Die Trolle Bd.1
Sie dachten, Sie kennen bereits alle Völker der Fantasy? Sie haben mit den Orks Schlachten geschlagen, sind mit den Zwergen durch unterirdische Gänge gehuscht und haben mit den Elfen das Böse besiegt. Doch tief in der Dunkelheit lauert noch etwas: Wesen,...
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Sie dachten, Sie kennen bereits alle Völker der Fantasy? Sie haben mit den Orks Schlachten geschlagen, sind mit den Zwergen durch unterirdische Gänge gehuscht und haben mit den Elfen das Böse besiegt. Doch tief in der Dunkelheit lauert noch etwas: Wesen, die der Schrecken vieler Legenden sind, Wesen, deren Name nur geflüstert werden darf: die Trolle.
Doch auch ihr Reich ist bedroht und sie suchen Unterstützung bei den Menschen.
Sie denken, Sie kennen alle Völker der Fantasy? Sie haben mit Stan Nicholls' Orks Schlachten geschlagen, sind mit den Zwergen von Markus Heitz durch unterirdische Gänge gehuscht und haben mit Bernhard Hennens Elfen das Böse besiegt. Doch tief in der Dunkelheit lauert noch etwas: Wesen, die der Schrecken vieler Legenden sind, Wesen, deren Name nur geflüstert werden darf...
Die Trolle von ChristophHardebusch
LESEPROBE
Der Wald lag in den Abendstunden ruhig da. Kaum ein Tier warzu hören, während die letzten Strahlen der Sonne durch sein Blattwerk drangen.Mächtige, moosbewachsene Bäume ragten Dutzende von Schritten in die Höhe, undzwischen ihnen bildeten Büsche und Farne ein undurchdringliches Unterholz. Alsdie Hufschläge des Reitertrupps schließlich verhallten, kehrten auch diealltäglichen Geräusche des Forstes zurück und erinnerten Sten an dievielfältigen Gefahren, die sein Leben bedrohten. Vergeblich rüttelte er an dendicken Eisenstangen seines Käfigs. Natürlich gaben sie nicht nach. Alles inallem haben meine Feinde gute Arbeit geleistet, ging es Sten durch den Kopf. Auchwenn er aufrecht sitzen konnte, solange er die Beine herausbaumeln ließ, warder Käfig eng und unbequem und schaukelte bei jeder Bewegung. Die kaltenStangen drückten sich gegen Stens nackte Haut und gruben sich schmerzhaft insein Fleisch. Zu eng waren sie, als dass er hätte hindurchschlüpfen können,doch ohne Frage würde das Maul eines Wolfes oder die Tatze eines Bären ihnerreichen können. Marczeg Zorpads Krieger hatten die Eisenkonstruktion sorgfältigüberprüft und den schweren Bolzen mit Hammerschlägen in der Verankerung verkeilt.Ohne Werkzeug war es unmöglich, den Eisenstift zu entfernen und die kleine Türzu öffnen. Die Kette, mit welcher der Käfig an dem dicken Ast befestigt war,war ebenso fest und zuverlässig geschmiedet. Auch der Baum war gut ausgewählt,ein altes starkes Eichengewächs, an dessen Stamm feuchtes Moos emporwuchs.Dieser Baum hatte noch viele Jahrhunderte Leben vor sich und würde noch weiterwachsen, wenn Sten schon lange in dem Käfig verrottet war. Die Freiheit war nurzwei Schritt unter ihm, und sie leuchtete im Abendlicht verlockend grün, doch Stenhätte in seinem Käfig statt den zwei Schritt auch hundert hoch hängen können,denn der Boden blieb für ihn unerreichbar. Wenn er bedachte, dass Zorpad dasAussetzen eines Mannes in den düsteren Wäldern seiner Heimat von Stens eigenem Volk,den Wlachaken, übernommen hatte, so konnte er durchaus die Ironie seinerausweglosen Lage erkennen. Die Idee aber, den Verurteilten in einen Metallkäfigzu stecken, stammte natürlich von den Masriden. Früher hatte man die Verbrechereinfach mit festen Stricken an die Bäume gebunden. In den alten Tagen war dieseine Art Gottesurteil gewesen, und nicht wenige Lieder seines Landes erzähltenvon jenen, die durch Glück oder Geschick dem sicheren Tod entkommen undzurückgekehrt waren, um Rache zu nehmen an jenen, die ihnen den Tod hattenbringen wollen. Sten lachte bitter auf. Die neuen Herren des Landes wollten allemalsicherstellen, dass die Götter ihre Urteile im Sinne der Masriden fällten. Oderbesser gesagt ihr Gott, denn sie verhöhnten die alten Geister des Landes undunterdrückten den Glauben an diese, wo