Das letzte Königreich / Uhtred Bd.1
Nordengland im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der...
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Nordengland im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten?
"Und dann sah ich sie. Prächtige Langschiffe. Schwerelos schienen sie auf dem Wasser zu schweben, ihre Ruder teilten die Wellen.
Die geschwungenen, hoch aufragenden Vorder- und Hintersteven waren mit vergoldeten Schlangen und Drachen geschmückt, und mir kam es an diesem fernen Sommertag so vor, als tanzten die drei Schiffe im Takt der auf- und niederschwingenden Ruder übers Meer."
Nordengland im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten.
Die Uhtred-Romane, Band 1
Das letzte Königreich von Bernard Cornwell
LESEPROBE
Mein Name ist Uhtred.Ich bin der Sohn Uhtreds, der wiederum Sohn Uhtreds war, dessen Vater ebenfalls Uhtredgenannt wurde. Der Schreiber meines Vaters, ein Priester namens Beocca, buchstabierte den Namen Utred.Ich weiß nicht, wie ihn mein Vater geschrieben hätte - er konnte weder lesennoch schreiben; ich aber kann beides, und wenn ich manchmal die altenSchriftrollen aus der Holztruhe hole, sehe ich den Namen mal Uhtred oder Utred, mal Ughtred oder auch Ootred geschrieben.Diese Schriften beurkunden, dass Uhtred, der Sohn Uhtreds, alleiniger Besitzer jener Länder ist, derenGrenzen gewissenhaft markiert sind von Steinen und Deichen, Eichen und Eschen,von Sümpfen und vom Meer, und ich träume von diesen wilden Ländern unter demwindzerwühlten Himmel. Ich träume von ihnen und weiß, dass ich sie mir einesTages von denen, die sie raubten, wieder zurückholen werde.
Ich bin ein Aldermann, nenne michaber Graf Uhtred, was dasselbe ist, und dieverblichenen Pergamente beweisen, welcher Besitz mir zusteht. Dem Recht nachbin ich der Besitzer dieser Länder, und das Recht, so heißt es, macht uns - andersals die Tiere - vor Gott zu Menschen. Doch das Recht hilft mir nicht, mein Landzurückzugewinnen. Das Recht strebt nach Ausgleich.Das Recht will mit Geld für Verluste entschädigen. Das Recht fürchtet nichtsmehr als die blutige Fehde. Ich aber bin Uhtred, der SohnUhtreds, und dies ist die Geschichte einer Blutfehde.
Sie erzählt, wie ich das Land, dasnach dem Recht meines ist, von meinem Feind zurückerobere. Und sie erzählt von einerFrau und ihrem Vater, einem König.
Er war mein König, dem ich allesverdanke. Die Speisen, die ich esse, das Haus, in dem ich wohne, die Schwerter meiner Mannen - all das kam von Alfred, meinem König, dermich hasste.
Die Geschichte beginnt lange vormeiner ersten Begegnung mit Alfred. Sie beginnt, da ich zehn Jahre alt war undzum ersten Mal die Dänen sah. Das war im Jahr 866. Damals hieß ich noch nicht Uhtred, sondern Osbert, denn ich war der zweite Sohn meinesVaters, und nur der Erstgeborene hatte Anspruch auf den Namen Uhtred. Mein Bruder war sieben Jahre älter und von großer,kräftiger Gestalt. Er hatte das blonde Haar unserer Familie und den mürrischenGesichtsausdruck meines Vaters.
An dem "lag, da ich zum erstenMal die Dänen sah, ritten wir mit Falken auf den Fäusten an der Küste entlang:mein Vater, meines Vaters Bruder, mein Bruder, ich selbst und ein DutzendGefolgsleute. Es war Herbst. Letztes Sommergrün überzog die Klippen, auf denFelsen lagerten Seehunde, und über uns schwirrten und kreischten so vieleSeevögel, dass wir die Falken nicht von den Fesseln lassen konnten. Wir ritten,bis wir an die Untiefen gelangten, die sich zwischen unserem Land und Lindisfarena, der heiligen Insel, erstrecken, und icherinnere mich, über das Wasser auf die eingestürzten Mauern der Abtei geschautzu haben. Die Dänen hatten sie geplündert, doch das war viele Jahre vor meinerGeburt gewesen, und obwohl die Mönche in ihr Kloster zurückgekehrt waren, hattees nie wieder zu seiner alten Größe zurückgefunden.
Dieser Tag ist mir als besondersschön in Erinnerung, und vielleicht war er das auch. Vielleicht hat esgeregnet, aber das glaube ich nicht. Die Sonne schien, das Meer war ruhig, eswogte sanft, und alles strahlte. Ich spürte die Krallen meines Falkenweibchensdurch den Lederärmel. Sein Kopf unter der Haube zuckte hin und her, weil es dieSchreie der weißen Vögel hörte. Wir hatten die Festung am Vormittag RichtungNorden verlassen, und obwohl wir die Falken bei uns hatten, ritten wir nicht,um zu jagen, sondern damit mein Vater eine Entscheidung treffen konnte.
