal, tun sollen. Wir müssen wissen, welcher der Kollegen dieser Sache nachgegangen ist, Peabody.«
»Ich werde mich erkundigen.«
»Sag mir, wie sie gestorben ist«, wiederholte Roarke.
»Morris wird herausfinden, wie sie gestorben ist.«
»Eve.«
Sie traf seinen Blick im Rückspiegel des Wagens und stieß einen leisen Seufzer aus. »Okay, ich werde dir sagen, wie es abgelaufen ist. Sie wurde verfolgt. Der Killer hat sich Zeit genommen, sie beobachtet, sich ihre Gewohnheiten, ihre Routine, ihre Transportmittel und die Stellen, an denen sie verletzlich war - das heißt, die Orte, an denen sie allein und leicht abzufangen war -, notiert. Als er bereit war, hat er sie sich geschnappt. Wahrscheinlich einfach auf der Straße. Zu dem Zweck muss er mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs gewesen sein. Er hat sie betäubt und in sein ...« Sie hatten es Atelier genannt, erinnerte sich Eve. »... an den Ort gebracht, den er dafür vorbereitet hatte, wahrscheinlich in ein privates Haus. Dort hat er sie weiter betäubt, bis er für sie bereit war, oder sich - falls sie die Erste war - sofort ans Werk gemacht.«
»Falls sie die Erste war?«
»Genau. Und als er angefangen hat, hat er auf die Uhr geschaut. Er dürfte ihr die Kleider ausgezogen haben, dann hat er sie gefesselt. Am liebsten nimmt er dafür gute Hanfseile. Denn sie schneiden, wenn sich das Opfer wehrt, so wunderbar ins Fleisch. Danach hat er vier Foltermethoden angewandt - damit meine ich Methoden der physischen Misshandlung, weil die psychischen Qualen, denen diese Frauen ausgesetzt waren, gar nicht auszudenken sind - und zwar Hitze und Kälte sowie scharfe und stumpfe Gewalt. Diese Methoden hat er mit zunehmender Stärke angewandt und so lange weitergemacht, bis ihn das Opfer nicht mehr stimuliert, erfreut oder ihn schlicht und einfach gelangweilt hat. Dann hat er ihr die Pulsadern aufgeschnitten, sie ausbluten lassen, und nach Eintreten des Todes die genaue Zeit, die sie diese Qualen überlebt hat - in Stunden, Minuten und Sekunden -, in ihren Torso eingeritzt.«
Es folgte ein langer Moment vollkommener Stille.
»Wie lange?«, fragte Roarke.
»Sie war stark«, antwortete Eve. »Danach hat er sie gewaschen. Mit exklusiver Seife und mit einem teuren Shampoo abgeschrubbt. Wir glauben, dass er seine Opfer danach in Plastikfolie wickelt und zu einer Stelle transportiert, die er schon im Vorfeld ausgekundschaftet hat. Schließlich legt er sie auf einem sauberen, weißen Laken ab und steckt einen Silberring an den Ringfinger der linken Hand.«
»Ja«, murmelte Roarke und starrte aus dem Fenster. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich habe schon mal etwas Ähnliches gehört.«
»Zwischen dem 11. und dem 26. Februar 2051 hat er vier Frauen auf diese Art gekidnappt, gefoltert und umgebracht. Dann hat er damit aufgehört. Hat einfach plötzlich aufgehört. War wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte gehofft, er wäre zur Hölle gefahren und käme niemals mehr von dort zurück.«
Jetzt wusste auch Roarke, warum sie vom Commander angerufen worden war. »Du hast in diesen Mordfällen ermittelt.«
»Zusammen mit Feeney. Er hat die Ermittlungen geleitet. Ich war damals noch Detective, hatte gerade erst die Prüfung abgelegt. Wir sind der Sache zusammen nachgegangen, aber obwohl wir nach dem zweiten Mord eine Sonderermittlungsgruppe gegründet haben, haben wir den Typen nie erwischt.«
Vier Frauen, dachte Eve, die bis heute darauf warteten, dass ihnen Gerechtigkeit widerfuhr.
