Historische Kriminalitätsforschung
Historische Einführungen
lieferbar
versandkostenfrei
Buch (Kartoniert)
22.70 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Historische Einführungen
Klappentext zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Gewaltrituale, organisiertes Verbrechen oder verbotene Sexualität - kaum etwas charakterisiert eine Gesellschaft anschaulicher als das, was sie als abweichendes Verhalten definiert. Folgerichtig beschäftigt sich die Geschichtswissenschaft zusehends intensiver mit den typischen Erscheinungsformen von Kriminalität und ihrem Wandel in verschiedenen Epochen. Gerd Schwerhoff vermittelt in diesem Band die zentralen Fragestellungen, Methoden und Theorien der historischen Kriminalitätsforschung. Er skizziert die wichtigsten Deliktfelder vom Mittelalter bis in die neueste Zeit sowie das breite Spektrum möglicher Sanktionen und zeigt, welche Quellen wie genutzt werden können.Der Band gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kriminalität und ihre Erforschung.
Lese-Probe zu „Historische Kriminalitätsforschung “
1. Einleitung: Gegenstand und BegriffeKriminalität ist ein Teil unseres gegenwärtigen Alltags. Geht esum das eigene Lebensumfeld, denken wir uns dabei zunächst einmalals Opfer von Einbrüchen, Autodiebstählen oder Überfällenoder aber als Zeugen von kriminellen Handlungen. Wenn wir ehrlichsind, kommen die meisten von uns aber auch als potentielleGesetzesbrecher in Frage: Wer mag sich davon frei sprechen, schoneinmal als Ladendieb, als Versicherungsbetrüger, als Steuerhinterzieheroder auch lediglich als Verkehrssünder tätig oder garauffällig gewesen zu sein? Häufiger beschäftigt uns Kriminalitätjedoch in fiktionaler Form: In den Urlaub begleitet uns der unvermeidlicheKriminalroman, während wir jeden Tag in zahlreichenFernsehserien Polizisten oder Privatdetektiven bei ihren Ermittlungenzusehen können. Als Brücke zwischen erlebter Realität undFiktion fungieren die Massenmedien. Gerade hier nimmt die Kriminalitäteinen zentralen Platz ein. Berichte über besonders grausameVerbrechen, über außergewöhnliche kriminelle »Karrieren«oder über die Macht der organisierten Kriminalität bringen dieunterschiedlichsten Seiten bei den Rezipienten zum Klingen: Siekönnen Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen, Bedrohungs- undOhnmachtsgefühle wachrufen, aber auch - auf dem Umweg übervermeintliche Ausnahmefälle - Einblicke in politische und ökonomischeStrukturen der heutigen Gesellschaft vermitteln. EinfühlsamenGerichtsreportern kann es gelingen, aus dem Schicksal vonAngeklagten, Klägern und Opfern ein beredtes Porträt unserer Zeitzu destillieren. Über den Einzelfall hinaus werden in ihren BerichtenSchattenseiten und Konfliktlinien unserer Gesellschaft deutlich.Kriminalität und abweichendes Verhalten, so wird hier sichtbar,sind ein wichtiges Abbild gesellschaftlicher Zustände. Polizeistatistiken -auch über sie wird regelmäßig berichtet - erscheinengeradezu als Fieberkurve sozialer Krankheitszustände.Am eindrücklichsten gilt das für die Großstadtkriminalität. Seitetlichen Jahren ist Frankfurt
... mehr
am Main Träger der roten Laterneder höchsten Kriminalitätsbelastung und gilt als »gefährlichsteGroßstadt Deutschlands«, obwohl Experten die Aussagekraft derDaten in Frage stellen und zum Beispiel auf die »importierte« Kriminalitätauf dem Rhein-Main-Flughafen verweisen (spiegel online12.4.2007). Eng verwoben mit den Diagnosen sind die kriminalpolitischenTherapievorschläge. Weil sich hier wie kaum irgendwoanders ordnungspolitische Vorstellungen kristallisieren, wird mitdem Thema Kriminalität regelmäßig Politik gemacht. Wie starkdie Bewertungen divergieren können, zeigt die Tatsache, dasswechselweise zum Beispiel Gewalt gegen Ausländer