Ascheland
Roman
Die Sonne bringt die allgegenwärtige Asche, die weich auf dieser Welt ruht, zum Glänzen.Deutschland, 2023, fünf Jahre nach dem Untergang der bekannten Welt: Zacharias Brandt wandert mit seiner dreibeinigen Hyäne Else durch das postapokalyptische...
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Produktinformationen zu „Ascheland “
Klappentext zu „Ascheland “
Die Sonne bringt die allgegenwärtige Asche, die weich auf dieser Welt ruht, zum Glänzen.Deutschland, 2023, fünf Jahre nach dem Untergang der bekannten Welt: Zacharias Brandt wandert mit seiner dreibeinigen Hyäne Else durch das postapokalyptische Mitteldeutschland. Die wenigen Überlebenden sind weit verstreut und doch kennt man ihn überall. Er ist der Kindermacher, der vermutlich einzige Mann, der noch Nachkommen zeugen kann. Der ehemalige Zoowärter ist aber kein Freund der Menschen, die er für die Verwüstung der Welt verantwortlich macht. Doch wenn er etwas bekommen will, muss er auch etwas geben.Ist es ein Fluch oder ein Segen, dass er ihnen Hoffnung geben kann? Will er ihnen wirklich eine neue Generation schenken?Auf seinem Weg begegnet Zacharias Menschen, die ihn in seinen Ansichten bestätigen, aber auch solchen, die ihm neue Perspektiven aufzeigen und ihrerseits Hoffnung geben. Und während er ihnen eine neue Zukunft schenkt, sieht er in seinen Träumen immer wieder ein altes, efeubewachsenes Haus. Liegt dort seine Zukunft?
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Ascheland “
1. März 2023, nördlicher SchwarzwaldDas dunkle Holz der Stiege seufzt unter meinen Schritten. Ich starre hinauf, dem fleckigen Kleid der Frau hinterher, bemüht, Schritt zu halten. Sie hat es eilig. Das linke Bein setzt sie vorsichtiger auf als das andere. Ihre rechte Hand mit den frisch, aber unsauber lackierten Fingernägeln hebt den fleckigen Rock eine Handbreit. Als ob er noch zu retten wäre. Kurz hält sie inne, lacht unsicher, ein geisterhaftes, verstörendes Geräusch. Dann steigt sie weiter hinauf. Ohne sich nach mir umzudrehen. Der violette, grob gestrickte Schal auf ihren Schultern verleiht ihr etwas eigenartig Pastorales.Ich zwinge mich, nicht an den armen Kerl unten in der Wohnküche zu denken. Wie er da hockt, traurig und stumm, den Blick ins erbärmliche Feuer des alten Kachelofens gerichtet. Seinen Filzhut in den Händen drehend und windend, als ob er eine andere Gegenwart aus dem Stoff wringen könnte.Die Frau heißt Brigitte, sagt sie. Ich registriere den Namen und lasse ihn sofort wieder los. Es ist ein Tauschgeschäft, kein Kennenlernen. Sie muss hübsch gewesen sein, damals, vor ein paar Jahren, vor einer Ewigkeit. Schön sogar. Ein Bild von ihr steht unten auf einer von Würmern zerfressenen Anrichte. Langes, dunkelblondes Haar, strahlende Augen, ein Lächeln zum Sterben.Jetzt ist davon nicht mehr viel übrig.Wir sind jetzt oben. Sie öffnet eine schwere Tür, und wir betreten einen dunklen, kleinen Raum, dessen muffige und schwere Luft mir den Atem raubt. Die Frau entzündet eine kleine Petroleumlampe. Aus dem von Ruß geschwärzten Glas schaut mich mein eigenes Gesicht an. Kurz nur, dann drehe ich mich weg.Ich kann die Frau nicht anschauen und mich selbst noch weniger.Ich sollte daran gewöhnt sein, nach all der Zeit. Aber noch immer drängt das Bild des Kerls unten in der Stube in mein Bewusstsein. Ich bin seine einzige Chance auf einen Neuanfang, aber der Weg dorthin raubt ihm den Verstand.Natürlich.Die Frau schlüpft mit einer schnellen Bewegung aus ihren