»Danach ist er immer einmal wieder aufgetaucht«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Für zwei, zweieinhalb Wochen - jedes Mal ging es um vier oder fünf Frauen. Dann ist er wieder abgetaucht. Für ein, anderthalb Jahre. Jetzt ist er offenbar wieder in New York, wo es unserer Meinung nach auch angefangen hat. Dort, wo er alles begonnen hat und wo es jetzt auch ein für alle Mal für ihn enden wird.«
Der Mann, der von den Medien vor langer Zeit als Bräutigam bezeichnet worden war, setzte sich vor den Fernseher in seinem eleganten Wohnzimmer und machte wie jedes Mal, wenn ein Projekt erfolgreich abgeschlossen war, eine Flasche Champagner auf.
Er wusste, es war noch zu früh für einen Bericht in den Nachrichten. Sicher würde seine letzte Kreation nicht vor morgen früh entdeckt. Trotzdem konnte er dem Wunsch, kurz nachzusehen, nicht widerstehen.
Er würde nur kurz die Nachrichten verfolgen, dachte er, dann würde er seinen Champagner trinken und etwas Musik hören. Vielleicht Puccini, zu Ehren von ... er musste überlegen, bis er auf den Namen kam. Sarifina, ja. Was für ein wunderbarer Name. Puccini für Sarifina. Denn auf Puccini hatte sie am besten reagiert.
Er schaltete den Fernseher mit seiner Fernbedienung an und wurde beinahe umgehend belohnt. Freudig setzte er sich auf, schlug die Beine übereinander und verfolgte die jüngste Rezension von seinem Werk.
Die Identität des Opfers wurde nicht bekannt gegeben, weil die nächsten Angehörigen noch nicht verständigt worden sind. Obwohl bisher nicht offiziell bestätigt wurde, dass die Frau ermordet worden ist, weist das Erscheinen von Lieutenant Eve Dallas am Fundort darauf hin, dass die Frau keines natürlichen Todes gestorben ist.
Er applaudierte leise, als er das Gesicht des Lieutenants auf dem Bildschirm sah.
»Da bist du ja. Hallo! Es ist einfach schön, wenn man alte Freunde wiedersieht. Und dieses Mal werden wir beide uns noch viel besser kennenlernen.«
Er hob sein Glas zu einem Toast. »Ich weiß, du wirst mein absolutes Meisterwerk.«
2
Sarifinas Wohnung verströmte urbanen Schick. Sowohl an den Wänden als auch bei den Stoffen dominierten kräftige Farben, und die schwarzen Tische und Regale bildeten dazu einen schimmernden Kontrast. Elegant und gleichzeitig lebendig, vor allem aber pflegeleicht, was ein Zeichen dafür war, dass die Frau entweder nicht die Zeit oder das Interesse gehabt hatte, um allzu viel Aufwand mit ihrem Apartment zu betreiben.
Ihr Bett war ordentlich gemacht und mit einer leuchtend roten Tagesdecke und kühn gemusterten Kissen ansprechend geschmückt. Im Schrank hingen ein paar altmodische Kleider. Ebenfalls in leuchtenden Farben, gleichzeitig aber schlicht und elegant. Auch die Schuhe in den durchsichtigen Plastikschachteln wirkten nicht gerade modern, sahen aber durchaus stilvoll aus.
Sie hat ihre Sachen sehr pfleglich behandelt, registrierte Eve. »Ist das die Art von Klamotten, die sie im Klub getragen hat?«, wandte sie sich an Roarke.