immer sie auf ihn stießen. Ohne fremdeHilfe würde Sten sich aus dieser Falle nicht befreien können, und so tief imWald verborgen würde ihn niemand finden, bevor er starb. Das grobe Hemd, dassie ihm als einziges Kleidungsstück gelassen hatten, bot wenig Schutz vor denElementen. Hinzu kamen die Auswirkungen der Folter, die Sten nicht geradewiderstandsfähiger gemacht hatte. Er konnte sich gut vorstellen, wie er aussah,nur mit dem schmutzigen Leinenhemd bekleidet, überall grün und blau geschlagen,das lange, dunkle Haar strähnig und verfilzt, das schmale Gesicht vonErschöpfung, Schmerz und Schlafmangel gezeichnet. Vermutlich sehe ich jetztschon aus wie ein wandelnder Toter, dachte Sten und grinste finster. Es schientatsächlich an der Zeit zu sein, sich mit dem Gedanken an den Tod abzufinden.Schnell verdursten würde der junge Krieger nicht, dazu war es zu feucht, undvermutlich würde es in den nächsten Tagen mehr als genug regnen. Wenn er alsonicht verhungerte, würde ihn eine der unzähligen Gefahren der dunklen Wälderdas Leben kosten. Auf der Flucht vor den Häschern des Marczegs der Masriden warSten oft tief in den Wald eingedrungen, und er wusste mehr als genug über dendunklen Forst. Viele Geschichten, die man sich nachts an den Feuern erzählte,waren natürlich Ammenmärchen, aber unter all dem Aberglauben verbarg sich auchein Körnchen Wahrheit. Es gab gute Gründe, den Wald zu meiden, und je tieferman sich hineinwagte, desto gefährlicher wurde es. In den lichtlosen Tiefen schlichenKreaturen durch das Unterholz, denen man besser aus dem Weg ging. Wölfe undBären, die den Städtern und Bauern solche Angst einjagten, wirkten gegen diesegeradezu harmlos. Schlimmere Dinge als Tiere, die ohnehin die Nähe der Menscheneher mieden, bedrohten den Wanderer im Herzen des Forstes. Und in der Nachtkamen diese Kreaturen aus ihren Löchern gekrochen auf der Suche nach Opfern undBeute. Die spitzohrigen Vînai waren gnadenlose Jäger, die Mensch und Tier ausbloßer Freude am Töten mit ihren zielsicheren Pfeilen spickten. Sie duldetenkeinerlei Eindringen in ihre Länder im Herzen des Waldes. Neben ihnen gab esdie verfluchten Zraikas, die in eine fremde Gestalt schlüpfen konnten und mitihren tödlichen Reißzähnen und Klauen kaum zu besiegen waren. Von anderendämonischen Kreaturen hatte Sten nur gehört, doch auch in den geflüstertenGeschichten mochte durchaus ein Körnchen Wahrheit stecken. Vermutlich würde eres schon bald herausfinden. Er lachte freudlos, als er daran dachte, dass dieseBekanntschaft wohl eine kurze und äußerst unerfreuliche werden würde. Inzwischenwar die Sonne gänzlich hinter den Bergen verschwunden und beleuchtete nur mehrdie niedrig hängenden Wolken am Himmel. Zusammen mit dem letzten Licht der Sonneschwand auch Stens letzte Hoffnung auf Rettung. Wenige würden es wagen, nachtsin die Wälder einzudringen, selbst wenn sie denn überhaupt wüssten, dass Stennoch lebte. Immerhin ist es hier ein wenig gemütlicher als in Zorpads Kerkern,dachte Sten grimmig und versuchte eine bequemere Sitzposition zu finden, dochirgendwie schien er überall blaue Flecken zu haben. Vielleicht finde ich heuteNacht ja sogar etwas Schlaf, immerhin prügeln seine Häscher nicht mehr auf michein. Aber an Schlaf war kaum zu denken, auch wenn Sten von den Entbehrungen derletzten Tage und den Verhören stark erschöpft war, denn zu unbequem war seinluftiges Gefängnis. Dazu kreisten seine Gedanken unablässig um seine Freundeund die Gefahren, die ihnen drohten. Mit der Dunkelheit drangen mehr und mehrfremdartige Geräusche an seine Ohren, Tiere schrien, das Laub raschelte, undimmer wieder erhaschte Sten aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Die einsetzendeDunkelheit verwandelte den Wald, die Bäume erhoben sich als dunkle Schatten,und zwischen ihnen herrschte schon bald Finsternis, die alle möglichen Schreckenverbergen mochte. Zunächst schien noch der Mond, doch dann türmten sich dunkleWolken am Himmel auf. Bald schon konnte der Wlachake nur