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Kleidern. Wie ein zerplatzter Traum taumelt der fleckige Rock mit dem Spitzensaum zu Boden und bleibt liegen.Ich begegne dem unsicheren Blick der Frau, und schenke ihr ein dünnes Lächeln.Ein Lächeln, das ich geprobt habe, im Spiegel ruhiger Seen.Ein Lächeln, das ihr Sicherheit geben soll. Die Sicherheit, das Richtige zu tun. Und mir die Sicherheit von Nahrung und Unterkunft. Wenn du etwas bekommen willst, musst du etwas geben. Das einzige Gesetz der neuen Welt.Ich ziehe den nackten Körper der Frau zu mir hin und wische den säuerlichen Geruch, der ihr entströmt, aus meinem Bewusstsein. Sie schaut zu Boden, während ihre Hände kraftlos herunter hängen. Ihre kleinen Fußzehen stoßen gegen meine schweren Stiefel, dann fällt ihr Kopf an meine Schulter und sie weint. Ganz leise.Ich streiche ihr übers strohige Haar. Dann drücke ich sie sanft von mir weg und streife meine schwere Kleidung ab. Führe sie zu dem breiten Bett mit den Schnitzereien am Kopfteil: ein Eber, eine Hirschkuh, ein Fuchs. Primitiv ins helle Holz gearbeitet. Der Kerl unten war wohl Jäger. Oder ist es immer noch.Die Frau zittert, und ich decke sie mit der struppigen Wolldecke zu, die am Fußende liegt. Ich lege meine Hand sanft auf ihre Augen, und sie schließt die Lider.Ich lege meine Lippen auf ihre, und sie öffnet den Mund. Ich atme warme, stickige Luft aus ihrer Mundhöhle und schließe selbst die Augen. Ihr Atem riecht nach kaltem Braten und Hoffnungslosigkeit, nach feuchter Erde und trockenem Stroh.Ich stelle sie mir vor, wie sie auf dem Foto unten aussieht. Das lange, dunkelblonde Haar. Der zauberhafte Blick. Die Sommersprossen rund um ihren vollen Mund.Ich träume sie mir schöner. Damit es schneller geht.Die Frau beginnt zu stöhnen, leise, fast unhörbar. Vermutlich, um sich selbst in trügerische Leidenschaft zu wiegen. Es ist mir egal. Alles, was hilft, ist willkommen. Ihre Hände beginnen, mich zu berühren. Legen sich wie kalte Frösche auf meinen Rücken und mein Hinterteil. Ihr Mund will den
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Autoren-Porträt von Oliver Kyr
Oliver Kyr arbeitet seit 1993 als Autor, Regisseur und Schriftsteller. 2011 erschien seine Novelle "Audrey und der Tod" im Noel-Verlag, das Hörbuch dazu war in zwei Kategorien für den Deutschen Hörbuchpreis "Ohrkanus" nominiert. 2012 veröffentlichte er zusammen mit Elmar Matt das Kinderbuch "Meine Freundin Scarlett", es folgte die Seelenreise "Rendezvous mit Eve" (Red Iguana).Oliver Kyr reist zurzeit mit seiner Familie als Story-Nomade in einem Wohnmobil durch Europa. Im Oktober 2016 erscheint sein erster Roman "Ascheland" bei acabus. Sein Video-Blog "PegasusPowWow" ist seit Frühsommer 2016 bei YouTube und www.pegasuspowwow.de online zu sehen.Sein zweiter Spielfilm "Live.Die.Love" wird voraussichtlich 2017 gedreht.www.oliverkyr.com
Bibliographische Angaben
- Autor: Oliver Kyr
- 2018, Originalausgabe, 216 Seiten, Maße: 13,9 x 21,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: ACABUS
- ISBN-10: 3862824497
- ISBN-13: 9783862824496
- Erscheinungsdatum: 06.02.2018
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