Rauhnacht
Sagen aus dem Bayerischen Wald
Die Rauchnächte (auch Rauhnacht genannt) sind die zwölf Nächte, und überhaupt die Zeit zwischen Christi Geburt und Heiligen-Drei-König, die im Volksglauben besonders mit der Geisterwelt in Verbindung stehen; namentlich der Vorabend oder die Nacht zum...
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Produktinformationen zu „Rauhnacht “
Klappentext zu „Rauhnacht “
Die Rauchnächte (auch Rauhnacht genannt) sind die zwölf Nächte, und überhaupt die Zeit zwischen Christi Geburt und Heiligen-Drei-König, die im Volksglauben besonders mit der Geisterwelt in Verbindung stehen; namentlich der Vorabend oder die Nacht zum Christtag (Heiligen Abend), zum Neujahrs- und zum Dreikönigstag. Auch die Thomasnacht ist eine Rauhnacht. Rauhnächte sind Schicksals- und Wetterlosnächte; erscheinen günstig für das Liebesorakel, die Bräutigamsvorschau und die Schicksalsbefragung; eignen sich zum Teufelsbund, zur Hexenbeschwörung und zum Drudenerkennen. Überall lauert der Unhold. Geister spuken und Tiere reden. Bestimmte Orte werden gemieden. Von dem, was in diesen Nächten schauerliches und geheimnissvolles vorgeht, erzählt Reinhard Haller in diesem Buch. Die Geschichten sind im bayerischen Dialekt aufgeschrieben und direkt daneben jeweils ins Hochdeutsche übersetzt.
Lese-Probe zu „Rauhnacht “
Rauchnacht = RauhnachtIn seinem "Bayerischen Wörterbuch" hat J. Andreas Schmeller auch eine nähere Bestimmung der "Rauch- oder Rauhnächte" versucht. Er zeichnet sie so: "Die Rauchnächte, plur., die zwölf Nächte, und überhaupt die Zeit zwischen Christi Geburt und heil. Drey-König, die der Volksglaube für besonders geeignet hält, sich mit der Geisterwelt in Verbindung zu setzen; namentlich der Vorabend oder die Nacht zum Christtag, zum Neujahrs- und zum Dreykönigstag. Auch die Thomasnacht ist eine Rau'nacht. Von dem, was in diesen Nächten schauerliches und geheimnißvolles vorgeht, weiß sich die junge und alte Kinderwelt viel zu erzählen"1.Mit Schmellers klassisch-bairischer Zusammenfassung, vor allem mit dem Hinweis auf die Rauhnachtserzählungen, läßt sich dieses Büchlein treffend einleiten. Noch aber hat Schmeller nicht ausgeredet: "Die Erklärung der Benennung dieser Nächte aus dem um heil. Dreykönig üblichen kirchlichen Beräuchern, Besprengen und Beschreiben der Wohnungen ist natürlich genug, und die Vermuthung, daß die Form Rau-Nacht als Raun-Nacht mit dem alten Giruni, mysterium, dem Alraun etc. zusammenhänge, überflüßig"2.Das "Wörterbuch der Deutschen Volkskunde" von 1955 - der zeitliche Sprung ist notwendig, um nicht im Gewirr von unzähligen Definitionen verlorenzugehen - gebraucht, wie Schmeller, zwei Bezeichnungen. Da erscheint zunächst das für den Bearbeiter jüngere Wort "Rauchnächte". Er leitet es wieder vom Räuchern in Haus und Kirche ab. In den "Raunächten" dagegen vermutet Beitl die ältere Form. Er verweist auf die Lärm- und Maskenumzüge und die vielen Brauchgestalten in der Mittwinterzeit und glaubt, daraus auch auf die Herkunft des Wortes "Rauhnacht" schließen zu dürfen: "Rauh, mundartlich rauch, ist die Bezeichnung des10Wilden, Haarigen, mit einem Fell Bekleideten. Der Name Rauhnächte ist in der gleichen Gegend verbreitet, wo auch der Rauwuzl, Rauwuzer und ähnlich, ein rauher, haariger, wilder Dämon von unbestimmter Gestalt, als Nachtgeist und