noch wenige Schrittweit sehen, was das nächtliche Spektakel der Waldtiere noch unheimlichermachte. Aber schließlich gewann die Erschöpfung Oberhand, und Sten verfiel indüstere Träume, die von einem Unwetter beendet wurden. Eiskalter Regen weckteihn, und der grollende Donner ließ ihn zusammenzucken. Kalte Winde zerrten anseinem Leinenhemd und trieben den Regen fast waagerecht vor sich her. Innerhalbweniger Augenblicke war Sten vollkommen durchnässt und fror erbärmlich. Immerwieder schlugen Blitze in der Ferne ein, erhellten die Landschaft für einigeAugenblicke, gefolgt von mächtigen Donnerschlägen. Sten konnte sich nichterinnern, jemals einen solch wütenden Sturm erlebt zu haben. Vielleicht lag es aberauch nur an seiner unbequemen Warte, die ihn dem Zorn der Elemente schutzlosauslieferte. Der schwere Eisenkäfig schaukelte im Wind, der Ast knarrtebedrohlich, und es kam Sten so vor, als werde er sogleich zu Boden stürzen. Dochdie starke Eiche hielt und würde wohl zur letzten Ruhestätte für Sten calDabrân werden. Mutlos kauerte er sich zusammen und schlang die Arme um denOberkörper, um sich ein wenig zu wärmen. Vielleicht würde er schon in dieserNacht erfrieren, denn zu dem Regen gesellten sich jetzt auch noch eisigeHagelkörner, die ihn schmerzhaft trafen. Niemals seine Heimat wiedersehen,seine Familie, seine Freunde Verzweiflung überkam ihn und raubte ihm die letzteKraft aus den müden Gliedern. So saß er da, während das Unwetter um ihn herumtobte. Er musste an Flores warnende Worte bei ihrem letzten Treffen denken,die er so leichtfertig in den Wind geschlagen hatte. Seine letzten Worte seinerSchwester gegenüber waren absichtlich verletzend gewesen, und nun würde ersterben, ohne sie wieder gutmachen zu können. Ein Knacken, das sogar dasRauschen der Bäume im Wind übertönte, ließ ihn aufschrecken. Hastig suchte ermit Blicken die kleine Lichtung ab, doch in der Dunkelheit konnte er wenig erkennen,bis ein gezackter Blitz über den Himmel zuckte und den Wald für einenAugenblick erleuchtete. Grelle Nachbilder tanzten durch Stens Blickfeld,mehrere riesige, menschenähnliche Gestalten, die auf der Lichtung standen. Es dauerteeinige hämmernde Herzschläge lang, bis sich seine Augen wieder an dieDunkelheit gewöhnt hatten, Herzschläge, in denen er sich einredete, dass ersich getäuscht habe, dass dort in der Nacht nichts gewesen sei. Und dann sah ersie, schwarze Schatten vor der Dunkelheit des Waldes. Vier, nein fünf, fastdoppelt so groß wie ein Mann, mit mächtigen Schultern und langen, muskulösenArmen. Wie von Sinnen vor Angst warf sich Sten gegen die Stangen des Käfigs, umihnen zu entkommen. In der Finsternis sah er eines der Ungeheuer auf sichzugehen. Verzweifelt versuchte Sten von dem Wesen wegzukommen, doch es war unmöglich.Hilflos musste er zusehen, wie der Schatten sich näherte, bis die Kreatur kaumeine Armeslänge entfernt stehen blieb. Obwohl der Käfig sicherlich zwei Schrittüber dem Boden hing, war es dem Monstrum ein Leichtes hineinzuspähen. Wiederzuckte ein Blitz über den Himmel, wieder war die Lichtung für einen Herzschlagin Licht getaucht. Abgrundtiefe Furcht erfüllte Sten, als er das ebenso massigewie hässliche Haupt sah. Der Kopf war grob menschlich, doch die Linien desGesichts verliefen nahezu gerade, und die hohen Wangenknochen und das kantigeKinn wirkten wie in Stein gemeißelt. Sein Magen zog sich zusammen, als er die Augensah, die sich unter knochigen Brauen verbargen, während die Ohren viel zu kleinfür den riesigen Kopf schienen. Die Stirn war flach und seltsam gefurcht, unddarüber ragten fingerdicke, hornige Auswüchse auf, die Sten in Ermangelung einesbesseren Wortes als Haare bezeichnete. Zudem wölbten sich zwei mächtige, langeHörner von der Stirn über den Schädel, was dem Monstrum ein dämonischesAussehen gab. Am Furcht einflößendsten jedoch war das Maul der Kreatur, breitund mit vollen Lippen, hinter denen gewaltige Hauer wie die eines Ebers zumVorschein kamen, als es sie hämisch zurückzog. (...)