Wir herrschten über dieses Land.Mein Vater, Aldermann Uhtred, war Herr über allessüdlich der Tuede und nördlich der Tine. Gleichwohlhatten wir einen König in Northumbrien; sein Namewar, ebenso wie meiner, Osbert. Er lebte südlich von uns, kam nur selten nachNorden und ließ uns freie Hand. Jetzt aber trachtete ein Mann namens Ælla nach dem Thron, und Ælla,ein Aldermann aus den Bergen westlich von Eoferwic,hatte sich mit einem Heer gerüstet, um Osbert zu stürzen, und meinem VaterGeschenke zukommen lassen, damit er ihn unterstütze. Wie ich heute weiß, hingder Ausgang der Rebellion von der Entscheidung meines Vaters ab. Ich wollte,dass er Osbert die Treue hielt, weil er der rechtmäßige König war und meinenNamen trug, denn töricht, wie ich mit meinen zehn Jahren war, glaubte ich, dassein Mann namens Osbert nobel, gut und tapfer sein musste. In Wahrheit war Osbertein alter Narr, dennoch aber der König, und mein Vater hatte Skrupel, ihm inden Rücken zu fallen. Doch im Unterschied zu Ællahatte Osbert meinem Vater keine Geschenke zukommen lassen und ihm auch keinenRespekt erwiesen, was meinen Vater beunruhigte. Wir konnten jederzeit rundhundertfünfzig gut gerüstete Männer in den Krieg führen und binnen eines Monatsüber vierhundert Mitstreiter zu den Waffen rufen. Darum würde derjenige, denwir unterstützten, die Macht gewinnen und uns dankbar sein.
So glaubten wir jedenfalls.
Und dann sah ich sie.
Drei Schiffe.
In meiner Erinnerung gleiten sie auseiner Nebelbank hervor, was vielleicht auch so war, doch Erinnerungen sind trügerisch,und meine anderen Bilder jenes Tages zeigen einen klaren und wolkenlosenHimmel. Es gab also vielleicht gar keinen Nebel, doch mir ist so, als seiendie drei Schiffe plötzlich wie aus dem Nichts von Süden her aufgetaucht.
Prächtige Langschiffe. Schwerelosschienen sie auf dem Wasser zu schweben, und ihre Ruder teilten die Wellen. Diegeschwungenen, hoch aufragenden Vorder- und Hintersteven waren mit vergoldetenSchlangen und Drachen geschmückt, und mir kam es an diesem fernen Sommertag sovor, als tanzten die drei Schiffe im Takt der auf- und niederschwingendenRuder übers Meer. Die Sonne glitzerte auf den feuchten Ruderblättern, die,wenn sie durchs Wasser gezogen wurden, die Schiffe nach vorn schnellen ließen.Ich war gebannt von ihrem Anblick.
«Teufelsdreck», knurrte mein Vater.Er war kein besonders guter Christ, in diesem Moment aber beängstigt genug, umsich zu bekreuzigen.
«Zur Hölle damit», sagte mein Onkel ÆIfric. Er war ein schlanker Mann,gerissen, undurchschaubar und verschwiegen.
Die drei Schiffe fuhren mitgewölbten Segeln vor dem Wind nach Norden. Doch als wir kehrtmachten und über denStrand nach Hause galoppierten, dem Wind entgegen, sodass die Pferdemähnenflogen und die Falken unter ihren Hauben schrille Warnrufe ertönen ließen,drehten die Schiffe bei und folgten uns. An der Stelle, wo die Klippen eingebrochenwaren, ritten wir über den Geröllhang landeinwärts, trieben unsere Pferde diesteile Böschung hinauf und galoppierten von dort aus auf dem Küstenpfad unsererFestung entgegen.
Zur Bebbanburg.Bebba hatte vor langer Zeit als Königin über unserLand geherrscht, und ihren Namen trägt mein Zuhause: Es ist der schönste Ortauf der ganzen Welt. Die Festung steht auf einem Felsvorsprung hoch über demMeer. Die Wellen branden gegen die Ostseite, brechen sich weiß schäumend vor dernördlichen Spitze des Felsens und verlaufen im Westen zwischen der Festung unddem Land zu einem kleinen, flachen See. Den Zugang zur Bebbanburgbildet ein Damm aus Steinen und Sand, vor dem sich zum Schutz das untereTorhaus erhebt, ein großer, auf einem Erdwall errichteter Holzturm. Auf unserenschweißnassen Pferden donnerten wir durch den Torbogen, am Getreidespeicher,der Hufschmiede und den Stallungen vorbei, die allesamt aus Holz gebaut und mitRoggenstroh gedeckt waren, und schließlich hinauf zum Bergfried auf der Spitzedes Felsens, der von Palisaden umgeben war, die den Palasmeines Vaters einschlossen. Dort stiegen wir ab, überließen unsere Pferde undFalken den Knechten und rannten zum Wehrgang auf der Ostseite, um aufs Meer hinauszublicken.
Die drei Schiffe waren jetzt nahehei den Inseln, auf denen die Papageientaucher nisten und im Winter das Seehundevolktanzt. Alarmiert vom Geklapper der Hufe eilte meineStiefmutter aus dem Palas. «Die hat der Teufel ausgeschissen»,begrüßte sie mein Vater. ()
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Michael Windgassen
- Autor: Bernard Cornwell
- 2017, 29. Aufl., 480 Seiten, 1 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Michael Windgassen
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499242222
- ISBN-13: 9783499242229
- Erscheinungsdatum: 02.01.2007
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