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Kinderschreck bekannt ist"3.Die Frage, welche der beiden Theorien die eigentliche Wahrheit am besten trifft, läßt sich kaum mehr beantworten. Nur das sei dem Wörterbuch nachgetragen: "Rauch" wird im Bayerischen Wald überwiegend wie "Rauh" gesprochen. Die "Rauhnächte" müßten also in diesem Sprachraum von "räuchern" kommen, wenngleich hier, und das macht eine letzte Entscheidung fast unmöglich, auch der "Rauwukl" oder "Rauwuzl", als die Bezeichnung für den bösen Nikolaus, bei den Älteren noch in der Erinnerung sind.11Rauhnachtsglaube und RauhnachtsbrauchDie bislang ältesten Belege für den Bayerischen Wald entnehmen wir den Rechnungsbüchern von Dießenstein und Bärnstein4.1629 bezichtigen sich in Schöfweg die Maria Wurstpaur und eine gewisse Ursula Weinzier der Zauberei "In der hl. Weinnachtnacht". Die Wurstpaurin habe, so lesen wir, "ain plasen auf ainen Horn angefanngen" und sei deswegen in die Schellen geschlagen worden5. Vom "Khiechelsamben oder Khlepfeln", dem bekannten Klöpfelgehen also, ist 1631 die Rede. Ein Bauer, ein Schneider und drei Dienstknechte, sämtliche aus Kirchberg bei Schönberg, ziehen an Dreikönig herum und fordern nach altem Brauch die gebackenen "Khiechel": "so man Inen aber bei Hannsen Paurn zue Oxenberg Ires Gefallens nit Khiechel geben, zwahr wie Hanns Paur vorbracht, Sie gahr nit erkhennt, haben Sie sich nit nur mit Worten, etwas grob, Unnd Ungebierlich Verhalten, Sonndern mit dem Spieß, daran man sonnsten die Khiechel zesteckhen pflegt, hinein durch das Fenster in die Stuben geraicht, Und das Liecht aus dem Leichter gschlagen, hierumben Sie sambentlich mit Verweiß, Und 1. Tag in der Kheichen abgestrafft worden"6.
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Inhaltsverzeichnis zu „Rauhnacht “
Rauchnacht = Rauhnacht 9Rauhnachtsglaube und Rauhnachtsbrauch 11Rauhnachtsagen 19Thomasnacht 27Kriachbaumschütteln in der Thomasnacht 29Zeitunglegen in der Thomasnacht 30Unterwegssein in der Thomasnacht 31Unmäßiges Trinken in der Thomasnacht 32Hasenpassen in der Thomasnacht 33Holzstehlen in der Thomasnacht 33Heilige Nacht = Christnacht = Mettennacht 35Stallgehen nach dem Ausräuchern 39Viehaushorchen in der Mettennacht 41Besenreiten in der Mettennacht 43Kriachbaumschütteln in der Christnacht 44Backtrogziehen in der Mettennacht 44Butterausrühren in der Mettennacht 45Schmalzzaubern in der Heiligen Nacht 46Geldmahlen in der Mettennacht 47Schemelweihen in der Pumpermette 47Schemelsitzen vor der Kirchentüre 48Schemelsitzen während der Christmetten 48Schwarzbüchllesen in der Mettennacht 51Unterwegssein in der Mettennacht 56Absetzstehen in der Mettennacht 587Kreuzweggehen in der Mettennacht 59Kreuzwegstehen in der Mettennacht 62Kreuzwegsitzen in der Mettennacht 64Gansessen vor der Christmetten 67Wurstessen in der Mettennacht 67Frevlerisches Daherreden in der Mettennacht 68Tanzen in der Mettennacht 69Kartenspielen in der Mettennacht 69Eisstockschießen in der Mettennacht 71Krapfenbacken in der Mettennacht 72Glasmachen in der Heiligen Nacht 72Hasenpassen in der Christnacht 73Kammerfensterln in der Mettennacht 74Aufbleiben in der Mettennacht 77Neujahrsnacht 79Stubenauskehren in der Neujahrsnacht 80Butterausrühren in der Neujahrsnacht 81Hasenpassen in der Neujahrsnacht 82Dreikönigsnacht 83Druddrucken in der Rauhnacht 84Backtrogziehen in der Dreikönigsnacht 85Rockenreisgehen in der Dreikönigsnacht 85Holzziehen in der Dreikönigsnacht 86Quellen - Ergänzungen - Erklärungen 88SAGENUMRANKTE ORTE... 110Kleines Wörterbuch 112
Autoren-Porträt von Reinhard Haller
Prof. Dr. Reinhard Georg Haller, geboren 1937 in Bodenmais/Landkreis Regen. Studium der Vergleichenden Volkskunde, der Bayerischen Geschichte, der Namenforschung und der Pädagogik an der Universität München. Jahrzehntelange Tätigkeit am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie der Universität Passau mit Schwerpunkt auf Volksglaubens-, Volkskunst- und Erzählforschung. Zahlreiche Aufsätze und Bücher zur Kulturgeschichte Bayerns und Böhmens.
Bibliographische Angaben
- Autor: Reinhard Haller
- Altersempfehlung: Ab 9 Jahre
- 2002, 4. A., 116 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Morsak
- ISBN-10: 3875530748
- ISBN-13: 9783875530742
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