© Wilhelm Heyne Verlag
Interviewmit Christoph Hardebusch
Waserwartet den Leser in Ihrem - sehr umfangreichen - Buch "Die Trolle"? KönnenSie ganz kurz den Inhalt zusammenfassen?
Das Buch erzählt die Geschichte eines von Bürgerkriegzerrütteten Landes, in dem nach Jahrhunderten der Trennung Menschen wieder aufTrolle treffen. Einer dieser Menschen, der junge Rebell Şten, muss einZweckbündnis mit den gewalttätigen und furchteinflößenden Wesen eingehen, umsein Leben und sein Volk zu retten.
Wasgenau ist es, was Sie an der Spezies der Trolle so fasziniert? Diese Wesenbeschäftigen ja schon länger die Fantasie der Menschen. Wissen Sie, wann undwie diese Faszination begann?
Die Trolle wurden bisher in der Fantasy ja eher als tumbeSchläger dargestellt. Ihnen ein differenziertes Wesen zu geben, ihreAndersartigkeit zu erforschen und zu präsentieren, war mein besonderesAnliegen. Eine gewisse Vorliebe für die "Underdogs" des Fantasygenres habe ichschon immer gehegt, und die Trolle zählen sicherlich dazu.
Wannhaben Sie die Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt? Ist das mittlerweile einVollzeitjob geworden?
Ich schreibe, solange ich mich erinnern kann, jedoch habeich nicht wirklich erwartet, dies einmal professionell zu tun. An eineVeröffentlichung bei einem großen Verlag habe ich erst gedacht, als meineAgentinnen damit an mich heran getreten sind. Allerdings arbeite ich weiterhinin meinem "Brotberuf" als Texter in der Werbung.
Geradeist einer der großen Autoren fantastischer Literatur gestorben, Stanislaw Lem.Sehen Sie auch nur entfernte Parallelen zu seinem Schreiben? Welcheliterarischen Vorbilder haben Sie?
Ich würdemir nicht anmaßen wollen, mich mit einem so großen Vordenker wie Stanislaw Lemzu vergleichen. Meine Vorbilder unter der zeitgenössischen Fantasy sind zumBeispiel George R.R. Martin und Steven
IstFantasy eigentlich auch ein Weg, Probleme der Zeit oder unserer Gesellschaftauf allegorische Weise zu thematisieren?
Das kann sie natürlich sein, allerdings erhebt sie diesenAnspruch nur selten. Wobei es durchaus eine Palette von Fantasyliteratur gibt,die soziale Themen in den Mittelpunkt stellt und diese kritisch beleuchtet. Oftwill Fantasy jedoch auch einfach unterhalten und das Bedürfnis des Menschennach dem Wunderbaren und Märchenhaften befriedigen.
Kannman es in diesem Genre schaffen, den einfachen Mustern von Gut und Böse, Machtund Unterdrückung zu entgehen? Wenn ja, wie?
Ja, das ist möglich. Die einfache Trennung von absolutemBösen und Guten wird ja in moderner Fantasy häufig aufgebrochen und zunehmendnur als Stilmittel benutzt. Ich denke, dass es inzwischen in vielen Romanenweitaus differenziertere Figuren gibt, die sich klassischen Kategorisierungeneinfach widersetzen. Anscheinend böse Handlungen geschehen aus guten Motiven,zwiespältige Charaktere fällen schwerwiegende Entscheidungen - all diesermöglicht es der modernen Fantasy, aus alten Mustern auszubrechen.
DenkenSie schon an eine Fortsetzung? Wie geht es weiter mit den Trollen?
Natürlich lässt die Arbeit an einem umfangreichen Werk wie"Die Trolle" im Kopf des Schreibers noch ganz andere Geschichten und Bilderentstehen. Neben all den Details über die Welt, die in den Roman geflossensind, gibt es ebenso viele, die nur auf Notizblättern existieren. Ich könntemir auf jeden Fall vorstellen, weitere Geschichten aus der Welt der Trolle zuerzählen.
Die Fragenstellte Mathias Voigt, Literaturtest.
- Autor: Christoph Hardebusch
- 2006, Originalausgabe, 767 Seiten, Maße: 13,5 x 21 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Angela Kuepper
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453532376
- ISBN-13: 9783453532373
- Erscheinungsdatum: 06.03.2006
4.5 von 5 Sternen
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