Das Leben der Brontës
Eine Biographie
Wer kennt sie nicht, die Romane der Schwestern Brontë - Emilys Sturmhöhe, Jane Eyre von Charlotte, Agnes Grey von Anne? Doch ihren dauerhaften Ruhm begründen nicht nur ihre Bücher, ihr Leben selbst ist zum Mythos geworden und erscheint wie ein Stück...
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Produktinformationen zu „Das Leben der Brontës “
Klappentext zu „Das Leben der Brontës “
Wer kennt sie nicht, die Romane der Schwestern Brontë - Emilys Sturmhöhe, Jane Eyre von Charlotte, Agnes Grey von Anne? Doch ihren dauerhaften Ruhm begründen nicht nur ihre Bücher, ihr Leben selbst ist zum Mythos geworden und erscheint wie ein Stück Dichtung. Es wurde bereits mehrfach verfilmt.Der neue Film von Charles Sturridge mit Evan Rachel Wood, Rebecca Hall, Nathalie Press und John Hurt.
Lese-Probe zu „Das Leben der Brontës “
Das Leben der Brontës von Elsemarie Maletzke Das 19. Jahrhundert war reich an literarischen Früchten: The Cambridge Bibliography of English Literature nennt rund vierzig Autorinnen, die allein in den dreißiger und vierziger Jahren an die 300 Romane in England publizierten. Wenig ist von diesen Aktivitäten auf die Nachwelt gekommen. Die Werke der Schwestern Brontë aber – Charlottes Jane Eyre, Emilys Sturmhöhe und Annes Agnes Grey –, um nur die ersten zu nennen – gehören heute zur Standardlektüre, die jedes englische Schulkind gelesen hat.
Ihren dauernden Ruhm begründen jedoch nicht nur ihre Bücher. Das Leben der Brontës selbst, so sonderbar und so schmerzlich, erscheint wie ein Stück Dichtung. Auf engstem Raum – im Familienzirkel und in sozialer Isolation, in einem Pfarrhaus im hintersten Yorkshire – wachsen vier verwandte, in ihren Ausformungen jedoch ganz unterschiedliche Talente heran. Selbst der Vater ist ein frustrierter Poet. Es sind vier Geschwister, die, obwohl eingebunden in die viktorianischen Konventionen, aus ihrer Zeit herausragen und den Leser bis auf den heutigen Tag zum Identifizieren mit der einen oder dem anderen einladen. Da ist Anne, sanft und unerschrocken, Emily, das Naturkind, empfindsam und erbarmungslos, ihr Bruder Branwell, der gefallene Star, der die Last der Erwartungen nicht tragen kann, und Charlotte, die unter ihrer grauseidenen Schicklichkeit ein stürmisches Herz verbirgt.
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»Wenn die Männer uns so sähen, wie wir wirklich sind, wären sie wohl ziemlich erstaunt«, schreibt Charlotte in ihrem Roman Shirley. Die Rede ist von der Natur der Frauen, ihrer Leidenschaft und Ungeduld, die nicht in die Konventionen des 19. Jahrhunderts passen. Das von Männern bestimmte viktorianische Frauenbild kannte nur den Engel oder den Satansbraten. Die Schwestern Brontë aber machten ihre Leser mit Heldinnen bekannt, die diese in ihrer Differenziertheit in Erstaunen setzten. Ihre Werke waren Skandalerfolge. Das gemeinsame Pseudonym der Autorinnen – man hielt sie für drei Brüder – führte zu wilden Spekulationen. Doch wer und »wie wir wirklich sind«, blieb lange eines der best- gehüteten Geheimnisse der englischen Literaturgeschichte. Charlotte, Emily und Anne Brontë wollten als Literaturschaffende und nicht als schreibende Damen anerkannt werden. Darüber hinaus waren sie ungewöhnlich spröde und heimliche Geschöpfe. Es stellt einen Teil der Brontë’schen Faszination dar, daß diese drei Jungfrauen, die mit der übrigen Welt den sparsamsten Kontakt pflegten, über sexuelles Begehren, Sadismus, Wahnsinn, Ehebruch, Inzest und Alkoholismus schrieben. Sie taten es einesteils im Überborden einer Phantasie, die sie als Kinder völlig unbeschämt hatten ausleben können, andererseits aus dem tiefen Verständnis der menschlichen Natur. Auch Branwell gab Einblick in die Verwüstungen, die der Zusammenprall von Traum und Realität nach sich ziehen kann.
Keine von ihnen wollte bewußt das Publikum schockieren. In naiver Kühnheit schuf Charlotte Frauenfiguren, die laut ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben einklagten. Emily folgte ihrem eigenen Gesetz, ihrem »Gott der Gesichte«, und legte ohnehin wenig Wert auf die Zustimmung der Welt. »Die Wahrheit« wollte Anne schreiben, gegen Dummheit und Brutalität. In einer Zeit, in der Ehefrauen das uneingeschränkte Eigentum ihrer Männer darstellten, wagt ihre Heldin Helen, Die Herrin von Wildfell Hall, dem Gatten die Schlafzimmertür vor der Nase zuzuschlagen, ein Knall, der durch das ganze viktorianische England hallte, wie Mae Sinclair später schrieb. Annes Zeitgenosse, der Kinderbuchautor Charles Kingsley, fand das Buch denn auch »entschieden ungeeignet als Lektüre für junge Mädchen«.
