Stunde der Rache / Alex Cross Bd.7
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James Patterson war Chef einer großen New Yorker Werbeagentur und zählt zu den erfolgreichsten Thriller-Autoren unserer Zeit.
Stunde der Rachevon James Patterson
LESEPROBE
1
Nichts fängt je dort an, wo wir glauben, es würde beginnen. Deshalb fängt esjetzt auch nicht mit dem brutalen und feigen Mord an einer FBI-Agentin an, die Betsey Cavalierre hieß. Ichglaubte nur, dass dies so wäre. Mein Fehler, und ein wirklich großer undschmerzlicher Fehler.
Ich kam mitten in der Nacht zu Betseys Haus inWoodbridge, Virginia. Ich war noch nie zuvor dort gewesen, aber ich hatte keineProbleme, es zu finden. Das FBI und Notarztteams waren bereits dort. Rote undgelbe Lichter blitzten. Sie schienen den Rasen und die vordere Veranda mitgrellen gefährlichen Streifen zu bemalen.
Ich holte tief Luft und ging hinein. Mein Gleichgewichtssinn war gestört. Mirwar schwindlig. Ich grüßte eine große blonde FBI-Agentin. Sie hieß Sandy Hammonds, und ich kannte sie. Sandy hatte offensichtlichgeweint. Sie war eine Freundin von Betsey.
Auf dem Tisch in der Diele sah ich BetseysDienstwaffe. Neben dem Revolver lag eine Notiz, die sie erinnern sollte, wanndie nächste Qualifikationsschießübung auf dem Schießstand des FBI stattfand.
Ich zwang mich, den langen Korridor hinunterzugehen, der vom Wohnzimmer in denhinteren Teil des Hauses führte. Das Haus schien hundert Jahre alt zu sein undwar vollgestopft mit ländlichen Nippes, den siegeliebt hatte. Das große Schlafzimmer befand sich am Ende des Korridors.
Instinktiv wusste ich, dass der Mord dort geschehen.war. FBI-Techniker und die örtliche Polizei schwärmten um die offene Tür wiewütende Wespen neben ihrem bedrohten Nest. Im Haus war es eigenartiggespenstisch still. Das hier war so schlimm, wie es nur sein kann oder je seinwird.
Wieder war einer meiner Partner tot.
Der Zweite, innerhalb von zwei Jahren brutal ermordet.
Und Betsey war viel mehr als nur eine Partneringewesen.
Wie konnte das geschehen? Was. hatte es zu bedeuten?
Ich sah Betseys kleinen Körper auf dem Parkettliegen. Mir wurde eiskalt. Ich schlug die Hände vors Gesicht; ein Reflex, denich nicht zu kontrollieren vermochte.
Der Mörder hatte ihr das Nachthemd ausgezogen. Ich sah es nirgendwo imSchlafzimmer. Die untere Körperhälfte war mit Blut beschmiert. Er hatte einMesser benutzt und hatte Betsey bestraft. Verzweifeltwollte ich sie zudecken, aber ich wusste, dass ich das nicht durfte.
Betseys braune Augen starrten zu mir herauf, aber siesah nichts mehr. Ich erinnerte mich, wie ich diese Augen und dieses Gesichtgeküsst hatte. Ich erinnerte mich an Betseys Lachen,hoch und melodisch. Ich stand eine Zeit lang da und betrauerte Betsey. Sie fehlte mir schrecklich. Ich wollte michabwenden, aber ich tat es nicht. Ich konnte sie nicht einfach so zurücklassen.
Da stand ich nun im Schlafzimmer und zermarterte mit dasGehirn über einen vergleichbaren Mord wie den an Betsey.Da klingelte das Handy in meiner Jackentasche. Ich holte es heraus, zögerteaber. Ich wollte mit niemandem sprechen.
»Alex Cross«, sagte ich schließlich. Ich hörte eine künstlich verzerrte Stimme,die mir durch Mark und Bein ging. Unwillkürlich überlief mich ein kalterSchauder.
