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Kommentararchiv

Martina Wingenfeld

aus der Weltbild-Redaktion

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Empfehlungen von Martina Wingenfeld

  • Malakeh

    Malakeh Jazmati

    Dieses wunderschöne Cover! Prachtvoll orientalisch mit bunten und goldenen Ornamenten, Prägedruck und Spotlack. Ein Schmuckstück und Blickfang in jedem Buchregal.

    Nehmen Sie es trotzdem mit in die Küche, denn die Rezepte sind eine wahre Entdeckung! Weißkohl mit Zimt, Knoblauch und Kreuzkümmel oder Nudeln mit Joghurt - ganz einfach zu kochende Gerichte ohne besondere Zutaten und Gedöns. Aber auf die Idee zu diesen wahrlich köstlichen Kombinationen wäre sogar ich als Hobbyköchin und Kochbuchfan ohne Malakeh Jazmatis Buch niemals gekommen. Sie zaubert aus einem einfachen Alltagsessen wie Linsen mit Nudeln einen Festschmaus, aus Ihrem Rote-Bete-Salat und Ihren gefüllten Zucchini eine Explosion für die Sinne.
    Selbstverständlich enthält das Buch auch Festgerichte, die Vielfalt erstreckt sich von Vorspeisen über Salate, vegetarische und Fleischgerichte bis zu Desserts und Gebäck. Ich habe schon vieles ausprobiert, die Rezepte sind zugleich völlig alltagstauglich und etwas ganz besonderes. Ich bin von jedem einzelnen mehr als begeistert!

    Wie nebenbei erzählt Malakeh kleine Geschichten zu einigen Rezepten und bringt uns das Leben in Syrien ein wenig näher. Ein Leben, das es jetzt so nicht mehr gibt. Nach über zehn Jahren Bürgerkrieg und einem schrecklichen Erdbeben. Die Hauptzutat zu jedem Gericht, das schreibt sie immer wieder, sei Liebe. Und so ist dieses Kochbuch mehr als „Länderküche“, wie wir sie kennen, nämlich eine wehmütige Liebeserklärung an ihr Land und ein hoffnungsvoller Blick auf eine Zukunft in Berlin, wo die ehemalige TV-Köchin inzwischen lebt.

  • Klara und die Sonne

    Kazuo Ishiguro

    Klara ist ein junges Mädchen, das bisher noch nichts von der Welt gesehen hat. Sie kennt nichts außer dem Blick aus dem Schaufenster des Ladens, in dem sie manchmal ausgestellt wird. Damit jemand sie kauft. Darüber freut sie sich. Nicht nur wegen der Abwechslung, sondern auch weil die Sonne für sie lebensspendend ist – eine Art göttliche Instanz. Irgendwann ahnt man, dass diese tiefe Religiosität möglicherweise einfach nur an ihren Sonnenkollektoren liegt – doch das durchschaut sie nicht. Für Klara ist die Sonne das, was sie leben lässt, zur Sonne spricht sie ihre Gebete. Ganz unverstellt und naiv erzählt die blitzgescheite Klara zunächst von den Ereignissen, die sie aus dem Schaufenster beobachtet. So viel Umweltverschmutzung, das hat sie schon gelernt. Und dass ihresgleichen von Jugendlichen gequält werden. Ein Obdachloser, der von der Sonne wiederbelebt wurde. Als würde uns ein Neugeborenes erzählen – und genau das ist Klara eigentlich auch. Eine funkelnagelneue auf Empathie und Zuneigung programmierte künstliche Freundin, ein menschenähnlicher Roboter, ungeheuer lernfähig und völlig ohne Arglist. Weil sie noch so neu ist zieht die kindliche Klara manchmal seltsam anmutende Schlüsse aus ihren Beobachtungen. Wie kleine Kinder das eben manchmal tun. Auch Klaras Beobachtungen stimmen nachdenklich. Was verbirgt sich wirklich dahinter? Steckt in ihren irrwitzigen Deutungen aufgrund ihrer unverstellten Wahrnehmung vielleicht mehr Wahrheit als wir zunächst vermuten?

