Die Metaphorik der Farbe Blau in der expressionistischen Lyrik. Eine Untersuchung an Werken von Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler
Farben kommen häufig nicht nur durch den visuellen Reiz, sondern auch durch die dahinter versteckte metaphorische Assoziation zur Geltung. Als traditionelle Himmelsfarbe eröffnet die Farbe Blau seit Langem vielfältige Assoziationsräume. Besonders in der...
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Produktinformationen zu „Die Metaphorik der Farbe Blau in der expressionistischen Lyrik. Eine Untersuchung an Werken von Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler “
Klappentext zu „Die Metaphorik der Farbe Blau in der expressionistischen Lyrik. Eine Untersuchung an Werken von Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler “
Farben kommen häufig nicht nur durch den visuellen Reiz, sondern auch durch die dahinter versteckte metaphorische Assoziation zur Geltung. Als traditionelle Himmelsfarbe eröffnet die Farbe Blau seit Langem vielfältige Assoziationsräume. Besonders in der Epoche des Expressionismus nimmt sie eine zentrale Rolle ein. Von der bildenden Kunst ausgehend, fungiert das Blau in Form des schriftlichen Zeichens auch in der expressionistischen Lyrik als ausdrücklich metaphorischer Bedeutungsträger. Zum Verständnis der expressionistischen Lyrik ist daher essenziell zu fragen, wie sich die Farbe Blau in den Gedichten deuten lässt. Die vorliegende Untersuchung stellt die Frage, wie die Farbe Blau in den lyrischen Werken von Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler eingesetzt wird und zeigt, dass das Blau bei den drei Dichter/-innen auf unterschiedliche Weise wirkt. An manchen Stellen behält diese Farbe ihre Polyvalenz, sodass die Deutung zwangsläufig eine offene sein muss. Dennoch liefert dieses Buch einen exzellenten Überblick über diese spezifische expressionistische Metaphorik.
Lese-Probe zu „Die Metaphorik der Farbe Blau in der expressionistischen Lyrik. Eine Untersuchung an Werken von Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler “
Textprobe:Kapitel 3.2 Der Blaue Reiter und das blaue Pferd: Einsatz des Blaus in der modernen Malerei:Als von Kandinsky gewürdigte Farbe des Geistigen wurde das Blau in der bildenden Kunst neu verwendet. Vor allem setzte Kandinsky selbst als Maler bereits in seiner frühen Schaffensperiode die blaue Farbe ein und ließ ihre seelische Wirkung sich entfalten. Ein Beleg dafür ist das Ölgemälde Der blaue Reiter, das im Jahr 1903 entstand und zu den bedeutsamsten Werken Kandinskys zählt. Darin wird eine idyllische Landschaft dargestellt, wobei sich in der Mitte ein in Blau gekleideter Reiter befindet, der mit seinem Pferd voranschreitet. Der mythische blaue Reiter, der ohne weitere merkbare Attribute erscheint, rückt alle ihn umgebenden natürlichen Elemente in den Hintergrund und gewinnt volle Aufmerksamkeit bei der Betrachtung. Wird Kandinskys These berücksichtigt, dass Blau zur Vertiefung und ins Unendliche neigt und beim Betrachter eine übersinnliche Berührung erweckt, so ist das Blau in Der blaue Reiter als ein überirdisches Zentrum in der irdischen Landschaft zu verstehen, das beim Betrachter das Unendliche im Seelischen hervorruft. Christoph Schreier bemerkt zudem den Bewegungscharakter des Blaus in diesem Gemälde: "[M]an hat den Eindruck, als fliehe dieser blau gewandete Reitersmann aus der ihn umgebenden Realität in eine ungleich rätselhaftere andere." Dass Blau kaum nur als Kleidungsfarbe des Reiters, sondern vielmehr als autonome Farbe wahrgenommen wird, deutet darauf hin, dass der Eigenwert des Blaus seinem Attributcharakter hoch überlegen ist. Durch das Blau ist es Kandinsky gelungen, das Seelische und das Geistige zu vergegenwärtigen und "den seelischen Appell an eine sinnliche Unmittelbarkeit zu binden".Diese Tendenz von Blau setzte Kandinsky in seiner nachfolgenden künstlerischen Praxis fort. Das im Jahr 1909 erschienene Ölbild Friedhof und Pfarrhaus in Kochel gilt als weiterer Ausdruck seiner Ästhetik, durch Form und Farbe auf psychischer Ebene zu wirken.
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Zu bemerken sind hier die unwirklichen Farb- und Formveränderungen: die sonnengelben Häuser, das dünn verstrichene Blau des Himmels, der strahlende, blau verschattete Schnee und der abstrahierte Umriss des Blicks. Dies alles lässt in erster Linie auf eine planvolle Abweichung von der realen Welt schließen. Dass das Bild aus großen Farbenblöcken ohne Detailpräsentation besteht und ein außerordentlicher Farbeinsatz wie blauer Schnee auffällt, verweist darauf, dass die dargestellte Landschaft nicht mit der Realität zu verwechseln ist, sondern einer transzendentalen Vorstellung entspricht. Das Blau in der Mitte bricht wie eine Flut die formale Geschlossenheit auf, präsentiert eine auffallende geistige Wirklichkeit, die sich "wie ein blauer Wasserfall aus dem Bildhintergrund nach vorne" ergießt. Dieses Bild kennzeichnet außerdem die expressionistische Farbenkontraste: Zum einen steht das erstarrte Hellblau des Himmels der lebhaften Blauschattierung des Schnees gegenüber und zum anderen bilden die gelben Flächen der Häuser zusammen mit dem Blau zwei Farbpole, nämlich die von Goethe und Kandinsky angesprochene Wärme und Kälte. Die Zusammenstellung von Gelb und Blau führt, Goethe zufolge, zu "der realen Befriedigung", da die beiden nach Kandinsky einander bremsen und "gegenseitig vernichten", sodass eine "Unbeweglichkeit und Ruhe" entsteht. Somit streifen die Farben ihre Funktion als Merkmale der Gegenstandsoberfläche ab und werden als autonome Elemente dargestellt. Statt Häuser oder Schnee zu vergegenwärtigen, werden nur Gelb, Blau, Weiß und ihre Konfrontationen miteinander wahrgenommen, die Emotionen beim Betrachter evozieren.Wo in den beiden oben angeführten Beispielen noch gegenstandorientierte Elemente erkennbar sind, tendierte Kandinsky danach zur verstärkten Abstraktion. Durch die vollkommene Befreiung der Farbe von der Gegenständlichkeit wird sie nicht nur subjektiviert, sondern die reine Komposition von Form und Farbe wird hemmungslos hervorgehoben. Charakterist
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Autoren-Porträt von Yumeng Hu
Yumeng Hu, Jahrgang 1994, schloss ihr Studium der Germanistik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Jahr 2021 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während ihres Studiums in Heidelberg und Beijing (VR China) wählte sie einen literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt, wobei sie sich insbesondere mit der deutschsprachigen Lyrik beschäftigte. Ihr Interesse an der Farbmetaphorik in der expressionistischen Lyrik motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Yumeng Hu
- 2022, 90 Seiten, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3961468958
- ISBN-13: 9783961468959
- Erscheinungsdatum: 15.06.2022
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