»Ja, genau. Schließlich ist es ein Retro-Klub im Stil der 1940er. Als Geschäftsführerin sollte sie sich unter die Gäste mischen, Stammgäste wiedererkennen und begrüßen, von Tisch zu Tisch gehen. Und aussehen, als gehöre sie dorthin.«
»Was ihr bestimmt gelungen ist. Außerdem hängen noch ein paar modernere Klamotten und zwei schicke Business-Kostüme in dem Schrank. Als Erstes sollten wir uns den Computer und ihr Telefon ansehen«, fügte sie beim Anblick des Links auf dem Tisch neben dem Bett hinzu. »Vielleicht hat er sie ja kontaktiert. Das hat er zwar bisher nie gemacht, aber möglicherweise hat er seine Vorgehensweise verändert. Sieh dir also die Geräte einmal an. Hatte sie im Klub ein eigenes Büro?«
»Ja.«
»Dann werden wir uns auch dort die Geräte ansehen.« Sie öffnete eine Schublade des kleinen Schreibtischs, der unter dem Fenster stand. »Kein Terminkalender, kein Handy. Das hatte sie sicher beides bei sich. Im Schrank hängen eine teure Handtasche und eine dieser - wie nennt man sie noch mal? - ja richtig, eine City-Bag. Die Handtasche passend zu den Kostümen und die andere Tasche passend zu ihrem Freizeitlook. Außerdem liegen da noch ein paar schickere, kleine Taschen, wie man sie zu Abendgarderobe trägt. Wir werden sehen, ob uns die Schwester sagen kann, was möglicherweise fehlt.«
»Im Kühlschrank steht eine Flasche Sojamilch, die Mittwoch abgelaufen ist«, berichtete Peabody, als sie das Schlafzimmer betrat. »Außerdem noch ein Rest von etwas Chinesischem. Der ist bestimmt schon eine Woche alt. Und dann habe ich noch einen Memowürfel entdeckt.«
Sie hielt ihn hoch. »Eine Einkaufsliste - Sachen, die sie vom Markt und in ein paar Läden besorgen wollte. Dann war da noch ein Magnetfoto von ihr und einem Typen, das aber nicht am Kühlschrank hing, sondern umgedreht in einer der Schubladen gelegen hat, was heißt, dass dieser Typ offenbar ihr Exfreund ist.«
»In Ordnung, nehmen wir die Sachen mit.« Eve sah auf ihre Uhr. Es war fast ein Uhr nachts.
Wenn sie um diese Uhrzeit bei den Nachbarn klingelten und sie aus den Betten rissen, wären die Leute sicherlich genervt.
Und genervte Leute waren weniger bereit, den Bullen irgendetwas zu erzählen, das wusste sie inzwischen.
»Lasst uns in den Klub fahren.«
Dank Roarkes Vorliebe für alte Filme, vor allem die rührseligen Schwarz-Weiß-Produktionen aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, kannte sich Eve ein wenig mit der Mode und Musik, das hieß mit dem Rhythmus der 40er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts aus. Zumindest damit, wie die Zeit damals in Hollywood dargestellt worden war.
Als sie um zwei Uhr in der Früh ins Starlight kam, hatte sie das Gefühl, als hätte sie eine Zeitreise gemacht.
Es war ein großer, eleganter, in drei Ebenen aufgeteilter Raum. Jede dieser Ebenen erreichte man über eine kurze, breite, weiße Treppe, selbst um diese Uhrzeit waren die mit weißen Leinendecken elegant gedeckten Tische und auch die mit silbrigen Kissen ausgelegten Bänke in den Nischen auf allen drei Ebenen besetzt.
Das Personal - Männer in förmlichen, weißen Anzügen und Frauen in kurzen, schwarzen Kleidern mit weiten Tellerröcken - bewegte sich von Tisch zu Tisch und servierte Getränke von silbernen Tabletts. Die Gäste trugen Smokings, reich verzierte Rüschenkleider oder elegante Kleider so wie die, in denen Sarifina in dem Klub herumgelaufen war.
Alles sah ausnehmend elegant und stilvoll aus, und Eve war etwas überrascht, als sie neben Leuten, die eindeutig längst die Hundert überschritten hatten, eine ganze Reihe junger Menschen an den Tischen sitzen sah.
Auf der schwarz schimmernden Bühne spielte eine Band. Vielleicht war es auch eher ein Orchester, überlegte Eve, denn dort oben saßen gut zwanzig Personen mit Streichinstrumenten, Blechblasinstrumenten, einem Schlagzeug und einem Klavier, deren flotte Swing-Musik die Leute scharenweise auf die Tanzfläche des Ladens strömen ließ.
