Tár (DVD)
Mit "Tár" erzählt Regisseur, Autor und Produzent Todd Field die faszinierende Geschichte von Lydia Tár (Cate Blanchett), die als erste weibliche Chefdirigentin ein großes deutsches Orchester leitet. "Tár" zeichnet das Bild...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Tár (DVD)“
Mit "Tár" erzählt Regisseur, Autor und Produzent Todd Field die faszinierende Geschichte von Lydia Tár (Cate Blanchett), die als erste weibliche Chefdirigentin ein großes deutsches Orchester leitet. "Tár" zeichnet das Bild einer hochkomplexen Frauenfigur und gleichzeitig ein provokatives Porträt des klassischen Musikbetriebs.
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Mit "Tár" erzählt Regisseur, Autor und Produzent Todd Field die faszinierende Geschichte von Lydia Tár (Cate Blanchett), die als erste weibliche Chefdirigentin ein großes deutsches Orchester leitet. "Tár" zeichnet das Bild einer hochkomplexen Frauenfigur und gleichzeitig ein provokatives Porträt des klassischen Musikbetriebs.
Mitwirkende zu „Tár (DVD)“
Darsteller: | Cate Blanchett , Noémie Merlant, Mark Strong |
Regisseur: | Todd Field |
Verlag: | UNIVERSAL PICTURES |
Verleih: | Universal Pictures Germany |
Vertrieb: | Universal Pictures Germany |
Land / Jahr: | Deutschland / 2023 |
Bibliographische Angaben
- DVD
- Sprache: Deutsch
- Untertitel: Deutsch, Englisch
- Studio: UNIVERSAL PICTURES
- EAN: 5053083260361
- Erscheinungsdatum: 17.08.2023
Rezension zu „Tár (DVD)“
Im ersten kurzen Teasertrailer zu "Tár" sieht man Cate Blanchett in Großaufnahme als Lydia Tár, geniale, kühle, souveräne, selbstbewusste Lydia Tár, wie sie ausatmet, Rauch aus dem Mund stößt, der sich nicht verflüchtigt, sondern in extremer Zeitlupe sich ausbreitet, mehr wird, anwächst, bis ihr gesamtes Gesicht verhüllt ist von einer undurchdringlichen Wolke, die Besitz ergriffen hat von ihr, vom ganzen Raum. Diese Einstellung ist nicht im fertigen Film. Sie entstand exklusiv für den Teaser. Sie ist faszinierend, eindringlich, rätselhaft: Was will uns der Regisseur sagen? Wenn man den Film gesehen hat, in seiner ganzen 158-minütigen Pracht, weiß man, was sie bedeutet, ist sie Teil der gesamten immersiven Erfahrung geworden. Sie sagt alles, fängt in wenigen Sekunden ein, was Todd Field in seiner ersten Regiearbeit seit 16 Jahren, als er auf dem Toronto International Film Festival "Little Children" vorgestellt hatte, zeigen wird, die selbstgeschaffene Welt einer Ausnahmekünstlerin, einer begnadeten Dirigentin, die alles erreicht hat und nun von ihrer Schöpfung verschlungen wird. Für den Filmemacher ist es ein Triumph, ein Quantensprung, ein Blick auf die Welt, in der wir leben, mit Corona und Cancel-Culture, ein spektakulärer Seelenstriptease, die größte in einer Reihe von vielen großen Darstellerleistungen von Cate Blanchett."Tár" beginnt von hinten, mit der letzten Tafel des Abspanns. Das hatte zuletzt Gaspar Noé gemacht bei "Irreversibel", es war damals Teil des wilden Konzepts des Films, seine Handlung von hinten nach vorn zu erzählen. Field geht es um etwas Anderes: Er will sichtbar machen, was man sonst ignoriert, all die helfenden Hände, die den Film möglich gemacht haben, die namenlos und unbemerkt blieben, wenn sie nicht hier gleich zu Beginn gelistet würden. Hashtag: Ohne sie kein Film. Hier ist es dann also so, dass der Name des Autors und Regisseurs zuletzt aufblitzt. Der, den man gemeinhin als Schöpfer begreift, der gefeiert und bewundert wird für
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seine Vision, aber hilflos wäre, wenn es all die anderen nicht gäbe, die ihn unterstützen. Schnitt auf Lydia Tár, die innerlich bebt, unter Strom steht, auf ihren Moment wartet - um dann nur zu einem Interview auf die Bühne zu kommen, wo sie für ihre zahllosen Leistungen gefeiert wird, darunter der Gewinn von Oscar, Grammy, Emmy und Tony. Kleiner macht es der Film nicht. Sie ist die Größte, eine Göttin auf Erden, eine Schülerin von Bernstein, die es geschafft hat, und sie weiß es, kostet es aus, genießt es und verlangt vom Fußvolk totale Unterwerfung. Lydia Tár ist Selbstkontrolle und Konzentration in Menschenform, eine Frau in ausgewählt eleganter Männerkleidung, die mit der ersten Geige der Berliner Philharmoniker, gespielt von Nina Hoss, lebt und eine Tochter hat, Petra, der Fels in ihrer beider Leben, aber für ihre künstlerische Vision jederzeit bereit ist, über Leichen zu gehen, sich zu nehmen, was sie will. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie.