»Ich weiß, wer das ist, und ich weiß sogar, wo Sie jetzt sind. Bei der armen,lieben, abgeschlachteten Betsey. Kommen Sie sich einwenig wie eine Marionette an der Schnur vor, Detective?Das sollten Sie«, sagte das Superhirn.. »Denn genaudas sind Sie, Tatsache ist, dass Sie meine Lieblingsmarionette sind.«
»Warum haben Sie sie getötet? «, fragte ich dasUngeheuer. »Das war doch unnötig.«
Superhirn stieß ein mechanisches Lachen aus. In meinem Nacken stellten sich dieHaare auf. »Das herauszufinden, dürfte für Sie nicht allzu schwierig sein,richtig? Sie sind doch der berühmte Detective AlexCross. An Ihrem Gürtel hängen doch die Trophäen all dieser großen Fälle. Siehaben Gary Soneji zur Strecke gebracht, Casanova. Siehaben Jack und Jill gelöst. Mein Gott, Sie sind beeindruckend.«
»Warum kommen Sie nicht hierher, um mich zu erledigen?«, fragte ich mit leiserStimme. »Wie wär's mit heute Abend? Wie Sie sagten, wissen Sie ja, wo ich bin.«
Wieder lachte das Superhirn. Diesmal leiser. »Wie wär's, wenn ich IhreGroßmutter und Ihre drei Kinder heute Abend umbrächte? Ich weiß nämlich auch,wo die sind. Sie haben Ihren Partner dort zurückgelassen, nicht wahr? GlaubenSie etwa, er könnte mich aufhalten? John Sampson hatgegen mich keine Chance.«
Ich schaltete das Handy ab und lief aus dem Haus in Woodbridge. Sofort rief ichSampson in Washington an. Er meldete sich nach demzweiten Klingeln.
»Bei euch alles okay?«, fragte ich atemlos.
»Alles bestens, Alex, keine Probleme. Aber du klingst nicht besonders gut. Wasist los? Was ist passiert?«
»Er hat gesagt, er wollte dich, Nana und die Kinder umbringen«, sagte ich.»Superhirn.«
»Das wird nicht passieren, mein Lieber. An mir kommt keiner vorbei. Ich hoffesogar, dass er es probiert.«
»Sei vorsichtig, John. Ich komme zurück nach Washington, jetzt gleich . Bitte, sei vorsichtig. Er ist' wahnsinnig. Er hat Betsey nicht nur ermordet, sondern auch abscheulichgeschändet.«
Ich beendete das Telefonat mit Sampson und rannte zumeinem alten Porsche.
Wieder klingelte das Handy, noch ehe ich den Wagen erreicht hatte.
»Cross«, meldete ich mich und rannte weiter. Ich klemmte das Handy zwischenKinn und Ohr.
Er war es wieder. Jetzt lachte er manisch wie ein Geisteskranker. »Sie könnensich entspannen, Dr. Cross. Ich höre, wie schwer Sie atmen. Heute Abend werdeich ihnen nichts tun. Ich habe Sie nur verarscht. und mich auf Ihre Kostenamüsiert.
Sie rennen, nicht wahr? Rennen Sie ruhig weiter, Dr. Cross. Aber Sie sind nichtschnell genug. Sie können mir nicht entrinnen. Ich will Sie. Sie sind derNächste, Dr. Cross.«
© VerlagsgruppeRandom House
Übersetzung:Edda Petri
Autoren-Porträt von James Patterson
James Patterson, geboren 1949, war zunächst erfolgreicherKreativdirektor einer der größten amerikanischen Werbeagenturen, bevor er sichganz dem Schreiben widmete. Inzwischen ist er mit seinen Psychothrillern zueinem der international erfolgreichsten Bestsellerautoren geworden. SeinMarkenzeichen ist das temporeiche und spannungsgeladene Erzählen - und Plots,deren gekonnte Hakenschläge selbst ausgefuchsteKrimileser verblüffen. "Der 1. Mord", mit InspectorLindsay Boxer von der Kriminalpolizei San Francisco und ihrem "Club derErmittlerinnen", ist der Beginn einer neuen Serie, mit der Patterson in den USAund England bereits alle Bestseller-Rekorde gebrochen hat. Demnächst erscheintim Blanvalet Taschenbuch ein neuer Thriller um seinenberühmten Helden, den Polizeipsychologen Alex Cross ("Die Stunde der Rache",35892). James Patterson lebt mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in PalmBeach und Westchester, N.Y.
Interview mit James Patterson
Bevor Sieanfingen, Krimis zu schreiben, haben Sie in einer PR-Agentur gearbeitet. Wiewurde aus Ihnen ein Schriftsteller?