Der in einem schwarz-silbernen Schachbrettmuster ausgelegte Boden schimmerte im Licht der Spiegelkugeln, die sich langsam über den Köpfen der Tänzer drehten, und Peabody stellte begeistert fest: »So was Elegantes habe ich noch nie gesehen. Das ist einfach der Hit.«
»Irgendwann ist alles Alte wieder neu«, erklärte Roarke und sah sich suchend um. »Ihr werdet sicher mit der stellvertretenden Geschäftsführerin sprechen wollen, einer gewissen Zela Wood.«
»Hast du etwa die Namen aller deiner Angestellten im Kopf?«, fragte Eve erstaunt. »Offen gestanden, nein. Ich habe nachgesehen. Name, Dienstplan, Passfoto. Und ...« Er nickte mit dem Kopf. »... das da drüben müsste Zela sein.«
Eve folgte seinem Blick. Das blassgoldene Kleid der attraktiven Frau bildete einen betörenden Kontrast zu ihrer mokkaschwarzen Haut. Sie trug ihr Haar in langen losen Wellen, die sie über ihre Schultern und den Rücken fallen ließ. Innerhalb von kurzer Zeit klapperte sie jede Menge Tische ab, glitt aber gleichzeitig so lässig durch den Raum, als hätte sie alle Zeit der Welt.
Sie hatte den Big Boss eindeutig bereits gesehen und erkannt. Der Blick ihrer Augen - die beinahe dieselbe Farbe hatten wie ihr Kleid - war auf ihn geheftet, und sie glitt mit ihren Fingern über das silberne Geländer, als sie die Treppe herauf in ihre Richtung kam.
»Ms Wood.«
»Wie schön.« Sie reichte ihm die Hand und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Ich werde sofort einen Tisch für Sie und Ihre Gäste herrichten lassen.«
»Wir brauchen keinen Tisch.« Eve lenkte Zelas Blick auf sich. »Gehen wir in Ihr Büro.«
»Selbstverständlich«, stimmte Zela ihr ohne zu zögern zu. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
»Meine Frau«, erklärte Roarke und handelte sich dadurch einen bösen Blick der Polizistin ein. »Lieutenant Dallas und ihre Partnerin, Detective Peabody. Wir müssen mit Ihnen reden, Zela.«
»Ja, in Ordnung.« Ihre Stimme klang auch weiterhin so weich wie Sahne, die man in den Mokka gab. Ihr Blick jedoch drückte eine leichte Besorgnis aus.
Sie führte sie an der Garderobe und den silbernen Türen der Toiletten vorbei bis zu einem privaten Lift, und einen Moment später tauchten sie wieder im einundzwanzigsten Jahrhundert auf.
Der Raum war schlicht und effizient möbliert und machte deutlich, dass er einzig für die Arbeit vorgesehen war. Auf diversen Wandbildschirmen konnte man verschiedene Bereiche des Lokals einschließlich der Küche, des Weinkellers und des Lagers für die anderen alkoholischen Getränke sehen. Auf dem Schreibtisch standen ein Computer, ein Multi-Link sowie eine Ablage für Disketten und CDs.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, setzte Zela an.
»Nein, danke. Sie kennen Sarifina York?«
»Ja, natürlich.« Ihre Besorgnis nahm noch zu. »Ist mit ihr etwas nicht in Ordnung?«
»Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
»Montag. Wir haben unseren Montagstee für unsere älteren Gäste vorbereitet. Sarifina leitet diese Veranstaltung, weil sie einfach ein Händchen dafür hat. Sie hat montags von eins bis sieben Dienst, und ich übernehme dann die Abendschicht. Sie ist gegen acht gegangen, ich glaube, kurz vor acht. Ich habe mich schon gefragt, ob etwas nicht in Ordnung ist, weil sie am Mittwoch nicht erschienen ist.«
Zela blickte auf Roarke und strich sich über das Haar. »Dienstags hat sie frei, aber sie ist auch am Mittwoch nicht aufgetaucht. Ich bin für sie eingesprungen, weil ich dachte ...«
Sie begann, mit ihrer Halskette zu spielen, und glitt mit ihren Fingern an den glitzernden, durchsichtigen Steinen auf und ab. »Sie hatte sich von ihrem Freund getrennt und war deshalb ziemlich fertig. Ich dachte, vielleicht hätten sie sich wieder versöhnt.«
»Ist sie auch vorher schon mal nicht zur Arbeit gekommen, ohne Bescheid zu geben?«, fragte Eve.