Der Druck auf Tár ist enorm, die sich in einer Männerwelt behaupten muss und in Kürze schon als letzte der neun Sinfonien Mahlers die fünfte live einspielen will, das Pièce de Resistance, das dem Maestro - Tár will nicht Maestra genannt werden, sie empfindet das als abwertend - und ihrem Orchester alles abverlangt. Eitelkeiten und strategische Schachzüge erschweren die Arbeit; Vorstände, Mäzene und Stiftungen wollen bei Laune gehalten werden; die Erinnerung an eine Affäre mit einer aufstrebenden Dirigentin, die sie dann abblitzen ließ, lastet zusätzlich auf den schmalen Schultern der sehnigen, strengen Frau. Man muss sich erst einmal zurechtfinden in dieser so fremden Welt, die Todd Field ohne Erklärungen auf den Zuschauer prallen lässt. Eine gute Überforderung ist das, weil man sofort genau zusieht und zuhört, um nicht den Faden zu verlieren. Daraus schält sich nach und nach das Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, die ruppig und unnahbar ist und alles andere als sympathisch. Cate Blanchett spielt sie ohne Rücksicht auf Verluste, eine Frau, der nie etwas geschenkt wurde und die nun, da sie es geschafft hat, nicht bereit ist, jemandem etwas zu schenken. In einer frühen Szene belehrt sie einen selbstgefälligen Studenten, der als Bipoc einen Künstler wie Bach nicht akzeptieren will. Sie führt ihn vor versammeltem Auditorium vor. Weil sie es kann. Und ein bisschen, weil sie Recht hat. In der Pressevorführung gab es Szenenapplaus. Ob sich die Kollegen später für den spontanen Beifall geschämt haben, wenn Tár in einem anderen Licht gezeigt wird? Wenn ihre Souveränität als Teil einer ganz und gar nicht akzeptablen Seite ihrer Persönlichkeit gezeigt wird? Blanchett und Field klammern nichts aus, beschönigen nichts. Aber sie brechen dennoch nie den Stab über die Titelfigur, die man schließlich nicht mögen muss, aber dennoch immer verstehen kann: Genialität ist nicht geschenkt, sie muss hart erarbeitet, die Freiheit mit Ellbogen verteidigt werden - Freude spröder Götterfunken. Auch wenn der Absturz schließlich radikal und schnell kommt, entschuldigt sie sich nicht dafür, wer sie ist. Ob man die letzte Szene schließlich als Tragödie empfindet oder nicht, hängt sehr davon ab, wie sehr einem diese harte Frau ans Herz gewachsen ist. Dass muss, wie es in erwachsenem Kino sein sollte, jeder für sich selbst entscheiden.
Thomas Schultze.
Der Druck auf Tár ist enorm, die sich in einer Männerwelt behaupten muss und in Kürze schon als letzte der neun Sinfonien Mahlers die fünfte live einspielen will, das Pièce de Resistance, das dem Maestro - Tár will nicht Maestra genannt werden, sie empfindet das als abwertend - und ihrem Orchester alles abverlangt. Eitelkeiten und strategische Schachzüge erschweren die Arbeit; Vorstände, Mäzene und Stiftungen wollen bei Laune gehalten werden; die Erinnerung an eine Affäre mit einer aufstrebenden Dirigentin, die sie dann abblitzen ließ, lastet zusätzlich auf den schmalen Schultern der sehnigen, strengen Frau. Man muss sich erst einmal zurechtfinden in dieser so fremden Welt, die Todd Field ohne Erklärungen auf den Zuschauer prallen lässt. Eine gute Überforderung ist das, weil man sofort genau zusieht und zuhört, um nicht den Faden zu verlieren. Daraus schält sich nach und nach das Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, die ruppig und unnahbar ist und alles andere als sympathisch. Cate Blanchett spielt sie ohne Rücksicht auf Verluste, eine Frau, der nie etwas geschenkt wurde und die nun, da sie es geschafft hat, nicht bereit ist, jemandem etwas zu schenken. In einer frühen Szene belehrt sie einen selbstgefälligen Studenten, der als Bipoc einen Künstler wie Bach nicht akzeptieren will. Sie führt ihn vor versammeltem Auditorium vor. Weil sie es kann. Und ein bisschen, weil sie Recht hat. In der Pressevorführung gab es Szenenapplaus. Ob sich die Kollegen später für den spontanen Beifall geschämt haben, wenn Tár in einem anderen Licht gezeigt wird? Wenn ihre Souveränität als Teil einer ganz und gar nicht akzeptablen Seite ihrer Persönlichkeit gezeigt wird? Blanchett und Field klammern nichts aus, beschönigen nichts. Aber sie brechen dennoch nie den Stab über die Titelfigur, die man schließlich nicht mögen muss, aber dennoch immer verstehen kann: Genialität ist nicht geschenkt, sie muss hart erarbeitet, die Freiheit mit Ellbogen verteidigt werden - Freude spröder Götterfunken. Auch wenn der Absturz schließlich radikal und schnell kommt, entschuldigt sie sich nicht dafür, wer sie ist. Ob man die letzte Szene schließlich als Tragödie empfindet oder nicht, hängt sehr davon ab, wie sehr einem diese harte Frau ans Herz gewachsen ist. Dass muss, wie es in erwachsenem Kino sein sollte, jeder für sich selbst entscheiden.
Thomas Schultze.
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