und Gewaltdurch Ausländer zum Thema gemacht wird. So verwundert esnicht, dass die Rezepte zur Kriminalitätsbekämpfung ebenfallsdiametral entgegengesetzt ausfallen: Wo die einen nachder »starken Hand« von Polizei, Justiz und Strafvollzug rufenloben, verweisen die anderen auf soziale Deprivation als Kriminalitätsursacheund sehen die Abhilfe eher in Prävention undResozialisierung. Dabei ist die allgemeine Wahrnehmung derBevölkerung von der statistisch »gemessenen« Kriminalität weitestgehendabgekoppelt und wird durch sensationalistische Medienberichtegeprägt: Während zwischen 1993/5 und 2003/5 inDeutschland insgesamt ein zum Teil erheblicher Rückgang derStraftaten zu verzeichnen war, zeigen Stichprobenbefragungen,dass allgemein ein starker Anstieg der Zahlen unterstellt wird(Windzio 2007: 20).Kriminalität (von lat. crimen = Beschuldigung, Anklage, Verbrechen),das zeigen schon die einleitenden Bemerkungen, istkeine soziale Wirklichkeit sui generis, sondern kulturell und gesellschaftlichkonstruiert. Zum einen, so eine Bestimmung ausder gegenwartsbezogenen Kriminologie, bezeichnet der Begriff»Kriminalität« diejenigen Tatbestände, die »das jeweilige Kontrollsystem- bestehend aus Verbrechensopfer und Anzeigenerstatterbis hin zu Polizei und Strafrechtspflege - besonders missbilligt
... weniger
Inhaltsverzeichnis zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Inhalt1. Einleitung: Gegenstand und Begriffe . . . . . . . . 72. Forschungsfelder und Forschungskonzepte . . . . 152.1 Themen, Disziplinen und Epochen . . 152.2 Konzepte und Theorien . . . . . . . . . . . . . . 303. Quellen und Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . 403.1. Quellen der Kriminalitätsgeschichte . . 403.2 Methoden der Quellenauswertung . . 544. Kriminalität und Recht . . . . . . . . . . . . . . . . 724.1 Normen und Gerichte . . . . . . 744.2 Strafverfolgung und Strafprozess . . . . . . . . . . 814.3 Strafen . . 954.4 Funktionen der Justiz . . . . . . . . . . . . . . . 1055. Kriminalität und Gesellschaft . . . . 1135.1 Gewaltkriminalität . . . . . . . 1135.2 Eigentumsdelikte und organisierte Kriminalität . . 1365.3 Sexual- und Sittendelikte . . 1515.4 Religionsdelikte und politische Kriminalität . . 1646. Kriminalität und Öffentlichkeit . . . 178Auswahlbibliographie . . . 197Register . . . . . . . 226
Autoren-Porträt von Gerd Schwerhoff
Gerd Schwerhoff ist Seniorprofessor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der TU Dresden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gerd Schwerhoff
- 2011, 234 Seiten, 3 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 13,6 x 20,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593393093
- ISBN-13: 9783593393094
- Erscheinungsdatum: 07.03.2011
Pressezitat
Das war böse"Ein mustergültiger Überblick für diese Disziplin ... Wer sich historisch mit Kriminalität beschäftigt, ob als Profi oder als Laie, kommt an diesem Buch nicht vorbei." (Süddeutsche Zeitung, 06.05.2011)
Die Rezensentin erprobt Schwerhoffs Einführung derzeit in einer Lehrveranstaltung für Studierende des Fachs Geschichte in den Anfangssemestern. Fazit: Die Pflichtlektüre ermöglicht eine gut zugängliche Orientierung über zentrale Fragestellungen in einem der innovativsten Felder der Geschichtsschreibung. Was könnte man im Praxistest mehr von einem Einführungswerk erwarten? (sehepunkte, 15.12.2011)
"Der Verfasser hat ein Buch vorgelegt, das auf knappem Raum eine Überfülle von Informationen und Anregungen enthält. Es wird die Geschichtswissenschaft weiterbringen." (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 08.06.2012)
Kommentar zu "Historische Kriminalitätsforschung"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Historische Kriminalitätsforschung".
Kommentar verfassen