»Nein.«
»Sagen Sie das nur, um sie nicht reinzureißen?«
»Nein. Nein. Sari hat noch nie unentschuldigt eine Schicht versäumt.« Zela wandte sich an Roarke. »Sie ist wirklich noch nie einfach nicht zum Dienst erschienen, deshalb habe ich auch nicht gemeldet, als sie Mittwoch nicht gekommen ist. Sie liebt ihre Arbeit hier im Klub und macht ihre Sache wirklich gut.«
»Ich verstehe und weiß es zu schätzen, dass Sie einmal für eine Freundin und Kollegin eingesprungen sind, Zela«, erklärte Roarke.
»Danke. Als sie auch am Donnerstag nicht kam und ich sie nicht erreichen konnte ... nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich sauer oder eher in Sorge war. Wahrscheinlich beides, deshalb habe ich ihre Schwester kontaktiert. Sari hatte ihre Schwester als Kontaktperson für einen Notfall angegeben. Ihr Büro habe ich nicht verständigt, Sir. Ich wollte einfach nicht, dass sie Schwierigkeiten kriegt.«
Sie atmete zitternd ein. »Aber sie ist in Schwierigkeiten, stimmt's? Sie sind hier, weil sie in Schwierigkeiten ist.«
Es würde ihr einen schweren Schlag versetzen, das wusste Eve. Das tat es jedes Mal. »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sarifina ist tot.«
»Sie ist ... was? Was sagen Sie da?«
»Sie sollten sich setzen, Zela.« Roarke nahm ihren Arm und drückte sie sanft auf einen Stuhl.
»Sie sagen ... sie ist tot? Hatte sie einen Unfall? Wie ...« Ihre blassgoldenen Augen wurden feucht.
»Sie wurde ermordet. Es tut mir leid. Waren Sie beide befreundet?«
»Oh Gott. Oh Gott. Wann? Wie? Ich verstehe nicht.«
»Wir ermitteln in dem Fall, Ms Wood.« Eve blickte kurz auf Roarke, der vor eine Wandpaneele trat, sie öffnete und nach einer Flasche Brandy griff. »Können Sie mir sagen, ob in letzter Zeit irgendjemand ungewöhnliches Interesse an ihr gezeigt oder sie vielleicht sogar belästigt hat?«
»Nein. Nein. Ich meine, es gab jede Menge Leute, die Interesse an ihr hatten. Sie ist einfach die Art Mensch, für den sich andere interessieren. Ich verstehe es einfach nicht.«
»Hat sie sich darüber beschwert, dass jemand sie belästigt hat oder dass ihr wegen irgendetwas unbehaglich war?«
»Nein.«
»Trinken Sie ein Schlückchen davon.« Roarke drückte Zela ein Glas Brandy in die Hand.
»Ist jemand hier im Klub gewesen und hat Fragen nach ihr gestellt?«
»Heute Abend, vor ein paar Stunden, jemand von der Polizei. Er meinte ... er hat mir erzählt, dass Sari von ihrer Schwester als vermisst gemeldet worden wäre. Und ich dachte ...« Jetzt brachen sich die Tränen Bahn. »Ich dachte allen Ernstes, Saris Schwester hätte überreagiert. Ich war etwas besorgt, weil ich dachte, Sari wäre zu ihrem Ex zurückgekehrt und hätte sich von ihm überreden lassen, ihren Job zu schmeißen. Das war das Problem«, fuhr Zela fort und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. »Es hat ihm nicht gefallen, dass sie hier gearbeitet hat, weil sie deshalb abends kaum jemals zuhause war.«
Jetzt riss sie ihre feuchten Augen auf. »Hat er ihr etwas angetan? Oh, mein Gott.«
»Kam er Ihnen wie jemand vor, der seiner Freundin etwas antun würde?«
»Nein. Nein, nein. Ein Jammerlappen, habe ich gedacht. Passiv und ein ziemlicher Idiot. Aber ich hätte nie gedacht, dass er ihr etwas antun würde. Dass er derart ausflippen könnte, nein.«
»Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zu der Annahme, dass er es war. Aber können Sie mir trotzdem seinen Namen und seine Adresse geben?«
»Ja. Natürlich.«
»Haben Sie noch die Aufnahmen aus den Überwachungskameras vom Montag?«
»Ja. Ja, wir heben die Disketten immer eine Woche auf.«