Heute scheinen wir die Brontës besser verstehen zu können, als es ihre Leser vor fast 150 Jahren taten. Charlottes Briefe an den geliebten »maître« in Brüssel, die den ganzen Jammer eines gebrochenen Herzens enthüllen, wurden erst 1913 in der Times publiziert. Die Bedeutung der Jugendschriften, diese schier unübersichtliche Tagtraumwerkstatt der vier Geschwister, in der zwei Großreiche der Phantasie – Angria & Gondal – entstanden, erreichte das öffentliche Bewußtsein erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts. Und der Recherchen und Neuentdeckungen ist kein Ende. Noch in den 80er Jahren fand die Brontë-Forscherin Christine Alexander in den Universitätsbibliotheken von Harvard und Princeton und in der British Library unbekannte Prosa- und Gedicht-Manuskripte von Charlotte, die bei Versteigerungen des Nachlasses siebzig Jahre zuvor in alle Winde gewirbelt worden waren. Das Jugendwerk Branwells, der in seiner »Scribblemania« Tausende von Manuskriptseiten bedeckte, ist noch nicht einmal vollständig entziffert, geschweige denn ediert. Juliet Barker, langjährige Bibliothekarin der Brontë Society, die in ihrer 1994 erschienenen tausendseitigen Biographie keinen Nachlaß-Krümel ungeprüft durchgehen läßt, hat wohl nicht als letzte in der Brontë-Folklore aufgeräumt ... Das Kapitel »wie wir wirklich sind« wird auch noch kommende Generationen von Brontë-Lesern beschäftigen.
An einem Apriltag des Jahres 1820 zieht der neue Pfarrer in Haworth ein. Sieben Karren mit seiner Habe und seiner Familie schwanken die Hauptstraße hinauf, die so steil ist, daß die Zugpferde Mühe haben, auf dem buckeligen Pflaster Tritt zu fassen. Graue, einstöckige Weberhäuschen säumen nahtlos die steinerne Gasse, deren Bürgersteig in langen Treppenstufen hügelan klettert. Links liegt das Black Bull Hotel, die Post, dann gabelt sich der Weg. Church Lane führt weiter hinauf an der Kirche vorbei und am Friedhof entlang. Dort, an seinem oberen Rand, auf der Grenze zwischen bewohnter und unbewohnter Welt, »rauchgeschwärzten Häusern, die sich um ihre rußspuckenden Fabriken drängen ... und dem stillen, düsteren, doch so geliebten Moor« (Charlotte), steht das Pfarrhaus, 1778 erbaut, also schlicht »georgian«, einstöckig mit großen Fenstern und einem Schornstein an jeder Giebelwand. Das Dach ist mit schweren Steinplatten gegen den Sturm gedeckt, der nach einem langen Anlauf über die Hügel hier am höchst gelegenen Punkt des Dorfes auf sein erstes Hindernis trifft. Die Heide – im Spätsommer während der kurzen Blüte ein rollendes Meer violetter Wellen – ist im April nicht mehr als das Versprechen überwältigenden Trübsinns; endlose kahle Kuppen, über die die Bärte der Regenwolken streifen, fahles Kraut und Schafe in nasser Wolle.
Die Bewohner der West-Ridings, dieser gemütlichen Ecke von Yorkshire, sind für ihre leidenschaftlichen Gemüter und ihre finsteren Manieren bekannt, aber mit dem neuen Reverend haben sie einen gefunden, der es mit ihnen an Feuer und Sturheit durchaus aufnehmen kann. Patrick Brontë, zur Zeit seines Einzugs dreiundvierzig Jahre alt, hoch gewachsen mit rötlichem Haar, einer scharfen Nase und einem sinnlichen Mund, hätte, wenn er nicht Pfarrer geworden wäre, auch einen guten Soldaten abgegeben. Ein großer Patriot und wilder Tory war er ohnehin.
© Insel Verlag
Keine von ihnen wollte bewußt das Publikum schockieren. In naiver Kühnheit schuf Charlotte Frauenfiguren, die laut ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben einklagten. Emily folgte ihrem eigenen Gesetz, ihrem »Gott der Gesichte«, und legte ohnehin wenig Wert auf die Zustimmung der Welt. »Die Wahrheit« wollte Anne schreiben, gegen Dummheit und Brutalität. In einer Zeit, in der Ehefrauen das uneingeschränkte Eigentum ihrer Männer darstellten, wagt ihre Heldin Helen, Die Herrin von Wildfell Hall, dem Gatten die Schlafzimmertür vor der Nase zuzuschlagen, ein Knall, der durch das ganze viktorianische England hallte, wie Mae Sinclair später schrieb. Annes Zeitgenosse, der Kinderbuchautor Charles Kingsley, fand das Buch denn auch »entschieden ungeeignet als Lektüre für junge Mädchen«.