Ich habe schon vorher geschrieben, und es wareigentlich eine Werbeagentur und keine PR-Agentur, für die ich gearbeitet hatte- J. Walter Thompson in New York. Einige Jahre lang habe ich beides gemacht -schreiben und werben. Es waren schon Bücher von mir erschienen, und ich schrieban neuen Geschichten ganz früh morgens. Den Rest des Tages verbrachte ich dannim Büro. Schließlich aber beschloss ich, mich von der Werbung abzuwenden unddas Schreiben zum Vollzeit-Job zu machen. Außerdem habe ich eine Familiegegründet.
Lindsay Boxer, dieHeldin Ihre Buches "Der erste Mord", bildet zusammen mit ihren Freundenein ziemlich unkonventionelles Quartett. Sind Ihnen, seit Sie sich von ihrerFigur Alex Cross verabschiedet haben, weibliche Heldinnen lieber als männliche Helden?
Ich mag Frauen schon lieber alsMänner. Die meisten meiner guten Freunde sind Frauen. Und da ich unter Frauenaufgewachsen bin - mit Großmutter, Mutter, drei Schwestern und zwei Katzen -,sind ihre Stimmen auch immer in meinem Kopf. Aber Sie wissen doch sicherlich,dass ich mich ganz und gar nicht von Alex Cross verabschiede. Ich liebe diesen Charakter.Tatsächlich kommt demnächst der 10. Band der Serie, London Bridges, heraus.
Ihre Storyssind unglaublich spannend. Und es gibt immer wieder überraschende Wendungen.Wie entsteht bei Ihnen ein Plot?
Ich habe da so ein Plot-Programm auf meinem Super-Computerinstalliert. Das habe ich vom Verteidigungsministerium bekommen... Na ja, dasstimmt natürlich nicht. Ich benutze nicht einmal einen Computer. Denn ichschreibe immer noch per Hand. Aber natürlich bin ich lange mit der Planung undEntwicklung eines guten Plots beschäftigt. Man muss seinen Figuren zuhören,ihnen dabei aber nicht einfach ziellos folgen. Man muss diszipliniert eineGeschichte entwickeln, die dann auch wirklich aufgeht.
Die Atmosphäre in denUSA hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Wie würden Sie die neuenVerhältnisse beschreiben? Wird ihre Arbeit davon beeinflusst?
Es gab doch überall große Veränderungen, oder? InBezug auf meine Arbeit habe ich eine große Hoffnung: Ich wünsche mir, dass dieLeute ein wenig mehr Zeit mit Lesen verbringen. Ich kann mich daran erinnern,dass kurz nach dem 11. September viel darüber gesprochen wurde, dass die Leutemehr Zeit zu Hause verbringen würden. Sie verzichteten auf tolle Reisen und aufLuxusgüter. Sie gingen nicht mal mehr ins Kino und verbrachten ein wenig mehrZeit zu Hause, mit der Familie. Sie wollten lesen, sie wollten miteinanderreden und einfach zusammen sein. Dabei können Bücher eine sehr wichtige Rollespielen. Die Leute lassen sich fesseln von Büchern. Sie verbringen eineinteressante Zeit mit Büchern, die viel besser für solch einen Zeitvertreibgeeignet sind als jedes andere Medium. Bücher sind gut für den Kopf.
Wie sieht eigentlich einperfekter Tag für Sie aus?Am besten sind diese Tage, an denen die Leute von der Pulitzer-Juryanrufen. Und dann spiele ich Tom Clancy-Videospiele und dann... In Wirklichkeitist ein perfekter Tag ein ruhiger Tag, den ich mit meiner Familie verbringe.Ein Tag, an dem ich morgens ein bisschen schreibe. An dem ich einen Spaziergangmache und ein bisschen Golf danach spiele. Ein Tag, an dem ich ein gutes Lunchhabe. Und an dem ich mit meinem sechsjährigen Sohn spielen und mich mit meinerFrau unterhalten kann. Und schließlich gehört dazu auch, dass ich ein wenig zumLesen komme. Das ist ein Tag mit Qualität für mich.
- Autor: James Patterson
- 2003, Deutsche Erstausgabe, 317 Seiten, Maße: 11,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Edda Petri
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442358922
- ISBN-13: 9783442358922
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