»Ich brauche diese Aufnahmen. Und auch die Disketten von Sonnabend und Sonntag. Hat sie den Klub am Montag allein verlassen?«
»Ich habe sie nicht gehen sehen. Ich meine, ich kam gegen Viertel vor acht und da zog sie gerade ihren Mantel an. Ich habe etwas in der Art gesagt wie ›Du kannst einfach nicht genug von dem Laden bekommen, was?‹ und sie hat gelacht. Sie hatte noch etwas Papierkram erledigt, deshalb war sie überhaupt noch da. Wir haben uns ein paar Minuten unterhalten, hauptsächlich über die Arbeit, und dann meinte sie, wir würden uns am Mittwoch sehen, und ich habe ihr ... ich habe ihr viel Spaß an ihrem freien Tag gewünscht. Danach hat sie das Büro verlassen, ich habe mich an den Schreibtisch gesetzt und mir noch schnell die letzten Reservierungen angesehen. Ich dachte, sie wäre gleich gegangen. Sie hat nichts davon erwähnt, dass jemand auf sie wartet oder so.«
»In Ordnung. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie mir die Disketten und die Informationen über ihren Exfreund besorgen könnten.«
»Ja.« Zela stand wieder auf. »Kann ich sonst noch irgendetwas tun? Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ihre Schwester? Soll ich vielleicht ihre Schwester anrufen?«
»Danke, das übernehmen wir.«
Wenn es mitten in der Nacht bei ihnen klingelte, wussten die meisten Menschen instinktiv, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Deshalb konnte Eve, als Jaycee York ihr öffnete, bereits die Furcht in ihren Augen sehen. Während sie Eve noch anstarrte, ersetzte ein Ausdruck der Trauer ihre Furcht, noch ehe jemand etwas sagte.
»Sari. Oh, nein. Oh, nein.«
»Dürfen wir hereinkommen, Ms York?«
»Sie haben sie gefunden. Aber ...«
»Wir sollten reingehen, Ms York.« Peabody nahm Jaycees Arm und führte sie sanft ins Haus zurück. »Wir sollten uns setzen.«
»Es wird schlimm. Es wird sehr, sehr schlimm. Bitte sagen Sie es mir schnell. Bitte sagen Sie es mir möglichst schnell.«
»Ihre Schwester ist tot, Ms York.« Die Hand an Jaycees Arm, spürte Peabody, wie sie erschauderte. »Es tut uns furchtbar leid.«
»Ich nehme an, ich habe es gewusst. Ich habe es gewusst, als sie aus dem Klub angerufen haben. Ich habe gleich gewusst, dass ihr was Schlimmes passiert sein muss.«
Peabody führte sie zu einem Sessel im Wohnzimmer. In dem Raum gab es jede Menge herumliegende Dinge, bemerkte Eve, es herrschte die Art von Durcheinander, die von einem glücklichen Familienleben sprach. Fotos kleiner Jungen, eines lachenden Mannes, des Opfers waren im Raum verteilt.
Mehrere farbenfrohe Decken sowie eine Reihe großer Sitzkissen, die aussahen, als würden sie sehr oft benutzt, waren auf dem Fußboden verstreut.
»Ms York, ist Ihr Mann zuhause?«, fragte Eve. »Sollen wir ihn holen?«
»Er ist ... Clint ist mit den Jungs in Arizona. In ... in Sedona. Eine Woche. Ein Ferienlager von der Schule.« Trotzdem sah sich Jaycee im Zimmer um, als erwarte sie, ihre Familie zu sehen. »Sie sind ins Ferienlager gefahren, aber ich bin hier geblieben. Ich hatte keine Lust zu campen, außerdem hatte ich zu tun. Und wäre es nicht nett, habe ich gedacht, mal eine ganze Woche nur für mich zu haben? Ich habe sie nicht angerufen. Habe ihnen nicht gesagt, dass Sari verschwunden ist, denn dann hätten sie sich nur Sorgen gemacht. Und weshalb hätten sie sich Sorgen machen sollen, wenn alles wieder gut würde? Ich habe mir die ganze Zeit gesagt, alles würde gut. Aber das ist es nicht geworden. Das ist es nicht geworden.« Sie warf sich die Hände vors Gesicht und brach in hemmungsloses Schluchzen aus.
Eve schätzte sie zehn Jahre älter als die Schwester. Ihr Haar war kurz und blond und ihre unglücklichen Augen leuchtend blau.