    Wir lernen Klaras Welt durch ihre Augen kennen – und ahnen nur allmählich, was tatsächlich vor sich geht. Klara nimmt uns mit auf ihre Entdeckungsreise. Die gewinnt an Fahrt, als sie endlich von Josy ausgesucht und gekauft wird. Klara erzählt von Josy und deren Familie und ganz allmählich beginnen wir uns zu fragen: warum legt Josys Mutter eigentlich so großen Wert darauf, dass Klara Josy perfekt imitieren kann? An welcher mysteriösen Krankheit leidet Josy? Was ist mit Josys Schwester passiert? Was unterscheidet Josy von ihrem Freund so sehr, dass eine fast unüberwindliche Kluft zwischen den beiden entstanden ist? Was hat es mit dem Portrait auf sich, das von Josy extrem aufwändig angefertigt wird? Was hat Josys Mutter mit Klara und Josy vor?

    Irgendwann versteht Klara, in welch großer Gefahr Josy schwebt. Nur wir Leser:innen ahnen, warum das so ist. Klara weiß nur, dass sie Josy retten muss. Sie betet zur Sonne und riskiert ihr Leben für ihre Freundin. (Moment mal…….ihr Leben? Ein Roboter lebt doch gar nicht. Oder ist Klara vielleicht sogar die einzige „menschliche“ Gestalt in diesem Roman?) Klara glaubt zumindest, dass sie das Leben ihrer Freundin gerettet hat. Vielmehr: die Sonne hat Josy gerettet und sie, Klara, konnte die Sonne dazu bewegen. Dass es Josy gut geht, ist für Klara das wichtigste. Ihr eigenes Schicksal betrauert sie nicht.

    Wer gerne eine mitreißende Dystopie liest, ist mit „Klara und die Sonne“ bestens beraten. Wer gerne brillant geschriebene Bücher mit Tiefgang liest, ist es erst recht. Denn zwischen den Zeilen der völlig unaufgeregt erzählenden Klara tun sich wahre Abgründe philosophischer Fragestellungen auf. Ist das eine zynische Gesellschaft, die Eltern vor eine so grausame Wahl stellt? Was verstehen wir unter Denken, Bewusstsein, Gefühlen? Was bedeutet Identität in einer Zeit künstlicher Intelligenz und genmanipulierter Optimierung? Ist nur ein optimiertes menschliches Leben lebenswert? Wie können wir gesellschaftliche Unterschiede überwinden? Welchen Stellenwert hat ein respektvoller Umgang jenseits von Konventionen? Welche ethischen Ansprüche stellen wir an uns? Was ist der Mensch? Wer ist Gott und welches Bild machen wir uns davon?

    Ja, „Klara und die Sonne“ ist ein großes Buch. Ein leicht zu lesendes Schwergewicht. Ein berührendes Buch, das man nicht vergisst. Und allerbeste Unterhaltung.

  • Eine Frage der Chemie

    Bonnie Garmus

    Dieses Buch ist eine Wucht! So etwas habe ich noch nie gelesen. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich diese außergewöhnliche Geschichte komplett in ihren Bann gezogen wie nur ganz wenige Bücher das können. Ein Wechselbad zwischen Lachen und Weinen, eine ganz große Ermutigung und vor allem allerbeste Unterhaltung mit ganz vielen überraschenden Wendungen warten auf Sie! Gegen viele Widerstände und allen herzzerreißenden Schicksalsschlägen zum Trotz geht Elizabeth ihren Weg. Sie ist eine sehr intelligente und selbständige Frau – und doch so ganz eine von uns. Bei aller Tragik zaubert dieses Buch mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, denn auch der Humor kommt nicht zu kurz. Den garantiert Elizabeths Hund, aber auch viele andere Szenen, zum Beispiel wie sie in ihrer zum Labor umgestalteten Küche den besten Kaffee zubereitet, den ihre Nachbarin je getrunken hat. Und die Spannung reißt nicht ab, denn ein großes Geheimnis, das nicht nur als Schatten über der Vergangenheit liegt, sondern für die Zukunft von allergrößter Bedeutung ist, wird erst auf den allerletzten Seiten gelüftet. Zugegeben, der Titel ist etwas sperrig und das Cover wird dieser zauberhaften Geschichte eigentlich nicht gerecht. Lassen Sie sich davon nicht abhalten, denn auch Sie werden „Eine Frage der Chemie“ garantiert nicht aus der Hand legen wollen. Das verspreche ich Ihnen!