Heute scheinen wir die Brontës besser verstehen zu können, als es ihre Leser vor fast 150 Jahren taten. Charlottes Briefe an den geliebten »maître« in Brüssel, die den ganzen Jammer eines gebrochenen Herzens enthüllen, wurden erst 1913 in der Times publiziert. Die Bedeutung der Jugendschriften, diese schier unübersichtliche Tagtraumwerkstatt der vier Geschwister, in der zwei Großreiche der Phantasie – Angria & Gondal – entstanden, erreichte das öffentliche Bewußtsein erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts. Und der Recherchen und Neuentdeckungen ist kein Ende. Noch in den 80er Jahren fand die Brontë-Forscherin Christine Alexander in den Universitätsbibliotheken von Harvard und Princeton und in der British Library unbekannte Prosa- und Gedicht-Manuskripte von Charlotte, die bei Versteigerungen des Nachlasses siebzig Jahre zuvor in alle Winde gewirbelt worden waren. Das Jugendwerk Branwells, der in seiner »Scribblemania« Tausende von Manuskriptseiten bedeckte, ist noch nicht einmal vollständig entziffert, geschweige denn ediert. Juliet Barker, langjährige Bibliothekarin der Brontë Society, die in ihrer 1994 erschienenen tausendseitigen Biographie keinen Nachlaß-Krümel ungeprüft durchgehen läßt, hat wohl nicht als letzte in der Brontë-Folklore aufgeräumt ... Das Kapitel »wie wir wirklich sind« wird auch noch kommende Generationen von Brontë-Lesern beschäftigen.
An einem Apriltag des Jahres 1820 zieht der neue Pfarrer in Haworth ein. Sieben Karren mit seiner Habe und seiner Familie schwanken die Hauptstraße hinauf, die so steil ist, daß die Zugpferde Mühe haben, auf dem buckeligen Pflaster Tritt zu fassen. Graue, einstöckige Weberhäuschen säumen nahtlos die steinerne Gasse, deren Bürgersteig in langen Treppenstufen hügelan klettert. Links liegt das Black Bull Hotel, die Post, dann gabelt sich der Weg. Church Lane führt weiter hinauf an der Kirche vorbei und am Friedhof entlang. Dort, an seinem oberen Rand, auf der Grenze zwischen bewohnter und unbewohnter Welt, »rauchgeschwärzten Häusern, die sich um ihre rußspuckenden Fabriken drängen ... und dem stillen, düsteren, doch so geliebten Moor« (Charlotte), steht das Pfarrhaus, 1778 erbaut, also schlicht »georgian«, einstöckig mit großen Fenstern und einem Schornstein an jeder Giebelwand. Das Dach ist mit schweren Steinplatten gegen den Sturm gedeckt, der nach einem langen Anlauf über die Hügel hier am höchst gelegenen Punkt des Dorfes auf sein erstes Hindernis trifft. Die Heide – im Spätsommer während der kurzen Blüte ein rollendes Meer violetter Wellen – ist im April nicht mehr als das Versprechen überwältigenden Trübsinns; endlose kahle Kuppen, über die die Bärte der Regenwolken streifen, fahles Kraut und Schafe in nasser Wolle.
Die Bewohner der West-Ridings, dieser gemütlichen Ecke von Yorkshire, sind für ihre leidenschaftlichen Gemüter und ihre finsteren Manieren bekannt, aber mit dem neuen Reverend haben sie einen gefunden, der es mit ihnen an Feuer und Sturheit durchaus aufnehmen kann. Patrick Brontë, zur Zeit seines Einzugs dreiundvierzig Jahre alt, hoch gewachsen mit rötlichem Haar, einer scharfen Nase und einem sinnlichen Mund, hätte, wenn er nicht Pfarrer geworden wäre, auch einen guten Soldaten abgegeben. Ein großer Patriot und wilder Tory war er ohnehin.
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Autoren-Porträt von Elsemarie Maletzke
Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren und wuchs in Bad Kreuznach auf. 1968 begann sie in der Redaktion der Satire-Zeitschrift Pardon zu arbeiten. 1974 ging sie als Deutschlehrerin nach Irland. Zurück in Deutschland war sie Redakteurin bei Titanic und beim Pflasterstrand. Anfang der 80er Jahre erschienen Reiseführer und Anthologien über Irland und Dublin. Es folgten ihre großen Biographien über die Brontës, George Eliot, Jane Austen, Elizabeth Bowen, Elizabeth Barrett und Robert Browning. 2013 erschien ihr Gartenkrimi Giftiges Grün. Elsemarie Maletzke lebt und arbeitet als Autorin, Herausgeberin und freie Journalistin mit den Schwerpunkten Reisen und Garten in Frankfurt am Main.
Bibliographische Angaben
- Autor: Elsemarie Maletzke
- 2008, 508 Seiten, 77 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: INSEL VERLAG
- ISBN-10: 3458351019
- ISBN-13: 9783458351016
- Erscheinungsdatum: 14.11.2008
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