»Ich habe die Polizei verständigt«, stieß sie immer noch schluchzend aus. »Als ihre Kollegin sagte, dass sie nicht zur Arbeit gekommen wäre, habe ich die Polizei verständigt. Ich war in ihrer Wohnung, aber sie war nicht da, also habe ich die Polizei angerufen, und sie haben gesagt, dass ich eine Anzeige erstatten soll. Eine Vermisstenanzeige. «
Sie klappte die Augen zu. »Was ist mit Sari passiert? Was ist mit meiner Schwester passiert?«
Vor dem Sessel stand eine Ottomane, und Eve nahm darauf Platz. »Es tut mir leid. Sie wurde ermordet.«
Die roten Flecken, die das Weinen auf ihre Wangen gezeichnet hatte, wurden durch ein schockiertes Weiß ersetzt. »Sie haben gesagt - ich habe gehört - im Fernsehen haben sie gesagt, heute Abend wäre eine Frau gefunden worden. Im East River Park. Die Identität würde erst bekannt gegeben, wenn die nächsten Angehörigen verständigt sind. Ich bin die nächste Angehörige.«
Jaycee presste eine Hand vor ihre Lippen. »Ich dachte: ›Nein, nein, das ist nicht Sari. Sari lebt nicht in der East Side.‹ Aber trotzdem habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass jemand bei mir klopft. Und das haben Sie getan.«
»Sie und Ihre Schwester standen einander nahe.«
»Ich ... ich kann nicht. Ich kann nicht.«
»Ich werde Ihnen ein Glas Wasser holen, Ms York.«
Peabody berührte ihre Schulter. »Ist es in Ordnung, wenn ich in die Küche gehe und ein Glas Wasser für Sie hole?«
Jaycee nickte nur und starrte weiterhin auf Eve. »Sie war mein kleines Püppchen. Meine Mutter ist gestorben, als ich noch ein kleines Mädchen war, ein paar Jahre später hat mein Vater wieder geheiratet. Sie haben Sari bekommen. Sarifina. Sie war so hübsch, wie eine Puppe. Ich habe sie von Anfang an geliebt.«
»Hätte sie Ihnen erzählt, wenn sie Probleme gehabt hätte? Wenn etwas sie beunruhigt oder gestört hätte?«
»Ja. Wir haben immer über alles gesprochen. Sie hat ihren Job geliebt. Sie war wirklich gut, und er hat sie richtig glücklich gemacht. Aber Cal hatte damit ein Problem. Der Mann, mit dem sie in den letzten Monaten zusammen war. Ihn hat die Tatsache gestört, dass sie abends gearbeitet hat und die Zeit nicht mit ihm verbringen konnte. Sie war wütend und verletzt, weil er ihr ein Ultimatum gestellt hatte. Dass sie ihren Job aufgeben sollte oder er sie andernfalls verlassen würde. Also hat sie sich von ihm getrennt. Was eindeutig die richtige Entscheidung war.«
»Warum?«
»Er war einfach nicht gut genug für sie. Und das sage ich nicht nur als ihre große Schwester.« Sie machte eine Pause und ergriff das Glas, mit dem Peabody zurückgekommen war. »Danke. Danke. Er war einfach nicht gut genug. Er war ziemlich egoistisch, und es hat ihm nicht gefallen, dass sie besser verdiente als er. Das war ihr bewusst, das hat sie erkannt, und deswegen war sie bereit, sich von ihm zu trennen. Trotzdem hat es sie traurig gemacht. Weil sie nicht gern verliert. Sie glauben doch wohl nicht ... glauben Sie, Cal hätte ihr was angetan?«
»Glauben Sie das?«
© 2011 für die deutsche Ausgabe by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München
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Autoren-Porträt von J. D. Robb
J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.Bibliographische Angaben
- Autor: J. D. Robb
- 2013, Erstmals im TB, 480 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uta Hege
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442376785
- ISBN-13: 9783442376780
- Erscheinungsdatum: 16.10.2013
Pressezitat
"Packender Thriller mit gut aufgebauten Spannungsbogen. Der lockere Schreibstil mit Schauplatzwechseln sorgt zudem für kurzweiliges Lesevergnügen." Dresdner Neueste Nachrichten
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